Der selbstlose Rekordjäger
Dreierpacker Robert Lewandowski sorgt für die nächste Bayern-Gala – Sorgen um Davies
- In den nächsten zwei Wochen leben die Bayern-Profis quasi aus dem Koffer. Vier Auswärtsspiele hintereinander stehen an: Am Dienstag (18.55/DAZN) in der Champions League in Moskau, dann geht’s zum sieglosen 1. FC Köln. Schließlich wieder Königsklasse in Salzburg (immerhin per rund eineinhalbstündiger Busfahrt zu erreichen) und am 7. November folgt der deutsche Clásico bei Borussia Dortmund. Diese Kuriosität des Spielplans hat ausnahmsweise nichts mit der CoronaPandemie zu tun, fordert aufgrund der Umstände jedoch ein Höchstmaß an Organisation. Dazu kommt: Trainer Hansi Flick wird erst an den Spieltagen herausfinden, wen er tatsächlich einsetzen kann – nachdem die Ergebnisse der jeweiligen Testreihen auf das Coronavirus eingetroffen sind.
Klar ist seit diesem Wochenende, dass der FC Bayern München bis Jahresende ohne Linksverteidiger Alphonso Davies (19) auskommen muss. Der kanadische Nationalspieler war beim 5:0 gegen Eintracht Frankfurt bereits in der zweiten Spielminute ohne Fremdeinwirkung umgeknickt und erlitt einen Bänderriss sowie den Anriss eines weiteren Bandes am rechten Fuß. „Der Ausfall tut weh“, sagte Flick. Um den Senkrechtstarter der vergangenen Saison zu ersetzen, werde man „ein bisschen kreativ“sein müssen, so der Choach. Improvisationstalent und Flexibilität sind ohnehin die Zutaten dieser terminlich dichtgedrängten Saison. Davies' Unfall war der einzig negative Aspekt dieses Oktobernachmittags aus Münchner Sicht.
Denn die Triple-Sieger sind schon wieder dermaßen im Flow, haben einen derartig stabilen Lauf, dass selbst das Fehlen des positiv auf Corona getesteten Serge Gnabry weder gegen die Hessen noch drei Tage zuvor beim formidablen 4:0 zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase gegen Atlético Madrid ins Gewicht fiel. Wobei der Nationalspieler nach dem positiven Ergebnis am Dienstag, das den Verein 24 Stunden vor dem Match in der Königsklasse in helle Aufregung versetzte, mittlerweile zweimal negativ getestet wurde. „Es kann auch sein, dass Serge einer der wenigen Fälle ist, die falsch positiv getestet wurden“, erklärte Flick. Zum Spiel bei Lokomotive in der Moskauer RŽD-Arena wird Gnabry auf jeden Fall mitreisen, nachdem er vorzeitig aus der Quarantäne entlassen wurde. Verrückte Zeiten, für Flick aber „kein Grund zum Jammern“.
Warum sollte er auch? Gnabry hält sich in Quarantäne fit, bekommt nebenbei eine alles andere als schädliche Pause während die Kollegen von Sieg zu Sieg (29 in den letzten 30 Pflichtspielen) und Torfestival zu Torfestival eilen. Gegen Atlético war
Kingsley Coman mit zwei Treffern und einer Vorlage der Spieler der Partie, gegen die Eintracht – wieder einmal – Robert Lewandowski. Mit seinem Dreierpack (ein Tor mit links erzielt, eins per Kopf, eins mit rechts) schraubte der Unwiderstehliche sein Torkonto nach fünf Spieltagen auf zehn. In 58 Jahren Bundesliga erreichte zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison noch kein Spieler diese Marke. Der früher eher egozentrische Mittelstürmer, mittlerweile mehr und mehr Teamplayer, meinte dazu: „Ist mir nicht so wichtig. Ich bin eher auf die Mannschaft und das Spiel fokussiert.“
Dennoch: Lewandowskis Produktionszahl
Hansi Flick
liegt aktuell bei zwei pro Partie. Behält der Pole diese Quote bei, stünde er am Saisonende bei 68 Treffern. Unrealistisch klar – aber die einst vermeintlich auf ewig zementierte Bestmarke von Gerd Müller (40 Tore in der Saison 1971/72) scheint in Reichweite. „Nicht mein Ziel“, so der 32-Jährige selbstlos, „die Mannschaft braucht mich nicht nur als Stürmer, sondern auch meine Spielweise.“
Die wiederum ist dominant und zielstrebig wie in der Endphase der Triple-Saison, zusätzlich garniert mit Ballergarantie. 21 Treffer nach fünf Spieltagen – noch ein Bundesliga-Rekord. Dass Leroy Sané bei seinem Comeback nach vierwöchiger Verletzungspause kurz nach seiner Einwechslung ein sehenswertes Tor à la Arjen Robben erzielte, geriet sogar zur Randnotiz. Beinahe alles rundum positiv bei diesen Bayern.
„Es kann auch sein, dass Serge einer der wenigen Fälle ist, die falsch positiv getestet wurden.“