Rekordstart unter Corona-Bedingungen
Kommenden Montag beginnen 403 000 Studenten an den Universitäten das Wintersemester
- Trotz steigender Corona-Infektionszahlen ist Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) entschlossen, das am 2. November beginnende Wintersemester an den Universitäten im Freistaat mit einem hohen Anteil an Präsenzlehre zu bestreiten. „Sollte es anders kommen, sind wir vorbereitet“, sagte Sibler am Montag in München. Nötigenfalls könne man auf reine Online-Lehre wie im vergangenen Sommersemester umschalten, dessen Errungenschaften auf diesem Gebiet beibehalten werden sollten.
Die Hochschulen für angewandte Wissenschaft (HaW) in Bayern hatten ihren Vorlesungsbetrieb bereits am 1. Oktober aufgenommen. Insgesamt haben sich für das Wintersemester an den Universitäten, Hochschulen und Kunsthochschulen für das Wintersemester 403 000 Studierende eingeschrieben. Im vergangenen Semester waren es 394 150. Erstmals wurde damit die Zahl 400 000 überschritten. An allen bayerischen Hochschulen werden 67 750 Studienanfänger registriert, davon 39 700 an den Universitäten.
Sie erwartet bis zum Ende des Universitätssemesters am 26. Februar ein Mix aus Online- und Präsenzlehre. „Es bleibt beim berühmten Spagat zwischen Präsenz und Vorsichtsmaßnahme“, so Sibler. Besonders viel normaler Vorlesungsbetrieb soll den Erstsemestern, den Studierenden zum Ende ihres Studiums praktische Veranstaltungen wie Laborbetrieb oder Projektarbeiten angeboten werden. Wie auch bei den Hochschulen gilt auch für Vorlesungen an den Universitäten eine Obergrenze von 200 Teilnehmern und auch dies nur, soweit die Räumlichkeiten den gebotenen Abstand von 1,50 Metern zwischen den Studierenden ermöglichen. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den zehn Universitäten im Freistaat ergab, gibt es allerdings kaum Räume, die diese Zahl an Studierenden unter Einhaltung des Mindestabstands aufnehmen können.
Da in fast ganz Bayern die erste Corona-Warnstufe von 35 wöchentlichen Infektionen pro 100 000 überschritten wurde, gilt Maskenpflicht auch am Platz – auf dem sonstigen Uni-Gelände sowieso. Die Startvorlesungen in Massen-Fächern wie Betriebswirtschaftslehre oder Jura werden erneut ins Internet verlegt.
An den Universitäten des Freistaats starten 15 neue Studiengänge. Der Schwerpunkt liegt dabei auf technisch-naturwissenschaftlichen Bereichen wie Luft-und Raumfahrtinformatik (Universität Würzburg), Biotechnologie (Technische Universität München, TU-Campus in Straubing), Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung (Universitäten Passau und Würzburg) sowie Zukunftsthemen wie Quantenforschung und -technologie (Technische und Ludwig-Maximilians-Universität München). Aber auch für die Geisteswissenschaften werden neue Studiengänge eingerichtet, etwa für Interkulturalitätsforschung (Bayreuth), Religionsverständnis (Bamberg) und erstmals ein Studiengang „Perimortale Wissenschaften - Sterben, Tod und Trauer“(Universität Regensburg). „Diese Breite macht deutlich: Wir kümmern uns um die drängenden Zukunftsthemen und neue Technologien“, sagte der Minister. Die 50 neuen Studiengänge an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben bereits begonnen.
Die Hightech Agenda Bayern (HTA) und deren Beschleunigung haben eine ganze Menge zusätzliches Geld in den Wissenschaftsetat gespült. Universitäten und Hochschulen hätten „noch nie eine so große Entwicklungsperspektive“gehabt, freute sich Minister Sibler.
Mit der „HTA plus“standen bereits ab 1. Oktober für die Hochschulen 680 zusätzliche Stellen zur Verfügung, ab 1. April können weitere 1800 Stellen neu besetzt werden. Hinzu kommen 105 Stellen, darunter 30 Professuren, die an den Universitäten im Zuge eines KI-Wettbwerbs eingerichtet werden. 1240 Stellen, die an den Unis und Hochschulen zur Abfederung des doppelten Abiturientenjahrgangs zunächst vorübergehend eingerichtet wurden, stehen jetzt dauerhaft zur Verfügung.
Die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Verena Osgyan, hat eine erneute Verlängerung der Regelstudienzeit ins Gespräch gebracht. Eine entsprechende Regelung galt wegen der irregulären Bedingungen durch die Corona-Pandemie für das vergangene Sommersemester. Auch das anstehende Wintersemester werde kein gewöhnliches werden, erklärte Osgyan. Wissenschaftsminister Sibler habe dazu bisher keinerlei Aussage getroffen. Wenn Studienhöchstdauer, Prüfungsfristen und BAFöG jetzt geregelt würden, könnten die Studierenden „beruhigter lernen“.