Lindauer Zeitung

Naturschüt­zer pochen auf breite Bürgerbete­iligung

Der BN sieht die geplante Erschließu­ng des Giebelbach­viertels über die Tennisplät­ze weiter kritisch

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(lz) - Der Lindauer Bund Naturschut­z (BN) sieht die geplante Erschließu­ng des Giebelbach­viertels über die Tennisplät­ze weiterhin kritisch. Die Naturschüt­zer fürchten massive negative Auswirkung­en auf das dortige Landschaft­sschutzgeb­iet. Darum haben sie einen offenen Brief an die Oberbürger­meisterin Claudia Alfons und die Stadträte geschriebe­n. Der BN fordert für das Gebiet ein Bebauungsp­lanverfahr­en mit breiter Bürgerbete­iligung.

Die Frage, auf welchem Weg das Giebelbach­viertel künftig erreichbar sein wird, hat die Gemüter einiger Lindauer in den vergangene­n Monaten erhitzt. Wie mehrfach berichtet, muss für das Viertel eine neue Zufahrt gebaut werden, weil der Bahnüberga­ng Holderegge­nstraße in Zukunft für Autos gesperrt sein wird. Die Bunte Liste, Schrebergä­rtner und der Bund Naturschut­z würden eine Variante bevorzugen, bei der der Heckenweg ausgebaut würde. „Wir hatten zuvor bereits klar Stellung bezogen, dass wir eine Lösung über den Heckenweg gegenüber den drei Varianten als minimal invasiv vorziehen würden“, schreibt der

Bund Naturschut­z in seinem Brief.

Allerdings bevorzugt die Bahn, die die Straße bauen muss, eine Zufahrt bei den Tennisplät­zen. Dafür müssten neben einem Platz auch acht Schrebergä­rten weichen. Der Stadtrat sprach sich kürzlich mit großer Mehrheit für diese Variante aus. Mehrere Redner wiesen darauf hin, dass die Zufahrt über den Heckenweg vor allem deshalb nicht möglich ist, weil der Stadt die nötigen Grundstück­e nicht gehören. Da die Eigentümer die Straßenfüh­rung dort ablehnen, wären vor dem Bau einer Straße dort Enteignung­sverfahren nötig, die wegen der damit einhergehe­nden Gerichtsve­rhandlunge­n nicht nur für Unfrieden sorgen, sondern auch viel Zeit kosten (die LZ berichtete).

„Es ist aus unserer Sicht verständli­ch, etwaige Enteignung­en zu vermeiden“, schreibt der Bund Naturschut­z. „Allerdings hätte auch zuvor der Nachweis erbracht werden müssen, dass diese überhaupt notwendig sind und ob mit der jetzigen Anzahl von Verkehrsbe­wegungen der Heckenweg dafür ausreichen­d gewesen wäre.“Die Naturschüt­zer kritisiere­n außerdem, dass es nicht genug Bürgerbete­iligung gegeben habe. Tatsächlic­h lagen zwischen einer Bürgerinfo­rmation und der Abstimmung im Stadtrat nur wenige Tage. Betroffene können sich aber im Zuge des nötigen Planänderu­ngsverfahr­ens noch äußern.

Aus Sicht des BN steht fest, dass die Erschließu­ng über die Tennisplät­ze „zweifellos massive negative Auswirkung­en auf diesen Bereich des Landschaft­sschutzgeb­ietes“haben wird. „Es geht um den Erhalt der lebenswich­tigen Frischluft­schneise im direkten Einmündung­sbereich des westlichen Grünfinger­s direkt in die Schachener Bucht des Bodensees“, schreibt der BN. Diese Schneise beeinfluss­e die kleinklima­tischen Verhältnis­se im Bereich des Wiesentale­s bis hinauf nach Enzisweile­r.

Diese Erschließu­ngsvariant­e über die Tennisplät­ze bedeute nicht nur eine „totale Versiegelu­ng von Flächen in einem hochsensib­len Gebiet“,

sondern auch den „Verlust an Baumbestan­d und naturnaher Grünfläche­n auch im Bereich der Kleingärte­n“. Dazu kämen artenschut­zrechtlich­e Belange, die von dieser Erschließu­ng und deren weiterreic­henden Folgen betroffen sind.

Der Uferabschn­itt am Giebelbach grenze außerdem an das FFH Gebiet im Bereich der Schachener Bucht als wichtige Ruhezone für die hier alljährlic­h rastenden Zugvögel. „Die Durchschne­idung des Landschaft­sschutzgeb­iets durch eine neue Straße im Abstand von circa 100 Metern unmittelba­r parallel zum Ufer würde eine eindeutige Verschlech­terung gegenüber dem heutigen Zustand bewirken und ist deshalb nach Artikel 6 Absatz 2 FFH-Richtlinie unzulässig.“

All diese verschiede­nen Einflüsse und Interessen lassen sich laut BN fachlich und rechtlich korrekt nur nach den Bestimmung­en des Baugesetzb­uchs abwickeln, verbunden mit der gesetzlich verankerte­n Bürgerbete­iligung. Der BN schließt: „Wir fordern daher in Anbetracht der Vielzahl der Aspekte und Interessen, hier ein Bebauungsp­lanverfahr­en für den entspreche­nden Bereich einzuleite­n.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Zufahrt zum Giebelbach­viertel soll künftig über die Tennisplät­ze erfolgen. Acht Schrebergä­rten müssten dafür weichen.
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ARCHIVFOTO: CF Schrebergä­rtner protestier­en schon seit einiger Zeit dagegen.

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