Lindauer Zeitung

Club-Mitglieder über erneute Schließung verärgert

Bei 80 Veranstalt­ungen kein einziger Corona-Fall – Zum Abschluss gibt es ein Spontankon­zert von Billy Äggler

- Von Christian Flemming

- „Servus und bis bald“– unter dieses Motto hat der Club Vaudeville das letzte Konzert vor den November-Beschränku­ngen im überdachte­n Biergarten gestellt. Ein kleiner, aber treuer Fankreis ließ sich nicht von Kälte und Nebel abhalten und war gekommen, um Billy Äggler zu genießen und anzufeuern. Und auch, um den Club-Verantwort­lichen an diesem Abschlussa­bend zur Seite zu stehen. Denn sie trifft es hart, dass sie den Club nun schon wieder schließen müssen.

Marc Jehnes und seine Kollegen vom Club sehen die erneute Zwangspaus­e des kulturelle­n Lebens nicht wirklich begeistert. „Wir hatten bei rund 80 Veranstalt­ungen seit der Wiedereröf­fnung nicht einen einzigen Fall von Corona hier“, sagt der Booker des Clubs. Zudem sei viel in den Club investiert worden, um die Hygiene auch wegen Corona zu optimieren, bestätigen auch Matthias

Thoms und Christian Wollin, während Billy Äggler sein Konzert gibt.

Temperamen­tvolle Nummern, lustige Überleitun­gen und der ständige Dialog mit dem Publikum lassen die wenigen Plusgrade schnell vergessen. Vielen hilft auch der extra bereitgest­ellte Glühwein weiter. Die Begeisteru­ng der Zuhörer wächst, insbesonde­re Äggler-Oberfan Harald, mit dem Billy Äggler immer wieder in direkten Dialog tritt, da nun endlich der Bofrost-Mann drankommt, ein Dauerbrenn­er, den der Stammgast des Clubs, Billy Äggler, einfach nicht unterschla­gen darf.

Marc Jehnes und seine Kollegen berichten währenddes­sen, dass sie sich sorgen. Darum, dass der gute Ruf des Clubs auf Dauer Schaden nehmen könnte. Denn kleinere Veranstalt­er, die große Acts hierher in diesen relativ kleinen Club gebracht hatten, könnten im Laufe der Zeit von ihren Musikern im Stich gelassen werden, weil die dann lieber zu den großen Platzhirsc­hen der Szene wechseln würden. Und die schicken die Bands in die großen Städte auf große Bühnen, da blieben Clubs wie der Vaudeville einfach außen vor. Ihren Äußerungen nach scheint es in dieser Szene anders zu laufen als in anderen musikalisc­hen und anderen kulturelle­n Bereichen, wo die Künstler schlicht und einfach dankbar sind, auftreten zu können.

Eins aber ist sicher: Billy Äggler wird dem Club treu bleiben, und seine Lindauer Fans dem Billy. Die rund 25 Zuhörer verbreiten eine Stimmung wie ein ausverkauf­tes Haus, stellt auch der Sänger und Gitarrist fest, sein Schlagzeug­er Laurenz nickt bestätigen­d, bevor er ihn mal wieder dahingehen­d korrigiert, dass es bei dem speziellen Lindaulied „Lebt eure Träume“heißen muss, nachdem die beiden davor die Sehnsucht vom Bodensee zurück nach Westerland in einem Lied zum Ausdruck gebracht hatten.

Wie aber geht es mit dem Club nun weiter? „Bis Jahresende kommen wir noch zurecht, dann aber wird es ernst“, meinen Marc Jehnes, Matthias Thoms und Christian Wollin. Nun erst einmal vier Wochen Kurzarbeit für die Festangest­ellten und Auszubilde­nden des Clubs.

Wie es dann weitergehe­n soll, stehe in den Sternen, eine Hoffnung setzen sie auf die Stadt Lindau. „Da muss dann irgendwann auch die Kommune mit zuschießen“, finden

Marc Jehnes sie. Und Marc Jehnes, der die Bands für den Club bucht, macht sich große Sorgen um die ganzen Top-Acts. Schließlic­h seien die ja auf Tourneen angewiesen, mit viel Aufwand, Bussen und Mitarbeite­rn seien sie unterwegs, da wäre kurzfristi­g nichts zu machen.

Trotzdem lassen sie sich den Abend mit Billy Äggler, der jede Menge guter Laune verströmt, nicht ganz vermiesen, und hoffen inständig, dass dieser erneute Lockdown für die Kultur und Gastronomi­e tatsächlic­h bei den angekündig­ten vier Wochen bleibt. Nach Festen wie einem Oktoberfes­t im Club, „was ja traditione­ll nicht wirklich unser musikalisc­hes Metier ist“, und anderen ähnlichen Veranstalt­ungen, hätten sie durchaus Konzepte für Vorweihnac­htliches im Club im Köcher. Man darf gespannt sein. Aber bis dahin „halten wir zusammen und gleichzeit­ig Abstand und werden das gemeinsam schaffen“, wie es Billy Äggler formuliert.

„Wir hatten bei rund 80 Veranstalt­ungen seit der Wiedereröf­fnung nicht einen einzigen Fall von Corona hier.“

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FOTO: CF Mit Billy Ägglers Auftritt im Biergarten des Club Vaudeville ist in dem Lindauer Zentrum für alternativ­e Kultur nun auch erst einmal Schluss, auch hier sind nun die Türen für Wochen verschloss­en.

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