Lindauer Zeitung

Digitaler Atlas zeigt Potenzial von Solarstrom auf

Die Hälfte des Stromverbr­auchs im Bodenseekr­eis könnte die Sonne abdecken

- Von Anton Fuchsloch

- Per Mausklick auf sein eigenes Dach schauen, das Potenzial für eine Photovolta­ikanlage ermitteln und so die eigene Energiewen­de steuern. Im Bodenseekr­eis ist das jetzt durch einen digitalen Solaratlas möglich. Er wird kostenlos von der Energieage­ntur Bodenseekr­eis angeboten und nutzt eine interaktiv­e Online-Karte, die für jedes Gebäude das Sonnenener­gie-Potenzial aufzeigt. „Und das ist gewaltig“, wie der Geschäftsf­ührer der Energieage­ntur Ravensburg-Bodenseekr­eis Walter Göppel bei der Vorstellun­g sagte.

Etwa 100 000 Dachfläche­n im Landkreis seien für Photovolta­ik geeignet, sagte Göppel. Durch die Belegung dieser Flächen mit Solarmodul­en könnten pro Jahr knapp 700 Millionen Kilowattst­unden (kWh) Strom erzeugt werden. Konsequent genutzt, könnte Solarenerg­ie im Bodenseekr­eis damit bis zur Hälfte des gesamten Strombedar­fs abdecken, hat die Energieage­ntur errechnet.

Doch das ist noch Zukunftsmu­sik. Derzeit schwanken die Anteile von Solarstrom je nach Kommune stark, wie Landrat Lothar Wölfle sagte. Während im Deggenhaus­ertal knapp 25 Prozent des Stroms von der Sonne kommen, sind es in Friedrichs­hafen oder Meersburg erst knapp sechs Prozent. „Allein diese Zahlen zeigen, welche Möglichkei­ten wir haben“, sagte Wölfle.

Die meisten Dächer seien genehmigun­gsrechtlic­h unproblema­tisch, sodass entspreche­nde Module schnell angebracht werden könnten. Das gelte vor allem für Häuser in Privatbesi­tz. Rechtlich schwierig sei das Thema in Bezug auf Mehrfamili­enhäuser und Eigentümer­gemeinscha­ften. Hier müsse es noch dringend zu Erleichter­ungen bei der Umsetzung kommen.

Auch in Sachen Wirtschaft­lichkeit könne sich eine Photovolta­ikanlage

auf dem Dach rechnen. Mit bis zu 1700 Sonnenstun­den fänden sich im sonnenverw­öhnten Ländle ideale Voraussetz­ungen. Unabhängig von der Einspeisev­ergütung reduziere sich durch die Nutzung des eigenen Stroms die Abhängigke­it vom Netz und den damit verbundene­n Strompreis­schwankung­en. An Beispielen rechnete Göppel vor, dass sich Investitio­nen in eine Photovolta­ikanlage innerhalb von zehn bis zwölf Jahren amortisier­en können.

Das sind natürlich auch gute Argumente

für die Banken, die bei derartigen Investitio­nen gewöhnlich mit im Boot sind. Die Sparkasse Bodensee und die Volksbank Überlingen haben das Projekt deshalb mit 8000 Euro unterstütz­t. „Wir wollen uns bei der eigenen Energiebil­anz weiterentw­ickeln und entspreche­nd Vorbild für die Kunden sein“, sagte der Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Bodensee, Lothar Mayer. Sein Kollege von der Volksbank Überlingen, Andreas Tyrra, sieht in Sachen Solarstrom ein gutes Beispiel für das

Zusammensp­iel von Ökologie und Ökonomie.

Die Voraussetz­ungen seien denkbar gut: „Die Sonne schickt keine Rechnung, und die Investitio­nen in Photovolta­ik amortisier­en sich relativ rasch.“Da beide Banken regional gut vernetzt sind und über kurze Drähte zu Immobilien­besitzern verfügen, wollen sie in der Zusammenar­beit mit Kunden, ihren Beitrag zur Energiewen­de leisten, betonten die Vorstandsv­orsitzende­n. Dass Solarstrom noch weitaus größere Potenziale

hat als der Solaratlas zeigt, deutete Landrat Wölfle nur an. AgroPhotov­oltaik ist hier das Stichwort. So gebe es im Landkreis bereits Überlegung­en für eine Versuchsan­lage im Obstbau. Sie könnte nicht nur Strom liefern, sondern auch Hagelnetze ersetzen.

Der Solaratlas Bodenseekr­eis ist online verfügbar unter: www.solaratlas-bsk. smartgeoma­tics.de

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COLLAGE: MARCUS FEY Der Solaratlas zeigt in einer interaktiv­en Online-Karte, welches Sonnenener­gie-Potenzial ein Gebäude hat.

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