Spezialisten statt Allrounder
Beim Klinikverbund Allgäu kristallisieren sich medizinische Schwerpunkte heraus
- Der Allgäuer Klinikverbund stellt Weichen für die künftige Krankenhaus-Landschaft in der Region: So soll laut Geschäftsführer Andreas Ruland das Krebszentrum am Kemptener Krankenhaus weiter ausgebaut werden, während im Unterallgäuer Ottobeuren ein Orthopädie-Schwerpunkt entsteht. Für Mindelheim ist langfristig ein Gesundheitscampus geplant. Neben der dortigen Klinik sollen ein Ärztehaus und Mitarbeiter-Wohnungen gebaut werden.
Der Verbund (siehe Infokasten) besteht seit einem Jahr. Es handelt sich um einen Zusammenschluss zwischen den Kliniken KemptenOberallgäu und den Unterallgäuer Häusern. Ziel ist es, an den einzelnen Standorten Schwerpunkte zu bilden und so gegenüber Häusern in Großstädten konkurrenzfähig zu sein: Möglichst wenige Patienten sollen die Region verlassen, um sich behandeln zu lassen.
In Kempten verfügt der Verbund über ein zertifiziertes Krebszentrum. „Wir möchten die Onkologie noch ausbauen“, sagt Ruland. Beim Klinikverbund finden „Tumorkonferenzen“statt: Chefärzte beraten darüber, wo ein Patient am besten behandelt wird. Diesen Austausch gibt es auch in anderen Disziplinen. Bei einem Patienten in der Unfallchirurgie kann dies etwa bedeuten, dass er von Ottobeuren nach Kempten verlegt wird.
Im Unterallgäu entsteht ein anderer Schwerpunkt: Das Ottobeurer Haus soll neben Oberstdorf zum Orthopädie-Zentrum des Verbundes werden. „Deshalb wird ein Chefarzt, der derzeit noch in Ottobeuren und Mindelheim arbeitet, künftig nur noch in Ottobeuren tätig sein“, sagt Ruland. „Andere Mediziner wechseln von Kempten nach Ottobeuren, weil wir dorthin orthopädische Leistungen verlagern.“Und wie geht es in Ottobeuren mit der Chirurgie und der Inneren Medizin weiter? Ziel sei es, „dauerhaft eine Basisversorgung“anzubieten, sagt Ruland, „ambulant und stationär“. Schon jetzt bringe man Patienten bei „bestimmten Fragestellungen“in ein anderes Haus.
In Mindelheim sollen laut Ruland die Gastroenterologie und die Unfallchirurgie ausgebaut werden: „Beide Abteilungen bekommen einen eigenen Chefarzt.“Die Gastroenterologie beschäftigt sich unter anderem mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.
In Mindelheim gibt es zudem ein langfristiges Projekt: Neben der Klinik soll ein Ärztehaus entstehen. Zudem ist vorgesehen, dass auf dem Gesundheitscampus MitarbeiterWohnungen gebaut werden. Ein solches „medizinisches Gesamtangebot“mache einen Standort attraktiv, sagt Ruland. Er wirbt allerdings um Geduld: „An einer solchen Entwicklung muss man jahrelang arbeiten.“Auch in das Ottobeurer Haus werden zwei niedergelassene Mediziner mit ihren Praxen einziehen.
In der Immenstädter Klinik will der Verbund die Herz- und Gefäßmedizin weiterentwickeln, das Sonthofener Haus konzentriert sich auf die Geriatrie (Altersheilkunde). Auch die Verantwortlichen des Memminger Klinikums hatten Interesse bekundet, dem Verbund beizutreten. „Man ist im Gespräch, es gibt aber keine neue Entwicklung“, sagt Ruland. Die Corona-Krise dränge auch dieses Thema in den Hintergrund.