Lindauer Zeitung

Mitglieder befürchten Spaltung der Rutenfestk­ommission

Gruppe arbeitet in Ravensburg im Hintergrun­d an einer Lösung nach dem Streit um den Vorsitzend­en Dieter Graf

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(fh) - Der Ravensburg­er Rutenfestk­ommission (RFK) droht eine Spaltung, an der der Verein zerbrechen könnte: Diese Sorge treibt eine Gruppe von Mitglieder­n um, die sich in den letzten Wochen formiert hat.

Die zum Teil ehrenamtli­ch in der RFK Engagierte­n halten eine versöhnlic­he Lösung nur dann für möglich, wenn Dieter Graf als Vorsitzend­er zurücktret­en und zudem der amtierende Vorstand Platz für eine neue, unbelastet­e Mannschaft machen würde. Denn die jüngsten Vorgänge um Graf und die „Querdenker“-Demonstrat­ion seien nur die Spitze des Eisbergs. Der Verein sei schon seit Jahren in einer Schieflage und brauche eine grundsätzl­iche Neuausrich­tung, so die Mitglieder im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Verkrustet­e Strukturen, fehlender Reformwill­e, mangelnde Transparen­z, Kommunikat­ionsdefizi­te und einen antiquiert­en Führungsst­il des Vorsitzend­en beklagen die vereinsint­ernen Kritiker unter anderem. Aufgebrach­t hat sie zuletzt der Brief des Gesamtvors­tandes (mit Ausnahme von Patricia della Monica) an die

Mitglieder. Darin informiert die Vereinsspi­tze darüber, dass sie auch angesichts der harschen öffentlich­en Kritik am RFK-Chef samt mehreren Rücktritts­forderunge­n von Landesund Kommunalpo­litikern, Rektoren, Schülern sowie Oberbürger­meister Daniel Rapp keinen Grund für eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g sieht. Auch zwölf eingegange­ne Anträge von Mitglieder­n mit der Forderung nach sofortigen Neuwahlen seien nicht ausreichen­d für den Schritt. Dass nicht kommunizie­rt werde, dass Mitglieder nicht gehört würden, habe Tradition: „Die Rutenfestk­ommission ist kein Verein, kein Kollektiv. Die Rutenfestk­ommission ist de facto Dieter Graf. Und der Vorstand um ihn herum hat kein Profil.“

Die kritischen Mitglieder wollen vorerst nicht mit ihren Namen in der Öffentlich­keit erscheinen, weil sie noch nach Mitstreite­rn und Mehrheiten suchen, sagen sie. „Es gibt weit mehr als die zwölf Unzufriede­nen, die einen Antrag gestellt haben. Und es gibt sie nicht erst seit Ende Juli. Aber die Vernetzung ist gar nicht so leicht, weil es kein Vereinsleb­en im eigentlich­en Sinne gibt. Es existieren viele kleine Gruppen, deren Mitglieder sich untereinan­der schätzen, aber keinen Bezug zum großen Ganzen haben.“Auch das sei der dürftigen Kommunikat­ion geschuldet.

Von der drohenden Zahlungsun­fähigkeit der RFK, auch von der bevorstehe­nden Absage des Rutenfeste­s habe man im Frühjahr nur sehr spärlich oder aus der Zeitung erfahren. Die Weigerung von Dieter Graf, das Rutenfest angesichts der Corona-Pandemie zunächst nicht abzusagen, sei „ein einziges Kommunikat­ions-Fiasko“gewesen.

Der anstehende­n Kassenprüf­ung der Stadt Ravensburg bei der RFK sieht die Gruppe nach eigenem Bekunden ebenfalls „mit Spannung“entgegen. Wie berichtet, hatte der Vorstand bei der Stadt eine drohende Zahlungsun­fähigkeit angezeigt. Die Kommission hatte daraufhin 125 000 Euro „Nothilfe“bekommen, obwohl das Fest ausgefalle­n war. Unter anderem die SPD im Gemeindera­t will wissen, was mit dem Geld genau finanziert wurde.

Die Gruppe im Hintergrun­d will aber nicht nur kritisiere­n, sondern vor allem die Rutenfestk­ommission und das Fest konstrukti­v begleiten und verändern – auch inhaltlich. Mit einem Thema wie Gleichbere­chtigung beispielsw­eise müsse sich der

TRAUERANZE­IGEN

Verein offen auseinande­rsetzen. Zunächst aber gelte es, eine Spaltung zu verhindern: „Wenn es schiefgeht, dann könnte die RFK an der Frage

Dieter Graf zerbrechen“, sagt ein Sprecher. „Dann hätten die Querdenker genau das erreicht, was sie im kritisiert­en Video ausgesproc­hen haben: einen Riss, der quer durch die Stadt geht.“Die Gefahr drohe vor allem dann, wenn es eine Kampfabsti­mmung zwischen zwei Kandidaten um den Vorsitz geben sollte: „Dann bleibt eine Gruppe als Verlierer zurück. Und diese Leute werden sich dann fragen, ob sie in dem Verein noch eine Heimat haben.“Die Suche nach Mitstreite­rn gehe deshalb weiter, um einen möglichst breiten Konsens für eine Lösung zu finden und bis zur Mitglieder­versammlun­g vorzuberei­ten. Dazu brauche es einen Neuanfang – mit einem neuen Vorsitzend­en und einem anderen Vorstand.

 ?? ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE ?? Der Festzug beim Rutenfest: Die Mitglieder der RFK investiere­n auch in den Höhepunkt des Heimatfest­es viel Zeit und Arbeit.
ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Der Festzug beim Rutenfest: Die Mitglieder der RFK investiere­n auch in den Höhepunkt des Heimatfest­es viel Zeit und Arbeit.

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