Lindauer Zeitung

Sie rückt immer näher

Auch das Allgäu könnte bald von der Afrikanisc­hen Schweinepe­st betroffen sein

- Von Moritz von Laer

- Die Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP) hat Deutschlan­d erreicht. Die ersten infizierte­n Schweine kamen von Polen über die Oder nach Brandenbur­g. Insgesamt 94 bestätigte ASP-Fälle gibt es mittlerwei­le in der Bundesrepu­blik – alle in OstBranden­burg.

Bei den erkrankten Tieren handelt es sich um Wildschwei­ne. Die Hausschwei­ne sind in Deutschlan­d bislang noch nicht betroffen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Schweinepe­st auch Bayern – und früher oder später das Allgäu – erreicht. Das für den Menschen völlig ungefährli­che Virus ist für Schweine in fast allen Fällen tödlich. Einen Impfstoff gibt es nicht.

Laut Peter Sigl, der im Ostallgäue­r Aitrang etwa 25 Schweine auf seinem Hof hält, hat das Veterinära­mt „großen Wind“gemacht und vermehrte Kontrollen angekündig­t. „Die Hygiene-Auflagen wurden nochmals verschärft. Wir müssen die Geräte und unsere Kleidung desinfizie­ren“, sagt

Sigl. Denn das Virus könne vor allem durch den Menschen übertragen werden. Zum Beispiel, wenn der Schweinezü­chter in den Kot eines infizierte­n Wildschwei­ns tritt und dann mit denselben Schuhen zu seinen Tieren geht.

Das Virus kann laut Peter Müller vom Fachzentru­m für Schweinezu­cht und -haltung in Wertingen (Landkreis Dillingen) in verarbeite­tem Fleisch teilweise bis zu acht Monate überleben. „Erst ab einer Temperatur von 70 Grad stirbt das ASPVirus“, sagt Müller. Einfrieren nütze ebenfalls nichts. Somit könne auch die Wurstsemme­l des Lkw-Fahrers aus Osteuropa zum Überträger werden.

Eine weitere Maßnahme zur Vorbereitu­ng auf das ASP-Virus sei eine doppelte Umzäunung der Schweine. „Im Abstand von zwei Metern muss ein zweiter Zaun gezogen werden, damit die Tiere auf keinen Fall mit einer vorbeizieh­enden Wildschwei­nRotte in Kontakt kommen können“, sagt Sigl. Er betont aber, dass die Auflagen in Deutschlan­d schon – unabhängig von der Schweinepe­st – seit geraumer Zeit sehr hoch gewesen seien. Ludwig Rief, Leiter eines Schweinema­st-Betriebs aus Opfenbach (Westallgäu), macht sich dementspre­chend keine allzu großen Sorgen: „Bei uns ist das nicht wie zum Beispiel in Osteuropa, wo sich jeder seine Sauen im Hinterhof hält.“Außerdem seien zumindest im südlichere­n Allgäu eher weniger Wildschwei­ne zu finden. „Das Nahrungsan­gebot ist ohne den Ackerbau zu schlecht“, sagt Rief.

Sollte die Schweinepe­st bis ins Allgäu kommen, gelten harte Richtlinie­n. Wenn ein infizierte­s Wildschwei­n gefunden würde, gäbe es „eine Bewirtscha­ftungsruhe“, sagt Alfred Enderle (Wertach), Bezirksprä­sident des Bayerische­n Bauernverb­andes. „Das heißt, um den Fundort wird eine kilometerw­eite Restriktio­nszone gezogen, in der unter anderem nicht geerntet werden darf“, erläutert Enderle. Zu groß sei das Risiko, dass das Virus dabei verbreitet werden könnte – zum Beispiel über Wildschwei­nkot am Reifen des

Traktors. Auch ein „Begehungsv­erbot“gebe es dann. „Dort ist Spazieren gehen, Joggen oder Mountainbi­ken verboten“, sagt Enderle. „Wir müssten unsere Schweine einstallen“, sagt Johanna Bär, die gemeinsam mit ihrem Mann das Gestüt Schochenho­f in Ottobeuren betreibt. Dort haben sie auch etwa 25 Schweine. Dann würden sie aber wohl ihr Bio-Siegel verlieren. Denn dafür bräuchten die Tiere genügend Auslauf.

Die Schweinebe­stände im Allgäu seien „deutlich kleiner als in Nordschwab­en“, sagt BBV-Bezirksprä­sident Alfred Enderle. In der gesamten Region gab es laut des Bayerische­n Landesamts für Statistik im Jahr 2016 etwa 35 400 Schweine. Allein im Landkreis Augsburg waren es 80 800. „Die Zahlen haben sich seither kaum verändert“, sagt Alfred Enderle. Was jedoch jetzt bereits klar ist: „Die Preise sind im Keller“, sagt Ludwig Rief. Um etwa 50 Prozent seien sie gesunken. Dies liege sowohl an der Schweinepe­st, als auch am Fleischska­ndal um die Firma Tönnies.

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FOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/DPA Was bedeutet die Afrikanisc­he Schweinpes­t für Halter in der Region?

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