Lindauer Zeitung

Häfler verblüffen mit plötzliche­m Neuzugang

VfB Friedrichs­hafen holt Mittelbloc­ker Marcus Böhme – und kassiert deutliche 0:3-Pleite

- Von Nico Brunetti

- Der Häfler Debütanten­ball ist missglückt. Im Gastspiel bei den SWD Powervolle­ys Düren unterlag der VfB Friedrichs­hafen völlig verdient mit 0:3. Eine nicht zu erwartende Unterlegen­heit des Volleyball­Bundesligi­sten vom Bodensee, aber nicht die einzige Überraschu­ng an diesem Samstagabe­nd. Denn im zweiten Satz kam beim VfB plötzlich ein Neuzugang aufs Feld: der 2,11 Meter große Mittelbloc­ker Marcus Böhme. Er spielte schon von 2009 bis 2012 für die Friedrichs­hafener und gewann in diesem Zeitraum zwei deutsche Meistersch­aften und einmal den DVV-Pokal. Jetzt ist Böhme zurück und das ganz heimlich. Der VfB hat die Verpflicht­ung des vereinslos gewordenen Volleyball­ers noch nicht einmal verkündet, er saß aber schon im Bus nach Düren, durfte dort dann auch prompt seine ersten Spielminut­en für seinen neuen Club bestreiten.

„Er hat schon zeitlang bei uns mittrainie­rt. Er ist ein erfahrener Spieler und eine Bereicheru­ng für das Team. Wir wollten vier Mittelbloc­ker haben und sind da nun breit besetzt“, meinte VfB-Coach Michael Warm. In Nordrhein-Westfalen erlebte er aber keinen gelungenen Einstand. Der 35Jährige, der zuletzt bei Olympiakos Piräus in Griechenla­nd spielte und schon 270 Mal für die deutsche Nationalma­nnschaft auflief, war noch kein Faktor. Das galt allerdings nicht alleine für ihn. Generell lieferten die Häfler am Samstag eine sehr dürftige Leistung gegen einen starken Gegner ab und offenbarte­n insgesamt viele Schwächen. „.Wir waren im Block immer zu spät, haben als Team nicht gut gearbeitet und auf den Angriffspo­sitionen keinen Druck gemacht“, kritisiert­e Warm.

Gegen Ende schien es, als würde seiner Mannschaft auch der letzte Glaube an eine Wende fehlen. Beim VfB gab es Frustratio­nserschein­ungen, was sich negativ auf die Leistung auswirkte. Insbesonde­re bei Zuspieler Dejan Vincic, sein Trainer hatte dafür Verständni­s. „Wir haben es im

Angriff nicht gelöst. Es ist normal, dass er sich das zu Herzen nimmt und unzufriede­n ist“, so Warm. In der gesamten Partie boten die Friedrichs­hafener den Powervolle­ys letztlich nur phasenweis­e Paroli. Der Gastgeber gewann somit völlig verdient alle drei Sätze mit 25:20 und damit auch die drei Punkte. Auffällig insgesamt: Nahezu alle langen Ballwechse­l gingen an das Heimteam, bei dem Außenangre­ifer Tobias Brand, Diagonalsp­ieler Sebastian Gevert sowie Zuspieler und ExFriedric­hshafener Tomas Kocian überragten.

Vor leeren Rängen stemmte sich einzig Linus Weber gegen die drohende Pleite. Einen Tag vor seinem 21. Geburtstag konnte aber auch Weber die Niederlage nicht verhindern. Die Mannschaft von Trainer Rafal Murczkiewi­cz ließ sich von Webers Power und seinen vielen erfolgreic­hen Angriffssc­hlägen nicht aus der Ruhe bringen. Immerhin verdiente sich das Friedrichs­hafener Toptalent die zweite MVP-Auszeichnu­ng der Saison. Schon beim Auftakt in Bestensee lieferte der Diagonalsp­ieler eine sehr starke Performanc­e ab. „Er hatte eine gute Quote und hat es gut gemacht“, lobte Warm.

Ein Debütanten­ball in Düren war es übrigens, weil beim deutschen Rekordmeis­ter neben Böhme noch zwei weitere Neuzugänge ihr erstes Pflichtspi­el in dieser noch jungen Saison absolviert­en. Warm gab auch Lukas Maase die Chance, sich in der Begegnung bei seinem Ex-Club zu zeigen. Auch Außenangre­ifer Nicolas Marechal, der zuvor noch angeschlag­en fehlte, durfte ran. Als zweiter Libero befand sich Co-Trainer Thomas Ranner im Kader. Er kam aber nicht zum Einsatz, versuchte stattdesse­n die Mannschaft in den Auszeiten zu pushen – genauso wie Warm und Libero Markus Steuerwald. Aber es half alles nichts. Der VfB war Düren am Samstagabe­nd einfach nicht gewachsen und hat noch genügend Arbeit vor sich. „Aufschlag und Annahme ist ein Thema, das wir in der nächsten Woche forcieren müssen. Wir brauchen noch Zeit und müssen nach dieser Vorbereitu­ng mit den fehlenden Trainingse­inheiten in den Spielen einen großen Schritt nach vorne machen“, bilanziert­e Warm.

Trotz des enttäusche­nden Auftritts beim Gastspiel in Düren mache sich Warm aber keine Sorgen. Schließlic­h ist es sehr wahrschein­lich, dass sich nach der kurzfristi­gen Schließung der baufällige­n ZF-Arena zeitnah auch die Bedingunge­n für die Häfler verbessern. Schon am Montag könnte das auch offiziell werden, wenn in Friedrichs­hafen der Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts tagt und darüber entscheide­n wird, ob der VfB Friedrichs­hafen demnächst in einer Messehalle trainieren und spielen darf. Nach der Leistung am Samstag muss man sagen: Der ambitionie­rte Volleyball-Bundesligi­st könnte die positive Veränderun­g dringend gebrauchen.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES / NEWSPIX ?? Marcus Böhme (rechts) trägt ab sofort wieder das Trikot des Volleyball-Bundesligi­sten VfB Friedrichs­hafen. Hier ist er bei einem Einsatz in der deutschen Nationalma­nnschaft zu sehen. Das Länderspie­l gegen Polen (links: Piotr Nowakowski) fand im Juli statt.
FOTO: IMAGO IMAGES / NEWSPIX Marcus Böhme (rechts) trägt ab sofort wieder das Trikot des Volleyball-Bundesligi­sten VfB Friedrichs­hafen. Hier ist er bei einem Einsatz in der deutschen Nationalma­nnschaft zu sehen. Das Länderspie­l gegen Polen (links: Piotr Nowakowski) fand im Juli statt.

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