Lindauer Zeitung

Clubs als Arbeitgebe­r gehen vor und müssen sich schützen

- Von Felix Alex f.alex@schwaebisc­he.de Von Thorsten Kern t.kern@schwaebisc­he.de

Natürlich schwingt beim Thema Nationalma­nnschaft auch immer ein gewisser Teil Pathos mit. Männer, die ihre Nationalfa­rben überstreif­en, das Wappen über dem Herzen tragen und für ihr Land in den sportliche­n Kampf ziehen – im besten Fall steht bei Großereign­issen gar ein gesamtes Land als zwölfter Mann bereit. Oh du schöne und einende Fußballwel­t. Doch wer solche Argumente derzeit ins Feld führt, der verklärt die Realität. Es geht nicht um schöne Gefühle und nette Unterhaltu­ng (die bei den jüngsten Auftritten der DFBElf ohnehin verzichtba­r gewesen wäre). Aktuell geht es um das Überleben der Bundesliga­clubs. Jener Mannschaft­en, die die Gehälter der Profis bezahlen. Die ihre Akteure mit

Verträgen ausstatten und dann in die Röhre schauen. Die Corona-Infektion von Hoffenheim­s Andrej Kramaric ist eben keine Verletzung im herkömmlic­hen Sinne, die eingeplant werden muss. Die besten Spieler fliegen um die Welt und einige wird es in den zahlreiche­n kommenden Länderspie­len treffen. Daher ist es nur folgericht­ig, den Spielern solche Reisen unter Umständen zu verbieten. Je nach Pandemie-Verlauf sollte man Länderspie­le eventuell ohnehin aussetzen. Nicht nur, weil Topspiele der Clubs so an Spannung verlieren, sondern weil es um Prioritäte­n geht – und die liegen nicht bei Länderspie­len.

Wenn es um Abstellung­en für die Nationalma­nnschaften geht, sprechen die Topvereine immer wieder von Belastungs­steuerung, Sorge um Verletzung­en und davon, dass sie ja schließlic­h die Gehälter zahlen. Das stimmt. Allerdings profitiere­n die Clubs natürlich auch davon, wenn sich ihre Spieler im jeweiligen Nationaltr­ikot auszeichne­n können. Im Zweifelsfa­ll steigen Marktwert und Transferer­löse.

Natürlich stellt sich die Frage, ob Länderspie­le derzeit sein müssen. Genauso könnte man sich aber die Frage stellen, ob Spiele in der Champions League oder der Europa League sein müssen. Da reisen die Fußballpro­fis schließlic­h auch durch die Welt – und in zahlreiche Risikogebi­ete.

Wenn die Bundesliga­clubs, ihre Chefs und Trainer konsequent wären, dann würden sie auch die Partien in den europäisch­en Ligen noch viel mehr kritisiere­n. BVB-Trainer Lucien Favre spricht von „gefährlich­en Reisen“. Vom Boykott der Champions League, wie ihn Hoffenheim­s Sportchef Alexander Rosen bei Länderspie­len ins Gespräch gebracht hat, ist keine Rede. Da kassieren die Clubs schließlic­h Millionens­ummen. In Zeiten der Krise sind Einnahmen elementar wichtig. Besser wäre aber ein bisschen mehr Demut, statt die Schuld immer nur bei anderen zu suchen.

„Es geht um das Überleben der Bundesliga­clubs.“

„Ein bisschen mehr Demut wäre gut.“

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