Rainer Krauß bleibt Verbandschef
Beim Abwasserverband Bayerischer Bodenseegemeinden sind Fremdwasser und neue Kläranlage Dauerthemen
- Der Abwasserverband Bayerischer Bodenseegemeinden ist gut aufgestellt. Auf der konstituierenden Sitzung bestätigten die Verbandsmitglieder Rainer Krauß als Vorsitzenden und Hans Kern als seinen Stellvertreter. Darüber hinaus waren der Haushalt 2020, Fremdwasser und die neue Kläranlage Themen der Sitzung, zu der die Mitglieder aus den Gemeinden Bodolz, Nonnenhorn, Wasserburg, Sigmarszell, Weißensberg sowie der Stadt Lindau in die Weißensberger Festhalle gekommen waren.
Die erste Sitzung in der neuen Legislaturperiode stand ganz im Zeichen der Konstituierung. So wählten die Mitglieder Rainer Krauß zu ihrem Vorsitzenden und Hans Kern als dessen Stellvertreter. Sowohl der Nonnenhorner Bürgermeister als auch der Weißensberger Bürgermeister hatten bereits die vergangenen sechs Jahre diese Ämter inne.
Zum Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses wurde Philipp Kritzler aus Wasserburg gewählt. Seine Stellvertreterin ist Nadja Krammer-Dinkelbach aus Bodolz. Der Rechnungsprüfungsausschuss setzt sich zudem aus Philipp Kritzler, Nadja Krammer-Dinkelbach und Fabian Güll aus Sigmarszell zusammen. Ihre Stellvertreter sind Stefan Schnell, Thomas Freiliger und Manfred Schmid. Aus Lindau ist in dieser Legislaturperiode niemand dabei. Weil er auch Mitglied im GTL-Ausschuss sei, stehe er nicht mehr für ein Amt innerhalb des Rechnungsprüfungsausschusses zur Verfügung, sagte Max Strauß, der sich mit der Bodolzerin Ingrid Gabelsberger in den letzten sechs Jahren den Vorsitz geteilt hatte. Darüber hinaus erhöhte das Gremium die Sitzungsgelder. So erhalten die Verbandsräte für ihre Teilnahme an einer Sitzung 40 Euro Entschädigung. Weil auch die Arbeit mehr geworden sei, wie der scheidende Geschäftsstellenleiter Richard Scheuch sagte, bekommt auch der Vorstand mehr Geld. So verdient der Verbandsvorsitzende künftig monatlich 200 Euro und sein Stellvertreter monatlich 60 Euro.
Da der Abwasserverband Mittler zwischen den Garten- und Tiefbaubetrieben Lindau (GTL) und den Gemeinden ist, hat der Haushalt ebenfalls eine Mittlerfunktion inne. Deshalb sind die Einnahmen und Ausgaben sowohl im Verwaltungshaushalt als auch im Vermögenshaushalt lediglich Durchgangspositionen, die von den Gemeinden an die GTL weiterfließen und umgekehrt.
Wie Kämmerin Michaela Schmid erklärte, hat der Haushalt 2020 ein Volumen von rund 3,3 Millionen Euro. Davon entfallen auf den Verwaltungshaushalt 895 700 Euro und auf den Vermögenshaushalt 2 421 400 Euro. Investieren will der Zweckverband in diesem Jahr rund 2,4 Millionen Euro. Der größte Batzen, nämlich mehr als 1,8 Millionen Euro, geht dabei für die neue Kläranlage an die GTL. 400 000 Euro hat Kämmerin Michaela Schmid für die Systemänderung in den fünf Übergabestationen eingeplant und gut 176 000 Euro für das sogenannte „Entlastungsbauwerk“.
Dieses Bauwerk, das unterirdisch im Bereich der Toskana liegt, muss erneuert werden, weil es bei Starkregenfällen hier immer wieder zu unliebsamen Überschwemmungen kommt. Für diese Maßnahme bezahlen müssen jedoch nur Bodolz, Lindau, Nonnenhorn und Wasserburg – nicht aber Weißensberg und Sigmarszell. Denn nur aus diesen Gemeinden kommen die Abwässer im Pumpwerk an der Toskana an, bevor sie weiter zur Kläranlage fließen. Darüber hinaus hat der Verband zwei mobile Messstationen für 30 000 Euro angeschafft, wodurch er nun über insgesamt fünf verfügt. Diese Messgeräte können sich die Mitgliedsgemeinden ausleihen, um dem sogenannten „Fremdwasser“auf die Spur zu kommen. Seit Jahren ist dies bereits Thema und die LZ hat darüber schon mehrfach berichtet.
Mit Fremdwasser ist Wasser, vor allem Regenwasser, gemeint, das in das Kanalsystem eindringt und sich mit dem Schmutzwasser vermischt und gemeinsam abfließt, wie Tassilo Hock von der Ingenieurgesellschaft Zimmermann und Meixner den Zweckverbandsräten erklärte. Weil dann viel mehr Schmutzwasser durch die Kanäle fließe, sei das Kanalsystem oft genug überlastet. Fremdwasser dringt immer dann ein, wenn etwa Rohre kaputt und dadurch undicht sind, oder wenn Dachoder Straßenentwässerungen fälschlicherweise nicht an den Regenwasserkanal sondern stattdessen an den Abwasserkanal angeschlossen sind. Letztendlich ist dieses Fremdwasser immer wieder Grund für Überschwemmungen und kostet zudem die Mitgliedsgemeinden über das Mehr an Abwassergebühren viel Geld. Mittlerweile mache das
Fremdwasser 34 Prozent des Abwassers aus, veranschaulichte Hock. Mit den mobilen Durchflussmessgeräten können die fünf Mitgliedsgemeinden nun zusätzlich und punktuell herausfinden, ob überhaupt und wenn ja, wo genau Fremdwasser in das Kanalsystem eindringt.
Neben dem Fremdwasser ist auch die neue Kläranlage seit Jahren Thema im Verband. Bis die GTL vor gut einem Jahr mit Heike Burghard eine international erfahrene Kläranlagenspezialistin als Leiterin des Fachbereichs Abwasserwirtschaft eingesetzt hat, war ursprünglich geplant gewesen, die marode Lindauer Kläranlage zu sanieren und in ihrer klassischen Form weiter zu betreiben. Ein Verfahren, das jedoch nicht mehr zeitgemäß und auch noch teuer ist, wie Burghard dem Gremium veranschaulichte und erklärte, dass sie deshalb die Modernisierung der Kläranlage in Richtung Membrantechnologie vorantreibe. Mit dieser Filtertechnik ließen sich sogar Schadstoffe, wie etwa Mikroplastik, multiresistente Keime, Medikamentenrückstände oder Antibiotika aus dem Wasser filtern. Abgesehen davon, dass der Gesetzgeber ohnehin demnächst eine vierte Reinigungsstufe verlange, käme die anvisierte Kläranlage auch billiger. Während bei der klassischen mit zehn Millionen Euro zu rechnen sei, koste die Membrananlage sieben bis acht Millionen Euro. Die vierte Reinigungsstufe ließe sich einfach und kostensparend für nur eine Million Euro aufstocken. Die genaue Planung und Ausschreibung ist für das kommende Jahr angedacht. Bisher sei die Situation jedoch die: „Wir sind zusammen mit Bregenz die Schmuddelecke des Bodensees.“