Wenn ein Ring 44 Jahre lang im Garten schlummert
Rainer Rappmann ist überglücklich: Selbst entworfenes Goldstück an Humboldthaus endlich wiedergefunden
- Er kann sein Glück kaum in Worte fassen. Dabei funkelt es jetzt direkt vor seinen Augen: ein auffälliger Goldring mit einem Amethyst. Rainer Rappmann hat dieses Schmuckstück vor langer Zeit selbst entworfen und von einer Goldwerkstatt anfertigen lassen. Und es dann an einem turbulenten Tag im Garten des Achberger Humboldthauses verloren. Das war vor 44 Jahren. Jetzt hat er den Ring wiedergefunden – dank der Hilfe eines Handwerkers, der zugleich Hobby-Schatzsucher ist.
„Ich kann es immer noch nicht glauben.“Rappmann strahlt förmlich durchs Telefon, als er von seinem „sensationellen Fund“berichtet. Schickt Fotos per Mail, die ihn jetzt mit dem Fundstück zeigen. Da war der Goldring zwar noch mit Erde verschmutzt. Aber schließlich hat das Schmuckstück die vergangenen gut 44 Jahre auch im Garten verbracht.
An den Tag, an dem Rappmann sein Unikat das letzte Mal an der Hand getragen hat, kann er sich trotz der langen Zeit noch gut erinnern. „Frisch verliebt“habe er mit seiner Frau Marita an jenem Sommertag 1976 im weitläufigen Garten des Achberger Humboldthauses „herumgetollt“. Als er am Abend merkte, dass der Ring fehlte, „da hat mich das schon sehr getroffen“. Denn schließlich habe er diesen selbst entworfen, zunächst aus Plastilin geformt und dann in einer Goldwerkstatt anfertigen lassen. 400 Mark habe das gute Stück gekostet, damals viel Geld für den jungen Waldorflehrer: „Das habe ich mir Schein für Schein von meiner Familie schenken lassen.“
Mit Freunden aus dem Humboldthaus habe er danach immer wieder den Garten abgesucht. Vergeblich. Büsche und Bäume wuchsen, mit den Jahren rückte der Ring auch gedanklich etwas in den Hintergrund.
Bis Rappmann vor einem Jahr mit einem Handwerker ins Gespräch kam: Edwin Przybylski erzählte von seinem Hobby – der Schatzsuche per Metalldetektor. „Da hab ich wieder an meinen alten Ring gedacht.“Und der Hobbyschatzsucher habe ihm gesagt, man könne das schon mal versuchen.
Das Thema geriet erneut in Vergessenheit – bis Edwin Przybylski vor einer Woche bei Rappmann vor der Haustür stand. „Am Wochenende soll das Wetter ein paar Stunden trocken und schön sein“, habe ihm dieser erklärt. „Da wollte er mal mit seinem Detektor durch den Garten des Humboldthauses streifen.“Allzugroße Erwartungen hatte Rappmann nicht. Gut eineinhalb Stunden sind die beiden Männer bereits unterwegs, haben auf der Wiese und im Gebüsch an vielen Stellen schon gegraben. Hier und da finden sie alte Münzen. Dann schlägt das Suchgerät erneut an – und in 20 Zentimeter Tiefe taucht unter der Schaufel etwas leicht Glitzerndes in der Erde auf.
„Ich bin aus allen Wolken gefallen“, erzählt Rappmann im Gespräch mit der LZ. Er habe seinen Sohn Leander in Los Angeles angerufen und seine Tochter Sarah in Hamburg. Die Mutter der beiden, Rappmanns erste große Liebe Marita, ist vor gut 20 Jahren gestorben. Nun werde er das Goldstück seiner Tochter zu Weihnachten schenken, hat sich Rappmann vorgenommen: „Auf meinen Ringfinger passt er leider nicht mehr.“Sorgfältig hat er das lang verschollene Schmuckstück gesäubert. Und freut sich riesig, dass es jetzt vor ihm auf seinem Schreibtisch glänzt.