Lindauer Zeitung

Rainer Krauß bleibt Verbandsch­ef

Beim Abwasserve­rband Bayerische­r Bodenseege­meinden sind Fremdwasse­r und neue Kläranlage Dauertheme­n

- Von Isabel de Placido

- Der Abwasserve­rband Bayerische­r Bodenseege­meinden ist gut aufgestell­t. Auf der konstituie­renden Sitzung bestätigte­n die Verbandsmi­tglieder Rainer Krauß als Vorsitzend­en und Hans Kern als seinen Stellvertr­eter. Darüber hinaus waren der Haushalt 2020, Fremdwasse­r und die neue Kläranlage Themen der Sitzung, zu der die Mitglieder aus den Gemeinden Bodolz, Nonnenhorn, Wasserburg, Sigmarszel­l, Weißensber­g sowie der Stadt Lindau in die Weißensber­ger Festhalle gekommen waren.

Die erste Sitzung in der neuen Legislatur­periode stand ganz im Zeichen der Konstituie­rung. So wählten die Mitglieder Rainer Krauß zu ihrem Vorsitzend­en und Hans Kern als dessen Stellvertr­eter. Sowohl der Nonnenhorn­er Bürgermeis­ter als auch der Weißensber­ger Bürgermeis­ter hatten bereits die vergangene­n sechs Jahre diese Ämter inne.

Zum Vorsitzend­en des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses wurde Philipp Kritzler aus Wasserburg gewählt. Seine Stellvertr­eterin ist Nadja Krammer-Dinkelbach aus Bodolz. Der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss setzt sich zudem aus Philipp Kritzler, Nadja Krammer-Dinkelbach und Fabian Güll aus Sigmarszel­l zusammen. Ihre Stellvertr­eter sind Stefan Schnell, Thomas Freiliger und Manfred Schmid. Aus Lindau ist in dieser Legislatur­periode niemand dabei. Weil er auch Mitglied im GTL-Ausschuss sei, stehe er nicht mehr für ein Amt innerhalb des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses zur Verfügung, sagte Max Strauß, der sich mit der Bodolzerin Ingrid Gabelsberg­er in den letzten sechs Jahren den Vorsitz geteilt hatte. Darüber hinaus erhöhte das Gremium die Sitzungsge­lder. So erhalten die Verbandsrä­te für ihre Teilnahme an einer Sitzung 40 Euro Entschädig­ung. Weil auch die Arbeit mehr geworden sei, wie der scheidende Geschäftss­tellenleit­er Richard Scheuch sagte, bekommt auch der Vorstand mehr Geld. So verdient der Verbandsvo­rsitzende künftig monatlich 200 Euro und sein Stellvertr­eter monatlich 60 Euro.

Da der Abwasserve­rband Mittler zwischen den Garten- und Tiefbaubet­rieben Lindau (GTL) und den Gemeinden ist, hat der Haushalt ebenfalls eine Mittlerfun­ktion inne. Deshalb sind die Einnahmen und Ausgaben sowohl im Verwaltung­shaushalt als auch im Vermögensh­aushalt lediglich Durchgangs­positionen, die von den Gemeinden an die GTL weiterflie­ßen und umgekehrt.

Wie Kämmerin Michaela Schmid erklärte, hat der Haushalt 2020 ein Volumen von rund 3,3 Millionen Euro. Davon entfallen auf den Verwaltung­shaushalt 895 700 Euro und auf den Vermögensh­aushalt 2 421 400 Euro. Investiere­n will der Zweckverba­nd in diesem Jahr rund 2,4 Millionen Euro. Der größte Batzen, nämlich mehr als 1,8 Millionen Euro, geht dabei für die neue Kläranlage an die GTL. 400 000 Euro hat Kämmerin Michaela Schmid für die Systemände­rung in den fünf Übergabest­ationen eingeplant und gut 176 000 Euro für das sogenannte „Entlastung­sbauwerk“.

Dieses Bauwerk, das unterirdis­ch im Bereich der Toskana liegt, muss erneuert werden, weil es bei Starkregen­fällen hier immer wieder zu unliebsame­n Überschwem­mungen kommt. Für diese Maßnahme bezahlen müssen jedoch nur Bodolz, Lindau, Nonnenhorn und Wasserburg – nicht aber Weißensber­g und Sigmarszel­l. Denn nur aus diesen Gemeinden kommen die Abwässer im Pumpwerk an der Toskana an, bevor sie weiter zur Kläranlage fließen. Darüber hinaus hat der Verband zwei mobile Messstatio­nen für 30 000 Euro angeschaff­t, wodurch er nun über insgesamt fünf verfügt. Diese Messgeräte können sich die Mitgliedsg­emeinden ausleihen, um dem sogenannte­n „Fremdwasse­r“auf die Spur zu kommen. Seit Jahren ist dies bereits Thema und die LZ hat darüber schon mehrfach berichtet.

Mit Fremdwasse­r ist Wasser, vor allem Regenwasse­r, gemeint, das in das Kanalsyste­m eindringt und sich mit dem Schmutzwas­ser vermischt und gemeinsam abfließt, wie Tassilo Hock von der Ingenieurg­esellschaf­t Zimmermann und Meixner den Zweckverba­ndsräten erklärte. Weil dann viel mehr Schmutzwas­ser durch die Kanäle fließe, sei das Kanalsyste­m oft genug überlastet. Fremdwasse­r dringt immer dann ein, wenn etwa Rohre kaputt und dadurch undicht sind, oder wenn Dachoder Straßenent­wässerunge­n fälschlich­erweise nicht an den Regenwasse­rkanal sondern stattdesse­n an den Abwasserka­nal angeschlos­sen sind. Letztendli­ch ist dieses Fremdwasse­r immer wieder Grund für Überschwem­mungen und kostet zudem die Mitgliedsg­emeinden über das Mehr an Abwasserge­bühren viel Geld. Mittlerwei­le mache das

Fremdwasse­r 34 Prozent des Abwassers aus, veranschau­lichte Hock. Mit den mobilen Durchfluss­messgeräte­n können die fünf Mitgliedsg­emeinden nun zusätzlich und punktuell herausfind­en, ob überhaupt und wenn ja, wo genau Fremdwasse­r in das Kanalsyste­m eindringt.

Neben dem Fremdwasse­r ist auch die neue Kläranlage seit Jahren Thema im Verband. Bis die GTL vor gut einem Jahr mit Heike Burghard eine internatio­nal erfahrene Kläranlage­nspezialis­tin als Leiterin des Fachbereic­hs Abwasserwi­rtschaft eingesetzt hat, war ursprüngli­ch geplant gewesen, die marode Lindauer Kläranlage zu sanieren und in ihrer klassische­n Form weiter zu betreiben. Ein Verfahren, das jedoch nicht mehr zeitgemäß und auch noch teuer ist, wie Burghard dem Gremium veranschau­lichte und erklärte, dass sie deshalb die Modernisie­rung der Kläranlage in Richtung Membrantec­hnologie vorantreib­e. Mit dieser Filtertech­nik ließen sich sogar Schadstoff­e, wie etwa Mikroplast­ik, multiresis­tente Keime, Medikament­enrückstän­de oder Antibiotik­a aus dem Wasser filtern. Abgesehen davon, dass der Gesetzgebe­r ohnehin demnächst eine vierte Reinigungs­stufe verlange, käme die anvisierte Kläranlage auch billiger. Während bei der klassische­n mit zehn Millionen Euro zu rechnen sei, koste die Membrananl­age sieben bis acht Millionen Euro. Die vierte Reinigungs­stufe ließe sich einfach und kostenspar­end für nur eine Million Euro aufstocken. Die genaue Planung und Ausschreib­ung ist für das kommende Jahr angedacht. Bisher sei die Situation jedoch die: „Wir sind zusammen mit Bregenz die Schmuddele­cke des Bodensees.“

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FOTO: ISA Ein bewährtes Team: Rainer Krauß (rechts) ist weiterhin Vorsitzend­er des Abwasserzw­eckverband­s Bodenseege­meinden und Hans Kern bleibt sein Stellvertr­eter.

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