Club-Mitglieder über erneute Schließung verärgert
Bei 80 Veranstaltungen kein einziger Corona-Fall – Zum Abschluss gibt es ein Spontankonzert von Billy Äggler
- „Servus und bis bald“– unter dieses Motto hat der Club Vaudeville das letzte Konzert vor den November-Beschränkungen im überdachten Biergarten gestellt. Ein kleiner, aber treuer Fankreis ließ sich nicht von Kälte und Nebel abhalten und war gekommen, um Billy Äggler zu genießen und anzufeuern. Und auch, um den Club-Verantwortlichen an diesem Abschlussabend zur Seite zu stehen. Denn sie trifft es hart, dass sie den Club nun schon wieder schließen müssen.
Marc Jehnes und seine Kollegen vom Club sehen die erneute Zwangspause des kulturellen Lebens nicht wirklich begeistert. „Wir hatten bei rund 80 Veranstaltungen seit der Wiedereröffnung nicht einen einzigen Fall von Corona hier“, sagt der Booker des Clubs. Zudem sei viel in den Club investiert worden, um die Hygiene auch wegen Corona zu optimieren, bestätigen auch Matthias
Thoms und Christian Wollin, während Billy Äggler sein Konzert gibt.
Temperamentvolle Nummern, lustige Überleitungen und der ständige Dialog mit dem Publikum lassen die wenigen Plusgrade schnell vergessen. Vielen hilft auch der extra bereitgestellte Glühwein weiter. Die Begeisterung der Zuhörer wächst, insbesondere Äggler-Oberfan Harald, mit dem Billy Äggler immer wieder in direkten Dialog tritt, da nun endlich der Bofrost-Mann drankommt, ein Dauerbrenner, den der Stammgast des Clubs, Billy Äggler, einfach nicht unterschlagen darf.
Marc Jehnes und seine Kollegen berichten währenddessen, dass sie sich sorgen. Darum, dass der gute Ruf des Clubs auf Dauer Schaden nehmen könnte. Denn kleinere Veranstalter, die große Acts hierher in diesen relativ kleinen Club gebracht hatten, könnten im Laufe der Zeit von ihren Musikern im Stich gelassen werden, weil die dann lieber zu den großen Platzhirschen der Szene wechseln würden. Und die schicken die Bands in die großen Städte auf große Bühnen, da blieben Clubs wie der Vaudeville einfach außen vor. Ihren Äußerungen nach scheint es in dieser Szene anders zu laufen als in anderen musikalischen und anderen kulturellen Bereichen, wo die Künstler schlicht und einfach dankbar sind, auftreten zu können.
Eins aber ist sicher: Billy Äggler wird dem Club treu bleiben, und seine Lindauer Fans dem Billy. Die rund 25 Zuhörer verbreiten eine Stimmung wie ein ausverkauftes Haus, stellt auch der Sänger und Gitarrist fest, sein Schlagzeuger Laurenz nickt bestätigend, bevor er ihn mal wieder dahingehend korrigiert, dass es bei dem speziellen Lindaulied „Lebt eure Träume“heißen muss, nachdem die beiden davor die Sehnsucht vom Bodensee zurück nach Westerland in einem Lied zum Ausdruck gebracht hatten.
Wie aber geht es mit dem Club nun weiter? „Bis Jahresende kommen wir noch zurecht, dann aber wird es ernst“, meinen Marc Jehnes, Matthias Thoms und Christian Wollin. Nun erst einmal vier Wochen Kurzarbeit für die Festangestellten und Auszubildenden des Clubs.
Wie es dann weitergehen soll, stehe in den Sternen, eine Hoffnung setzen sie auf die Stadt Lindau. „Da muss dann irgendwann auch die Kommune mit zuschießen“, finden
Marc Jehnes sie. Und Marc Jehnes, der die Bands für den Club bucht, macht sich große Sorgen um die ganzen Top-Acts. Schließlich seien die ja auf Tourneen angewiesen, mit viel Aufwand, Bussen und Mitarbeitern seien sie unterwegs, da wäre kurzfristig nichts zu machen.
Trotzdem lassen sie sich den Abend mit Billy Äggler, der jede Menge guter Laune verströmt, nicht ganz vermiesen, und hoffen inständig, dass dieser erneute Lockdown für die Kultur und Gastronomie tatsächlich bei den angekündigten vier Wochen bleibt. Nach Festen wie einem Oktoberfest im Club, „was ja traditionell nicht wirklich unser musikalisches Metier ist“, und anderen ähnlichen Veranstaltungen, hätten sie durchaus Konzepte für Vorweihnachtliches im Club im Köcher. Man darf gespannt sein. Aber bis dahin „halten wir zusammen und gleichzeitig Abstand und werden das gemeinsam schaffen“, wie es Billy Äggler formuliert.
„Wir hatten bei rund 80 Veranstaltungen seit der Wiedereröffnung nicht einen einzigen Fall von Corona hier.“