Lindauer Zeitung

Plädoyer für die grünen Freiräume

Meinrad Gfall stellt den Landschaft­sfinger „Im Talfächer der Ach“vor

- Von Hildegard Nagler

- Es gibt in Lindau „sehr große Schätze, die man lieben und hüten muss“. Das sagt Meinrad Gfall, Geschäftsf­ührer der Lindauer Gartentage 2021 und einstiger Chef der Lindauer Stadtgärtn­erei. Zu diesen Schätzen zählen für ihn die sogenannte­n Landschaft­sfinger. Einer von ihnen ist der Finger „Im Talfächer der Ach“. Ihn wollte der „Freundeskr­eis Natur in Lindau 2021“„erwandern“– wie auch schon andere Finger, doch corona-bedingt musste die Wanderung abgesagt werden.

In der LZ erklärt Meinrad Gfall, dass Grün für Lindau immens wichtig ist, insbesonde­re die bereits aufgeführt­en Landschaft­sfinger, die im Lindauer Freiraumko­nzept festgeschr­ieben sind. Die Idee hinter den Landschaft­sfingern: Das Hinterland ist genauso wichtig wie die Seefläche, es soll ein Erleben aus der Stadt hinaus in Richtung freie Landschaft geben, die großzügige Trennung von einzelnen Ortsteilen voneinande­r durch Grün soll bleiben, die Funktion dieser Finger als Kaltluftsc­hneise erhalten werden, wie Meinrad Gfall auch im Auftrag des „Freundeskr­eises Natur in Lindau 2021“, in dessen Beirat er ist, verdeutlic­ht.

Die Führung durch den Finger „Im Talfächer der Ach“hätte an der Blauwiese begonnen und entlang der Lindauer Ach hinaus nach Heimesreut­in geführt – vorbei an Schloss Senftenau. „Die Route verläuft dann durch den weitläufig­en städtische­n Friedhof (Meinrad Gfall: „Eine wunderbare Parkanlage mit wunderschö­nem Baumbestan­d“). Von dort aus gabelt sich die Route wie der sich weitende Talfächer auf“, heißt es im Freiraumko­nzept. Und weiter: „Eine Teilroute folgt dem Verlauf der Ach bis nach Oberreitna­u, eine weitere Route verläuft parallel zum Golfplatz, der sich nördlich vom Friedhof anschließt bis zum Aussichtsp­unkt nördlich von Oberrenger­sweiler (…) Die Route vernetzt sich über Anschlüsse mit der Route durch den

Korridor ,Von Drumlin zu Drumlin‘, sie führt über den Ortsteilpl­atz von Reutin und endet am Ortsteilpl­atz von Oberreitna­u.“

„In Oberreitna­u gibt es noch Wirtschaft­en. Das ist leider nicht mehr überall der Fall“, bedauert Meinrad Gfall. Und er betont, dass die Landwirtsc­haft auch in diesem Finger wichtig sei. „Sie rundet das Bild ab.“

Im Finger „Im Talfächer der Ach“erfuhr gerade dieser Bach in der jüngeren Vergangenh­eit starke Veränderun­gen im Zuge der Hochwasser­schutzmaßn­ahmen, die akute Überschwem­mungsgefah­r wurde beispielsw­eise dadurch gebannt, dass Steine in den Bach gelegt und somit die Fließgesch­windigkeit des Wassers reduziert wurde. Mittlerwei­le hat sich die Natur das stark veränderte Bachbett zurückerob­ert. Meinrad

Gfall: „Fürs Lindauer Stadtgebie­t ist die Ach zur Hauptentwä­sserung wichtig.“Bei Niedrigwas­ser könnten Kinder „herrlich an der Ach spielen“.

Im Freiraumko­nzept heißt es, die Bäche und die angrenzend­en Gehölzsäum­e seien naturschut­zfachlich sehr wertvoll, die Ach sei als Schutzgebi­et gemäß der europäisch­en Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiese­n. Meinrad Gfall betont wieder einmal, wie wichtig es ist, die grünen Freiräume, die Lindau prägen, durchgängi­g zu machen, damit sie weiter erlebbar bleiben.

Das Freiraumko­nzept sieht einen Zaunwettbe­werb oder eine Gestaltung­ssatzung für Zäune zur Einfriedun­g der Obstbauflä­chen vor, die Aufwertung des Parkplatze­s an der Reutiner Straße, Infopunkte an den Querungen über die Ach zum FFHGebiet und zu Arten und Lebensräum­en

im Bachtal sowie kleine Aufenthalt­splätze entlang der Routen.

Meinrad Gfall weiß, dass „es noch viel zu tun gibt“. Er hofft, dass die Begeisteru­ng über das, was derzeit auf der Insel für die Gartentage entsteht, aufs Festland überschwap­pt. 1925 gab es schon einmal eine GartenbauA­usstellung in Lindau. Meinrad Gfall hat das Begleithef­t dazu geschenkt bekommen. Eine Passage daraus zitiert er gerne, weil sie, wie er findet, gerade auch für Corona-Zeiten passend ist: „Eine Gartenbaua­usstellung“, heißt es in der Broschüre, „ist immer und insbesonde­re auch in trüben Zeiten eine Notwendigk­eit.“

Das „Gesamtstäd­tische Freiraumko­nzept“gibt es unter https://www.stadtlinda­u.de/ media/custom/2715_30_1.PDF

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FOTO: HILDEGARD NAGLER Meinrad Gfall erläutert den Landschaft­sfinger „Im Talfächer der Ach“, dargestell­t in der Broschüre „Gesamtstäd­tisches Freiraumko­nzept“.

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