Digitaler Atlas zeigt Potenzial von Solarstrom auf
Die Hälfte des Stromverbrauchs im Bodenseekreis könnte die Sonne abdecken
- Per Mausklick auf sein eigenes Dach schauen, das Potenzial für eine Photovoltaikanlage ermitteln und so die eigene Energiewende steuern. Im Bodenseekreis ist das jetzt durch einen digitalen Solaratlas möglich. Er wird kostenlos von der Energieagentur Bodenseekreis angeboten und nutzt eine interaktive Online-Karte, die für jedes Gebäude das Sonnenenergie-Potenzial aufzeigt. „Und das ist gewaltig“, wie der Geschäftsführer der Energieagentur Ravensburg-Bodenseekreis Walter Göppel bei der Vorstellung sagte.
Etwa 100 000 Dachflächen im Landkreis seien für Photovoltaik geeignet, sagte Göppel. Durch die Belegung dieser Flächen mit Solarmodulen könnten pro Jahr knapp 700 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt werden. Konsequent genutzt, könnte Solarenergie im Bodenseekreis damit bis zur Hälfte des gesamten Strombedarfs abdecken, hat die Energieagentur errechnet.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Derzeit schwanken die Anteile von Solarstrom je nach Kommune stark, wie Landrat Lothar Wölfle sagte. Während im Deggenhausertal knapp 25 Prozent des Stroms von der Sonne kommen, sind es in Friedrichshafen oder Meersburg erst knapp sechs Prozent. „Allein diese Zahlen zeigen, welche Möglichkeiten wir haben“, sagte Wölfle.
Die meisten Dächer seien genehmigungsrechtlich unproblematisch, sodass entsprechende Module schnell angebracht werden könnten. Das gelte vor allem für Häuser in Privatbesitz. Rechtlich schwierig sei das Thema in Bezug auf Mehrfamilienhäuser und Eigentümergemeinschaften. Hier müsse es noch dringend zu Erleichterungen bei der Umsetzung kommen.
Auch in Sachen Wirtschaftlichkeit könne sich eine Photovoltaikanlage
auf dem Dach rechnen. Mit bis zu 1700 Sonnenstunden fänden sich im sonnenverwöhnten Ländle ideale Voraussetzungen. Unabhängig von der Einspeisevergütung reduziere sich durch die Nutzung des eigenen Stroms die Abhängigkeit vom Netz und den damit verbundenen Strompreisschwankungen. An Beispielen rechnete Göppel vor, dass sich Investitionen in eine Photovoltaikanlage innerhalb von zehn bis zwölf Jahren amortisieren können.
Das sind natürlich auch gute Argumente
für die Banken, die bei derartigen Investitionen gewöhnlich mit im Boot sind. Die Sparkasse Bodensee und die Volksbank Überlingen haben das Projekt deshalb mit 8000 Euro unterstützt. „Wir wollen uns bei der eigenen Energiebilanz weiterentwickeln und entsprechend Vorbild für die Kunden sein“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bodensee, Lothar Mayer. Sein Kollege von der Volksbank Überlingen, Andreas Tyrra, sieht in Sachen Solarstrom ein gutes Beispiel für das
Zusammenspiel von Ökologie und Ökonomie.
Die Voraussetzungen seien denkbar gut: „Die Sonne schickt keine Rechnung, und die Investitionen in Photovoltaik amortisieren sich relativ rasch.“Da beide Banken regional gut vernetzt sind und über kurze Drähte zu Immobilienbesitzern verfügen, wollen sie in der Zusammenarbeit mit Kunden, ihren Beitrag zur Energiewende leisten, betonten die Vorstandsvorsitzenden. Dass Solarstrom noch weitaus größere Potenziale
hat als der Solaratlas zeigt, deutete Landrat Wölfle nur an. AgroPhotovoltaik ist hier das Stichwort. So gebe es im Landkreis bereits Überlegungen für eine Versuchsanlage im Obstbau. Sie könnte nicht nur Strom liefern, sondern auch Hagelnetze ersetzen.
Der Solaratlas Bodenseekreis ist online verfügbar unter: www.solaratlas-bsk. smartgeomatics.de