Widerlich
Zu „Rund 210 ,Klardenker’ kommen zum Treffen – Schüler gestalten Gegenprotest“, LZ vom 26. Oktober:
Als Genetikerin und Biologin war ich nach der knappen Ankündigung der Demo der „Corona-Leugner“in der LZ vom Samstag neugierig, welche „Fakten“da wohl präsentiert würden. Natürlich habe ich mich nicht unter die Demonstranten auf dem VHG-Parkplatz gemischt, die demonstrativ ohne Maske, aber dafür mit vielen Umarmungen und BussiBussi eine fröhliche Zusammenkunft zelebrierten, sondern habe mich in gebührender Entfernung und mit Mund-Nasenschutz auf der anderen Straßenseite aufgehalten. Nach einem Volksfest-Einpeitscher kam eine junge Frau, die so Zeug faselte wie „Corona ist harmloser als Grippe“.
Dann kam dieser seltsame, in einschlägigen Kreisen wohl bestens bekannte Dr. Rolf Krohn auf die Bühne und präsentierte ein Sammelsurium an Beleidigungen und Anschuldigungen, präsentierte den Sündenbock Bill Gates, der die Menschheit zwangsimpfen wolle, beschuldigte
Arztkollegen, dass sie ihren hippokratischen Eid brechen würden, wenn sie nicht Atteste gegen das Maskentragen ausstellen würden und brüstete sich gleichzeitig, dass er schon „Tausende solcher Atteste“ausgestellt hätte, vor allem für Schüler. Außerdem beschwor er, dass „Tausende Arztkollegen“hinter ihm stehen würden, sich aber mit ihrer Meinung nicht an die Öffentlichkeit trauen würden, weil sie Repressalien fürchteten.
Als er anfing zu beteuern, dass er sich ganz arg schämen würde, mal die Grünen gewählt zu haben und dass die AfD die einzige Partei wäre, die „mutig hinstehen würde, um uns alle zu schützen und zu verteidigen“, hatte ich endgültig genug von diesem Schwachsinn und wandte mich zum Gehen – dann kam noch der finale Schlag, der in der Aussage gipfelte, dass das Masketragen der Hitlergruß von damals wäre. Mir hat es regelrecht den Magen umgedreht, auf so etwas Widerliches und Ungeheuerliches war ich nicht vorbereitet.
Dr. Margot Vidlar,
Lindau