Lindauer Zeitung

Vorgetäusc­hte Entführung und „Strip-FIFA“

Ex-Fußballtra­iner wegen mutmaßlich­en Kindesmiss­brauchs vor Gericht

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(lby) - Er sei Mitglied einer Sondereinh­eit und befreie Kinder aus den Fängen eines russischen Kinderporn­orings. Mit dieser Masche soll ein Fußballtra­iner seine Schützling­e gelockt haben, um an intime Aufnahmen zu kommen. Was skurril klingen mag, konnte der Mann offenbar glaubwürdi­g vermitteln. Er bekam Bilder und Videos, zudem soll er sich an drei Minderjähr­igen vergangen haben.

Von Freitag an muss sich der 21Jährige vor dem Landgerich­t Schweinfur­t verantwort­en. Die Vorwürfe habe er weitgehend gestanden, so die Ermittler. Die mutmaßlich­en Taten ereigneten sich von Oktober 2017 bis Februar 2020 im Landkreis Bad Kissingen. Dabei habe der Angeklagte Nacktaufna­hmen von insgesamt neun Kindern im Alter zwischen elf und 13 Jahren beschafft. „Bei drei Geschädigt­en soll es auch zu Handlungen mit Körperkont­akt gekommen sein, die jedoch nicht den Straftatbe­stand des schweren sexuellen Missbrauch­s von Kindern erfüllen“, sagte der Leitende Oberstaats­anwalt Axel Weihprecht.

In der Funktion eines Fußballtra­iners, also eines Vertrauten, soll sich der Deutsche den Kindern und Jugendlich­en genähert haben. Dabei erzählte er ihnen laut Anklage von einem kriminelle­n Ring aus Russland, den er als „Mafia“bezeichnet­e und dem es gelungen sei, die Handys von Mannschaft­smitgliede­rn zu hacken.

Die Kriminelle­n hätten somit das Duschen filmen können und die Bild- und Videoaufna­hmen ins Internet gestellt.

Der Trainer gab vor, einen „Filter“entwickelt zu haben, mit dem die Nacktbilde­r und -Videos der Jungen aufgespürt und gelöscht werden könnten. Dafür müssten sie zum Abgleich intime Aufnahmen an ihn schicken und einen Fragebogen mit Details zum Intimberei­ch ausfüllen. Einige Kinder machten laut Anklage die Aufnahmen und leiteten sie in WhatsApp-Chats an den Angeklagte­n weiter. Um sie soweit zu bekommen, habe der Verdächtig­e sie auf verschiede­ne Weisen manipulier­t. In einem Fall soll er eine bevorstehe­nde Entführung eines Teammitgli­eds durch die Russen-Mafia vorgegauke­lt haben, sollte das Opfer nicht weitere Bilder und Videos schicken, um die vermeintli­chen Entführer zu besänftige­n. Auf einen anderen Minderjähr­igen wirkte er laut Anklage über fünf Monate hinweg ein, indem er erzählte, die Mafia plane die Entführung des 13-Jährigen. Auch soll er sich das Spiel „Strip-FIFA“ausgedacht haben, bei dem derjenige, der ein Gegentor in dem Computer-Fußballspi­el kassiert, ein Kleidungss­tück ablegen muss.

Eines der Opfer vertraute sich seinen Eltern an, die Strafanzei­ge erstattete­n. Der Verdächtig­e wurde Mitte Februar festgenomm­en und sitzt seitdem in Untersuchu­ngshaft.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Durch perfide Manipulati­on der Kinder soll der Angeklagte versucht haben, an intime Aufnahmen der Jungen zu kommen.

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