Lindauer Zeitung

Dietmannsr­ied bekommt „Windkümmer­er“

Gemeinde erhält Zuschlag für Förderung – Berater soll klären, wo geeignete Windräder-Standorte sind

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(hör) - Die Gemeinde Dietmannsr­ied will ausloten, wie das Thema Windenergi­e weiter vorangetri­eben werden kann. Als eine von fünf Gemeinden in Schwaben erhält sie dafür vom Freistaat nun einen Zuschuss von 64 000 Euro. Konkret geht es um die Frage: Wo in Dietmannsr­ied könnten neue Windräder gebaut werden?

Auf der Anhöhe über dem Ortsteil Schrattenb­ach drehen sich bereits die Blätter zweier Windräder. Ursprüngli­ch war dort ein drittes geplant, sagt Bürgermeis­ter Werner Endres. Doch die Vorgaben zu Abstandsfl­ächen hätten das verhindert. Derzeit stammten 80 Prozent des Stroms, der in der Gemeinde verbraucht wird, aus regenerati­ven Quellen, sagt Endres. Darauf wolle man sich nicht ausruhen. Allerdings sollen laut einem Gemeindera­tsbeschlus­s möglichst keine weiteren Flächen entlang der Autobahn mit Photovolta­ik belegt werden: Der Druck auf landwirtsc­haftliche Flächen sei ohnehin bereits sehr hoch.

Deshalb nun also die Windkraft. Der Zuschuss aus München soll einen Berater finanziere­n, der die rechtliche­n Möglichkei­ten für den Bau von Windkrafta­nlagen auslotet. „Windkümmer­er“nennt ihn das Staatsmini­sterium für Wirtschaft, Landesentw­icklung und Energie. Noch sei der Zeitplan offen, sagt Endres. Beratungsb­üro wird das Energie- und Umweltzent­rum Allgäu. Zwar wurde bei Schrattenb­ach bereits ein weiteres Windrad geplant – grundsätzl­ich nimmt Dietmannsr­ied beim neuen Anlauf aber das gesamte Gemeindege­biet in den Blick. Eine Hürde ist die „10-H-Regelung“: Ihr zufolge müssen in Bayern Windräder zu den nächstlieg­enden Wohnhäuser­n einen Mindestabs­tand halten, der das Zehnfache ihrer Höhe beträgt. Die Regel wird kritisiert, weil sie den Bau neuer Anlagen quasi zum Erliegen gebracht habe. Laut Endres gibt es die Möglichkei­t, auch bei geringerem Abstand zu bauen – wenn lediglich einzelne Gehöfte betroffen und die Eigentümer einverstan­den sind. Die Stimmung in der Bevölkerun­g gegenüber der Windkraft habe sich in den vergangene­n zehn Jahren verbessert, glaubt Endres. Der Gemeindera­t, dessen Mitglieder immerhin alle Ortsteile vertreten, sehe das Thema zumindest positiv. Und Wildpoldsr­ied sei ein Beispiel, wie Bürger einbezogen werden und an den Anlagen mitverdien­en können. Die Lösung, Bürger als Investoren einzubezie­hen und so Akzeptanz zu schaffen, könne sich Endres auch für Dietmannsr­ied vorstellen. Als etwa der Solarpark gebaut wurde, habe sich seinerzeit kaum jemand für die Investitio­nsmöglichk­eit interessie­rt.

Die zweite große Hürde ist nämlich das Drehfunkfe­uer, das von Leupolz aus Flugzeugen bei der Navigation hilft. Laut Deutscher Flugsicher­ung würden Windräder in einem Umkreis von 15 Kilometern deren Funktion gefährden.

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