Die herbstlichen Zeichen der Vergänglichkeit
Wirtschaftsexperten sagen schon lange, dass wir uns einsargen können, sollte eines Tages der Warenstrom aus China versiegen. Aber das stimmt so freilich nicht, weil ja auch die Särge mittlerweile aus China kommen, und wenn diese also nicht mehr kommen, ist’s selbst mit dem Einsargen Essig – sieht man von der typischen deutschen Eiche rustikal einmal ab, die sich in nicht wenigen Wohnzimmern schon zu Lebzeiten mit melancholischer Schwere von der geliebten Schrankwand auf die Brust der Bewohner legt.
Welcher Behälter am sprichwörtlichen Ende zuletzt aber der finale sein wird – Chinesen hin, Chinesen her – mag im Zeichen fallenden Fallobstes interessant erscheinen. Gerade im Herbst, der sich ja dadurch auszeichnet, dass tote Blätter allenthalben die Wege und Straßen als Zeichen der Vergänglichkeit säumen. Erlösung versprechen sich die Menschen von Laubbläsern, die nun allüberall ihre dröhnende Melodie als Abgesang auf den Sommer spielen. Und das welke Blattwerk heiser hinweghauchen – am liebsten in Nachbars Garten.
Es gibt ganze Fotobildbände, in denen Fotografen skurrile Grabmäler festgehalten haben. Mausoleen der Exzentrik. Etwa in Stein gehauene Sportwagen. Subtiler ist die rare literarische Gattungsform der Grabinschriften, darunter fröhliche wie „Hier schweigt Johanna Vogelsang, sie zwitscherte ein Leben lang“. Aber auch Bedauernde, etwa „Hier ruhen meine Gebeine, ich wollt’ es wären Deine“. Zum Glück sind wir wenigstens, was die Lyrik angeht, noch unabhängig vom Chinesen. (nyf )