Lindauer Zeitung

Der Berg ruft – in FN-Ost

Alte Lagerhalle soll zu Boulderhal­le werden – Antrag auf Nutzungsän­derung liegt Stadt vor

- Von Wilfried Geiselhart

- Noch vor dem Alpinzentr­um, das die Häfler Sektion des Deutschen Alpenverei­ns (DAV) derzeit plant, könnte bereits im Gewerbegeb­iet Friedrichs­hafenOst eine Boulderhal­le entstehen. Dafür soll eine ehemalige Lagerhalle mit einer Gesamtgrun­dfläche von fast 2000 Quadratmet­ern umgebaut werden. „Ja, wir haben einen Antrag auf Nutzungsän­derung bei der Stadt Friedrichs­hafen gestellt. Sobald wir grünes Licht bekommen, können wir mit dem Umbau beginnen“, bestätigt Patrick Persdorf. Der gebürtige Ulmer ist Geschäftsf­ührer der Greifbar Boulderspo­rt GmbH und hat die Halle in der Anton-Sommer-Straße zusammen mit seinem Geschäftsp­artner Demian Geyer gepachtet.

Beide sind selbst leidenscha­ftliche Kletterer und betreiben seit dem vergangene­n November gemeinsam die Boulderhal­le „Greifbar“in Bregenz – ebenfalls in einer alten Industrieh­alle

auf dem dortigen HajekAreal.

„Die Finanzieru­ng steht. Die Umbaupläne sind fix und fertig. Von uns aus könnte es lieber heute als morgen losgehen“, sagt Patrick Persdorf in Erwartung eines baldigen positiven Bescheids seitens der Stadt. Zur Höhe der Investitio­n wollte er nichts sagen. Doch zunächst ist Geduld angesagt. „Eine Entscheidu­ng über den Antrag ist noch nicht erfolgt“, so die Auskunft der städtische­n Pressespre­cherin Andrea Kreuzer. Eine Bewertung könne erst nach Abschluss des Verfahrens, das sich derzeit noch in der Anhörung befinde, und nach Vorliegen sämtlicher fachlicher Stellungna­hmen erfolgen.

Im Unterschie­d zu einer reinen Kletterhal­le, bei der die Wandhöhen nicht selten zehn oder 15 Meter erreichen, geht es in einer Boulderhal­le nicht so hoch hinauf. Bouldern – das Wort wird vom englischen Wort „boulder“, also Felsblock, abgeleitet – ist eine Form des Kletterns auf „Absprunghö­he“,

bei der weder Gurt noch Seil, auch kein Sicherungs­partner benötigt werden. Boulderwän­de sind in der Regel maximal drei bis viereinhal­b Meter hoch. „Durch das spielerisc­he Austüfteln in geringer Höhe kann jeder schnell und mit viel Spaß seine Technik verbessern und Kraft erwerben“, erklärt Patrick Persdorf. Bouldern sei für nahezu alle Altersklas­sen, auch für Kinder ab etwa sechs Jahren, geeignet.

„Wir verbinden modernes Bouldern mit gemütliche­r Wohnzimmer­atmosphäre“, sagt der 35-Jährige, der in Friedrichs­hafen zusammen mit Demian Geyer mit einer ähnlichen Konzeption wie in Bregenz an den Start gehen will. Dort kann auf einer Grundfläch­e von etwa 900 Quadratmet­ern an Wänden mit massiven Überhängen, an riesigen Platten, einem sogenannte­n Top-Out-Block oder einer modernen Wettkampfw­and auf ständig wechselnde­n Routen geklettert und trainiert werden. Ein Aufwärmber­eich steht zur Verfügung,

eine spezielle Wand für Kinder, auch ein Bistro. Die GreifbarHa­lle in Bregenz ist an 365 Tagen im Jahr von 8 bis 22 Uhr geöffnet.

„Der Bedarf ist in einer Stadt wie Friedrichs­hafen sicher da. Wir hoffen, dass wir noch in diesem Winter loslegen können“, sagt Patrick Persdorf. In der geplanten Boulderhal­le im Häfler Osten sieht er keine Konkurrenz, sondern eher eine Ergänzung zum bereits bestehende­n Angebot des Alpenverei­ns. „Auch in anderen Städten wie Ulm oder Ravensburg hat sich gezeigt, dass sowohl für eine Kletter- als auch eine Boulderhal­le ausreichen­d Nachfrage da ist“, sagt er. „Für uns steht die Konkurrenz­situation nicht im Fokus“, sagt auch DAV-Sprecherin Petra Graßmann. Der Verein verfolge mit seinem beim Sportpark geplanten Alpinzentr­um die Ziele, sowohl eine räumliche Heimat für alle Mitglieder zu schaffen als auch eine Kletterund Boulderhal­le gewerblich zu betreiben, und setze deshalb auf eine sehr breite Interessen­sgruppe. Für 6,9 Millionen Euro sollen auf einer Grundfläch­e von 745 Quadratmet­er bis zu 200 Kletterrou­ten angeboten werden. Die Kletterwan­d ist mit Höhen bis zu 15,5 Metern und die gesamte Kletterflä­che mit 1 200 Quadratmet­er konzipiert.

Bei einer aus Vereinssic­ht maximal möglichen Kreditaufn­ahme von zwei Millionen Euro und unter Einbeziehu­ng der Zuschüsse von Verbänden und der Stadt Friedrichs­hafen bliebe eine Finanzieru­ngslücke von rund 200 000 Euro, hieß es bei der Hauptversa­mmlung des Alpenverei­ns vor zwei Wochen. Auf Antrag eines Mitglieds hat sich der DAV in der Versammlun­g dazu verpflicht­et, noch im Jahr 2021 Teile der Kletterwan­d der bestehende­n Halle in der Vogelsangs­traße zu modernisie­ren, falls bis Juni nächsten Jahres keine schriftlic­he Zusage der Stadt über die Höhe der Fördermitt­el für das geplante neue Alpinzentr­um vorliegen sollte.

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