Lindauer Zeitung

30 Zentimeter für den guten Zweck

Soraya Rößel aus Weiler-Simmerberg spendet ihre Haare für Perücken für krebskrank­e Kinder

- Von Stefanie Gronostay

- So richtig kurze Haare hatte Soraya noch nie. „Früher als ich klein war, gingen sie mir mal bis zur Schulter“, erzählt sie. Aber so kurz: Das ist etwas ganz Neues. Soraya blickt auf ihre Haare. Zwei dicht geflochten­e Zöpfe hält sie in ihrer Hand – Zöpfe, die ihre Mutter bald zur Post bringen wird. Denn die Zwölfjähri­ge hat sich ihre Haare aus einem ganz besonderen Grund abgeschnit­ten. Soraya möchte sie krebskrank­en Kindern spenden. „Mir ist es wichtig, anderen zu helfen“, sagt sie. Doch der Gang zum Friseur war für das Mädchen gar nicht so einfach.

Eine Freundin erzählte Soraya Rößel aus Weiler-Simmerberg davon, dass man seine Haare spenden kann. „Mir war sofort klar, dass ich das machen möchte“, sagt das Mädchen. Soraya spricht von einem Bauchgefüh­l, das sie dazu bewegt hat, anderen zu helfen. „Ich habe schon mal im Fernsehen gesehen, dass es Kinder gibt, die wegen ihrer Krankheit keine Haare haben.“Soraya beschloss deshalb, ihre eigene Mähne abzuschnei­den – und das für einen guten Zweck. Das Mädchen mit den dichten braunen Haaren ging zum Friseur und ließ sich das erste Mal in ihrem Leben eine Kurzhaarfr­isur verpassen.

„Als ich beim Friseur saß, hatte ich schon ein bisschen Bammel“, erzählt Soraya und lacht. Bisher hatte sie sich immer nur die Spitzen schneiden lassen. Doch nun ging es um wesentlich mehr. Um einen Zopf spenden zu können, muss er mindestens 30 Zentimeter lang sein. Der Friseur

setzte daher bei Soraya knapp unter den Ohren an. „Eigentlich hätte ich mir nicht so viel abschneide­n lassen. Doch sonst wäre der Zopf zu kurz gewesen.“Die neue Frisur sei anfangs ungewohnt gewesen. Doch mittlerwei­le hat sie sich damit angefreund­et. „Die langen Haare waren manchmal schwierig zum Kämmen, und auch das Waschen war etwas umständlic­h.“Das sei nun viel einfacher. In der Schule sorgte Sorayas Aktion für eine große Überraschu­ng. „Ich habe außer einer Freundin niemandem von meinem Plan erzählt“, sagt sie.

An ihrem ersten Schultag mit kurzen Haaren kam Soraya mit einem

Kapuzenpul­li in den Unterricht. „Ich habe meine Frisur zunächst versteckt und dann alle überrascht.“Sorayas Freunde fanden es alle toll, dass ihre Klassenkam­eradin ihre Haare gespendet hat. Und es stellte sich heraus, dass Soraya nicht die einzige war, die mit ihren Haaren Gutes getan hat. „Auch meine Schulleite­rin hat erzählt, dass sie das schon gemacht hat.“

Sorayas Zöpfe werden nun per Post an „haare-spenden.de“geschickt. Das Unternehme­n gibt das Haar kostenlos an drei verschiede­ne Organisati­onen: die Kinderkreb­shilfe „Horizont“, die Deutsche Kinderkreb­shilfe und die Stiftung „It’s for Kids“. Aus den Haaren werden Echthaar-Perücken gefertigt. Dafür sollten die Spenden von entspreche­nder Qualität sein. Haare, die bereits chemisch behandelt wurden, also gefärbt oder gelockt wurden, eignen sich für Perücken weniger.

Soraya freut sich, dass sie mit ihrer Spende helfen kann. Und auch ihre Familie steht hinter ihr – auch wenn ihre Oma anfangs ein bisschen wehmütig war. Doch die Haare wachsen wieder. Und Soraya bereut ihre Entscheidu­ng nicht. Sie würde ihre Haare wieder spenden.

Infos gibt es im Internet unter www.haare-spenden.de Der Zopf mit einer Mindestlän­ge von 30 Zentimeter­n muss gebündelt und in einem festen Umschlag verschickt werden. Ein Formular, das auf der Internetse­ite verfügbar ist, sollte beigelegt werden.

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FOTO: GRONOSTAY Stolze 30 Zentimeter spendet Soraya an krebskrank­e Kinder.

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