Sie rückt immer näher
Auch das Allgäu könnte bald von der Afrikanischen Schweinepest betroffen sein
- Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Deutschland erreicht. Die ersten infizierten Schweine kamen von Polen über die Oder nach Brandenburg. Insgesamt 94 bestätigte ASP-Fälle gibt es mittlerweile in der Bundesrepublik – alle in OstBrandenburg.
Bei den erkrankten Tieren handelt es sich um Wildschweine. Die Hausschweine sind in Deutschland bislang noch nicht betroffen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Schweinepest auch Bayern – und früher oder später das Allgäu – erreicht. Das für den Menschen völlig ungefährliche Virus ist für Schweine in fast allen Fällen tödlich. Einen Impfstoff gibt es nicht.
Laut Peter Sigl, der im Ostallgäuer Aitrang etwa 25 Schweine auf seinem Hof hält, hat das Veterinäramt „großen Wind“gemacht und vermehrte Kontrollen angekündigt. „Die Hygiene-Auflagen wurden nochmals verschärft. Wir müssen die Geräte und unsere Kleidung desinfizieren“, sagt
Sigl. Denn das Virus könne vor allem durch den Menschen übertragen werden. Zum Beispiel, wenn der Schweinezüchter in den Kot eines infizierten Wildschweins tritt und dann mit denselben Schuhen zu seinen Tieren geht.
Das Virus kann laut Peter Müller vom Fachzentrum für Schweinezucht und -haltung in Wertingen (Landkreis Dillingen) in verarbeitetem Fleisch teilweise bis zu acht Monate überleben. „Erst ab einer Temperatur von 70 Grad stirbt das ASPVirus“, sagt Müller. Einfrieren nütze ebenfalls nichts. Somit könne auch die Wurstsemmel des Lkw-Fahrers aus Osteuropa zum Überträger werden.
Eine weitere Maßnahme zur Vorbereitung auf das ASP-Virus sei eine doppelte Umzäunung der Schweine. „Im Abstand von zwei Metern muss ein zweiter Zaun gezogen werden, damit die Tiere auf keinen Fall mit einer vorbeiziehenden WildschweinRotte in Kontakt kommen können“, sagt Sigl. Er betont aber, dass die Auflagen in Deutschland schon – unabhängig von der Schweinepest – seit geraumer Zeit sehr hoch gewesen seien. Ludwig Rief, Leiter eines Schweinemast-Betriebs aus Opfenbach (Westallgäu), macht sich dementsprechend keine allzu großen Sorgen: „Bei uns ist das nicht wie zum Beispiel in Osteuropa, wo sich jeder seine Sauen im Hinterhof hält.“Außerdem seien zumindest im südlicheren Allgäu eher weniger Wildschweine zu finden. „Das Nahrungsangebot ist ohne den Ackerbau zu schlecht“, sagt Rief.
Sollte die Schweinepest bis ins Allgäu kommen, gelten harte Richtlinien. Wenn ein infiziertes Wildschwein gefunden würde, gäbe es „eine Bewirtschaftungsruhe“, sagt Alfred Enderle (Wertach), Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes. „Das heißt, um den Fundort wird eine kilometerweite Restriktionszone gezogen, in der unter anderem nicht geerntet werden darf“, erläutert Enderle. Zu groß sei das Risiko, dass das Virus dabei verbreitet werden könnte – zum Beispiel über Wildschweinkot am Reifen des
Traktors. Auch ein „Begehungsverbot“gebe es dann. „Dort ist Spazieren gehen, Joggen oder Mountainbiken verboten“, sagt Enderle. „Wir müssten unsere Schweine einstallen“, sagt Johanna Bär, die gemeinsam mit ihrem Mann das Gestüt Schochenhof in Ottobeuren betreibt. Dort haben sie auch etwa 25 Schweine. Dann würden sie aber wohl ihr Bio-Siegel verlieren. Denn dafür bräuchten die Tiere genügend Auslauf.
Die Schweinebestände im Allgäu seien „deutlich kleiner als in Nordschwaben“, sagt BBV-Bezirkspräsident Alfred Enderle. In der gesamten Region gab es laut des Bayerischen Landesamts für Statistik im Jahr 2016 etwa 35 400 Schweine. Allein im Landkreis Augsburg waren es 80 800. „Die Zahlen haben sich seither kaum verändert“, sagt Alfred Enderle. Was jedoch jetzt bereits klar ist: „Die Preise sind im Keller“, sagt Ludwig Rief. Um etwa 50 Prozent seien sie gesunken. Dies liege sowohl an der Schweinepest, als auch am Fleischskandal um die Firma Tönnies.