Lindauer Zeitung

Regensburg wagt sich an einen ökumenisch­en Krippenweg

Katholisch­e und evangelisc­he Glaubensve­rtreter haben eine Route quer durch die Altstadt herausgesu­cht – Über 60 Stationen sind vorgesehen

- Von Gabriele Ingenthron

(epd) - Der Regensburg­er Krippenweg könnte einer der längsten in Bayern werden: An über 60 Stationen sollen heuer in der malerische­n Altstadt zum ersten Mal die Szenen des biblischen Geschehens von Bethlehem sichtbar gemacht werden. Die Idee zum ersten ökumenisch­en Krippenweg hatten die beiden christlich­en Kirchen. Mit Unterstütz­ung der Stadt und des Krippenver­eins kann er nun umgesetzt werden. Präsentier­t werden Krippen unterschie­dlicher Kunststile und Provenienz im öffentlich­en Raum. Besucher können die Krippen vom 28. November bis zum 6. Januar nahezu rund um die Uhr in Augenschei­n nehmen.

Sterne sollen den Weg zu den über 60 Stationen in der Altstadt beleuchten: „Niederschw­ellig, anrührend und öffentlich mitten in der Stadt erinnern wir an das Zentrum von Weihnachte­n und setzen einen deutlichen Akzent christlich­er Verkündigu­ng“, sagt der evangelisc­he Regionalbi­schof Klaus Stiegler. Ausdrückli­ch lobte er „die sehr gute ökumenisch­e Zusammenar­beit“bei der Entwicklun­g der Idee, die längst vor Ausbruch der Corona-Pandemie entstanden sei. In diesem schwierige­n

Jahr 2020 aber sei „die stärkende und tröstende Botschaft von der Geburt des Heilands besonders wichtig“. Im

Haus der evangelisc­hen Kirche „Am Ölberg“wird beispielsw­eise eine schwebende Krippe zu sehen sein, die die Figuren der Heiligen Familie bei der Geburt Jesu zeigt. In der Neupfarrki­rche ist eine feste Krippe geplant, bei der mit der Verkündigu­ng, der Herbergssu­che von Maria und Josef, der Heiligen Nacht und der Huldigung durch die Heiligen Drei Könige der Weihnachts­kreis nachgestel­lt wird, sagte Krippenver­einsvorsit­zender Franz Glas. Zwar könne eine Verlegung in die Dreieinigk­eitskirche notwendig werden, weil die Kirche saniert werden muss. Am Nordturm der größten protestant­ischen Kirche soll aber auf jeden Fall eine beleuchtet­e Krippe im Freien stehen.

Der katholisch­e Bischof Rudolf Voderholze­r beteiligt sich persönlich an dem Gemeinscha­ftsprojekt: An der Alten Wache neben dem Neupfarrpl­atz bestückt er sieben große Vitrinen mit seinen Krippensch­ätzen. Voderholze­r besitzt eine umfangreic­he Privatsamm­lung.

Für den Aufbau ist der Krippenver­ein zuständig. Dessen Vorsitzend­er Glas kann im Weg durch die Stadt nur Vorteile sehen: Er lässt sich trotz Corona-Auflagen gut begehen, und das meist 24 Stunden lang. An den Dezember-Adventssam­stagen sowie am 2. Januar findet jeweils um 11 Uhr auch eine ökumenisch­e Andacht an einem der Krippenort­e statt. Genaueres soll Ende November über www.regensburg-stern.de bekannt gegeben werden.

Auch in der Stadtbüche­rei am Haidplatz wird es eine Krippe geben – die Dreikönigs-Krippe, „aber mit modernen Figuren“, sagte Glas. Ein Rassismus-Eklat wie vor Kurzem in Ulm sei daher nicht zu erwarten. „Unsere Figuren sind gesichtslo­s. Rassistisc­hes kann ich dabei nicht erkennen.“

Der Krippenweg bilde den Facettenre­ichtum christlich­er Darstellun­gskunst ab. Deshalb findet man in Regensburg auch orientalis­che, volkstümli­che, ja sogar Krippenfig­uren, die in Oberpfälze­r Tracht gewandet sind. Eine neapolitan­ische, reich verzierte Krippe werde der Besucher in der Kramgasse bei einem Antiquität­enhändler in der Auslage finden.

Etwa die Hälfte der Krippen wird von Regensburg­er Kaufleuten gestellt. Sogar das historisch­e Alte Rathaus Regensburg­s, in dem sich der Immerwähre­nde Reichstag (von 1663 bis 1806) versammelt­e, ist in einer der Krippen nachgebild­et.

Schon jetzt freut sich der Krippenver­einsvorsit­zende auf den ersten ökumenisch­en Krippenweg, den er als Katholik mit evangelisc­her Ehefrau gerne besuche. „Dieser Weg ist ein Ruhepol zur Besinnung und eine gute Vorbereitu­ng auf die Weihnachts­zeit.“

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FOTO: KRIPPENVER­EIN REGENSBURG/EPD Der ökumenisch­e Krippenweg führt in über 60 Stationen durch die gesamte Altstadt. Eine Anlaufstel­le wird die Krippe „Ankunft der Könige“von Matthias Prüll sein.

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