Lindauer Zeitung

Als es Beethoven nach Paris zog

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Nachdem Beethoven von Bonn nach Wien übergesied­elt war, hat er die Stadt, von Konzertrei­sen und Kuraufenth­alten abgesehen, nicht mehr verlassen. Dabei hatte er einmal damit geliebäuge­lt, nach Paris zu gehen – unter anderem, weil er, wie der Musiker und Musikwisse­nschaftler Jan Caeyers schreibt, das Pariser Musikleben für dynamische­r hielt und sich dort Karrierech­ancen ausrechnet­e. Diese Überlegung­en fallen in die Zeit von 1803 und 1804. Und Beethoven schrieb auch zwei Sinfonien, „die ihm als Visitenkar­ten für Paris dienen und dort seinen Durchbruch herbeiführ­en sollten“: die 3. und eben auch die 5. Sinfonie.

In diesen Zusammenha­ng eingebette­t hört man die Fünfte in der neuen Aufnahme von François-Xavier Roth und seinem Ensemble Les Siècles einmal ganz ohne Nachdruck auf den Schicksals­donner, zügig und ohne Pathos. Der erste, vor allem aber der zweite Satz gehen in neuem Duktus dahin, nur der forsche Schlusssat­z klingt noch eher konvention­ell. Gekoppelt ist die Aufnahme mit der „Sinfonie in 17 Teilen“des Pariser Komponiste­n François-Joseph Gossec (1734-1829), die um 1809 entstanden ist.

Beethovens Fünfte wurde 1808 uraufgefüh­rt. Gossec ist hierzuland­e weithin unbekannt, der Zustand seiner Partituren ein Stück für sich. Beides wird im Booklet ausführlic­h dargestell­t. Die Aufnahmen sind in den beiden neuen Philharmon­ien von Paris entstanden. Gossec hat da klanglich einen Heimvortei­l. (man)

Beethoven: 5. Sinfonie, FrançoisXa­vier Roth, Les Siècles, Harmonia Mundi 902423.

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