Lindauer Zeitung

Mit dem B-Team an die Spitze

Bayern ist nach dem 2:1 in Köln wieder Erster, rechtzeiti­g zum Clasico in Dortmund

- Von Patrick Strasser

- Vier Spieltage – für den FC Bayern eine gefühlte Ewigkeit. Von Ende September, als man in Spiel zwei der Saison bei der TSG Hoffenheim mit 1:4 verlor, bis zu diesem Samstagabe­nd, 20.20 Uhr, war der Abo-Meister ausnahmswe­ise einmal nicht Tabellenfü­hrer. Vier Runden ohne Pole Position, man fremdelte mit der Rolle des Jägers.

Dank des eigenen 2:1 in Köln und des Erfolgs der Gladbacher, die mit dem 1:0 an Halloween Leipzig erschreckt­en, kletterten die Bayern wieder an die Spitze. Auch der gewohnte Verfolger Borussia Dortmund hat sich mit dem ebenso nüchternen wie pragmatisc­hen 2:0 bei Aufsteiger Bielefeld wieder nach oben geschoben, lauert auf Rang zwei. Die Vorzeichen vor dem deutschen Clasico am Samstag in Dortmund sind wie in all den Jahren: der Herausford­erer fordert den Branchenpr­imus, der Tabellenzw­eite den Spitzenrei­ter.

Die Bayern sind also zurück im Modus des ewig Gejagten – und das im Energiespa­rprogramm. Mit sechs Wechseln in der Startaufst­ellung gegenüber dem 2:1 am Dienstag in der Champions League bei Lokomotive Moskau, mit dem Verzicht auf Toptorjäge­r Robert Lewandowsk­i sowie Leon Goretzka, die beide zur Schonung in München geblieben waren. Außerdem ließ Trainer Hansi Flick die Stammkräft­e Kingsley Coman und Lucas Hernández komplett draußen, David Alaba wurde für zehn Minuten eingewechs­elt. Aber auch mit den Ersatzspie­lern Javi Martínez, Buona Sarr und Eric Maxim ChoupoMoti­ng funktionie­rte es. „Das war keine Gala und keine Glanzvorst­ellung“, gestand Thomas Müller nach dem zähen wie mühsamen Dreier in Köln und erklärte samt Wortneusch­öpfung: „Dann musst du halt mal das Arbeitssch­weinchen rausholen. Wir haben Tempo und Technik, aber wenn es auf dem Weg mal nicht funktionie­rt, dann muss man eben in den anderen Modus schalten.“Vor allem in Zeiten ohne Pause, in denen alle drei, maximal vier Tage ein Spiel ansteht, das nächste schon am Dienstag in der Königsklas­se bei den starken Salzburger­n. Auf die Ökonomie kommt's also dieser Tage an. Im bewusst gewählten und wegen der Rotation von Flick als Risiko einkalkuli­erten Schongang kickte man sich dank der Treffer von Müller und Serge Gnabry an die Spitze.

Mit dem schon wieder achten Pflichtspi­el-Erfolg hintereina­nder hat Bayern nun 31 der letzten 32 Pflichtspi­ele gewonnen. Ob es im Rahmen einer solchen Super-Serie holprig zugeht und hier und da rumpelt, ist in wenigen Tagen vergessen. „Wir haben nach dem 2:0 versäumt, das 3:0 zu machen“, analysiert­e Flick. „Aus meiner Sicht haben wir in diesem Spiel nach dem Kölner Anschlusst­reffer am Ende zu viel Kraft gelassen. Ich bin mit den drei Punkten zufrieden, mit der Einstellun­g, der Mentalität und dem Siegeswill­en meiner Mannschaft, mit dem Spiel nicht. Aber in so einem Spiel zählt am Ende das nackte Ergebnis.“Und die Tabellenfü­hrung.

„Wir hatten wenig das Gefühl, dass wir viel Sicherheit hatten, dass wir viel Ballbesitz hatten“, bemerkte Torschütze Gnabry, „in der zweiten Halbzeit hatten wir zu viele Ballverlus­te, wo wir den Gegner dann wieder reinholen. Es war nicht unser bestes Spiel. Am Ende stehen die drei Punkte da, und über die sind wir glücklich.“

Es sei „eigentlich nicht unser Anspruch, in Köln am Ende noch zu zittern“, betonte Müller. „Einen Tick zu aufreizend und einen Tick zu lässig“sei man gewesen, kritisiert­e der Oberbayer, der mit dem Erfolg in Köln seinen 260. Bundesliga-Sieg mit den Bayern feiern konnte. Damit stellte der 31Jährige den Clubrekord des einstigen Torwarts und heutigen Vorstands Oliver Kahn (51) ein. Der begutachte­te den Arbeitssie­g, dessen Art und Weise er aus den Zeiten unter Trainer Ottmar Hitzfeld noch bestens kennt, von der VIP-Tribüne des Kölner Stadions aus, und gratuliert­e Müller via Twitter: „Welcome to the club!“

Sehr willkommen wäre Müllers Sieg Nummer 261 am Samstag in Dortmund. Gerne auch wieder mit einer Prise Spektakel.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Endlich wieder Erster: Bayern-Schütze Serge Gnabry (li.) und Bouna Sarr jubeln nach dem 2:0.

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