Publikum trägt KUH-Trio durchs Konzert
Erstmals im Stadttheater – Normalerweise sind die Musiker um Frantisek Uhlir im intimen Rahmen zu hören
- Premiere für Frantisek Uhlir mit seiner Band The KUH Trio. Erstmals hat der Prager Kontrabassist ein Konzert im Lindauer Stadttheater gegeben. Zustande gekommen ist dies, weil der Jazzclub Lindau auf ein Angebot des Kulturamtsleiters Alexander Warmbrunn zurückgegriffen hat: Warmbrunn bietet das Stadttheater anderen Kulturträgern in Lindau als Veranstaltungsort an, die in ihren normalen Räumlichkeiten aufgrund der Corona-Regeln keine Konzerte veranstalten können.
Normalerweise besticht ein Konzert mit Frantisek Uhlir durch einen sehr intimen Rahmen. Um so spannender war die Frage: Kann das auf der großen Bühne überhaupt funktionieren? Ja, es kann. Uhlir funktioniert auch im großen Saal hervorragend. Gemeinsam mit Schlagzeuger Jaromir Helesic und dem österreichischen Gitarristen Edi Köhldorfer (erstmals in Lindau mit dabei) begeisterten die drei Musiker die Zuhörer. Trotz großer Abstände
rissen sie das Publikum mit. Bereits beim Begrüßungsapplaus staunte Köhldorfer: „Das klingt hier ja wie ein ausverkauftes Haus.“Das stimmte fast. Nur wenige Plätze waren unter Coronabedingungen frei geblieben: „Wir freuen uns unglaublich, wieder auf der Bühne stehen zu können.“Uhlir ergänzte: „Endlich kann man wieder echte Musik für echte Menschen spielen.“
Die Musiker sind seit einigen Tagen auf Tour und haben ihre frischen Negativtests im Gepäck. Auch bei den Zuhörern spürte man den Hunger nach lebendiger Musik. Und wenn das musikalische Menü von einer Qualität ist wie das vom Trio KUH, bleiben fast keine Wünsche
Edi Köhldorfer
mehr offen.
Seit rund einem Jahr spielen Uhlir und Helesic mit dem in Wien lebenden Köhldorfer zusammen, klingen aber, als ob sie bereits seit Jahrzehnten miteinander musizieren würden. Die Empfehlung eines Bekannten brachte die drei zusammen. Im Repertoire hatte das Trio KUH vor allem Kompositionen von Köhldorfer. und Uhlir. Köhldorfers Humor harmoniert hervorragend mit dem der beiden Prager, ebenso der Spielwitz beim Improvisieren.
Vom ersten bis zum letzten Ton zeigte sich: Die drei zelebrieren ihre Freude zusammenspielen zu dürfen in höchster Form. Köhldorfers Gitarrenspiel,
das oftmals mit breit angelegten Akkordpassagen gleichsam einen kompletten Instrumentalsatz vereinigt, ohne dabei Melodielinien zu vernachlässigen, ließ die Hörer schnell vergessen, dass es sich „lediglich“um ein Trio handelt. Und Uhlirs nach wie vor höchst virtuoses
Bassspiel ließ nicht erahnen, dass der Mann seinen 70. Geburtstag mit dieser Tour feiert.
Ebenfalls kaum zu glauben war, dass Helesic noch ein paar Jährchen länger auf diesem Planeten weilt. So entspannt legt wohl kaum ein Drummer einen rhythmischen Teppich derart perfekt, egal, ob Blues, Swing oder Funk gespielt wird.
Mit den Titeln ihrer Stücke zollen die Musiker entweder großen Vorbildern oder eigenen Bandmitgliedern Tribut. „Frantology“ist dem Bassisten gewidmet, „Big Mouth“hingegen ein Hinweis in Richtung USA als musikalische Ohrfeige für Menschen der aktuellen Zeitgeschichte. Ebenso typisch für Uhlir die – bis jetzt – zweiteilige Suite, deren erster Teil „You Are Never at Home“den Musikerfrauen aus dem Herzen geschrieben scheint, worauf Teil zwei „Maybe later“die Antwort der Musiker bedeuten könnte.
„Die gefühlt mindestens 200 Leute“forderten eine Zugabe und bekamen sie. Auch nach dem Konzert staunten die drei Musiker über das Publikum: Knapp 70 Menschen vermittelten ihnen, vor einem richtig vollen Saal zu spielen. Das erleben sie nicht alle Tage.
„Das klingt hier wie ein ausverkauftes Haus.“