Vom Leihspieler besiegt
Hannes Wolf trifft für Gladbach beim 1:0-Sieg über Leipzig, Ex-Trainer Nagelsmann gönnt ihm den Erfolg
(SID/dpa) Nachdem Hannes Wolf seine Leipziger Ex-Kollegen von der Spitze geschossen hatte, konnte sich der völlig durchnässte, aber glückliche Gladbacher Matchwinner vor Gratulanten kaum retten. Ausgerechnet gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber gelang dem Österreicher sein erstes Bundesligator – beim 1:0 (0:0) gegen RB Leipzig machte er den Unterschied.
„Es ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Ich habe jetzt eineinhalb Jahre auf so einen Moment warten müssen. Ich freue mich, dass heute der Knoten geplatzt ist“, sagte Wolf: „Das Spiel gibt sicherlich Selbstvertrauen. Ich sehe mich als Spieler von Borussia Mönchengladbach. Ich hoffe, dass ich längere Zeit hier bin als dieses Jahr.“
Der lange verletzte Wolf beendete mit seinem Tor in der 60. Minute auch eine schwarze Serie: Zuvor hatte Gladbach in acht Versuchen noch nie gegen RB gewonnen und alle vier Heimspiele verloren. Nun aber kassierte das Team von Julian Nagelsmann drei Tage nach der höchsten Pleite der Clubgeschichte (0:5 bei Manchester United) im Duell der Champions-League-Teilnehmer die erste Liga-Niederlage der Saison. Nach drei Wochen müssen die Sachsen den Platz an der Sonne Bayern München überlassen.
Wolf, für den bei einer bestimmten Anzahl von Einsätzen eine Kaufpflicht greift, hatte in Leipzig auch verletzungsbedingt schwierige Monate erlebt. Entsprechend gönnte ihm Nagelsmann, der sein Team vor der nächsten harten Prüfung gegen Paris schnell wieder aufbauen muss, den Erfolg. „Ich freue mich für ihn als Mensch, dass er ein Tor geschossen, weil er eine nicht so gute Phase hatte. Aber, dass er es ausgerechnet gegen uns machen muss ...“.
Trainer Marco Rose hatte Wolf ganz bewusst nominiert. „Heute durfte er anfangen, weil ich weiß wie er funktioniert. Er ist kein Spieler, der überdreht gegen seinen ehemaligen Club, sondern eher einer, den das motiviert.“Es gab auch keine Absprachen, wie in einigen anderen Fällen bei verliehenen Spielern, dass Wolf gegen seinen Ex-Club nicht spielen darf. „Wenn man einen Spieler verleiht, dann muss er auch die Chance haben, alle Spiele machen zu können“, sagte Nagelsmann. „Wenn man so viel Sorge hat, dass der Spieler einen zur Niederlage schießt, dann soll man ihn nicht verleihen sondern behalten und spielen lassen.“
Leipzig presste zu Beginn aggressiv, Gladbach lief zumeist hinterher. Der laufstarke Yussuf Poulsen zwang Schlussmann Yann Sommer per Direktabnahme zur Glanzparade (10.). Vier Tage nach dem unglücklichen 2:2 gegen Real Madrid fand Gladbach danach besser ins Spiel. Vor allem über links sorgten Rami Bensebaini und Wolf für Dampf. Vorne fehlte jedoch die Durchschlagskraft eines Marcus Thuram, der nach seinem Doppelpack gegen Real ebenso wie Kapitän Lars Stindl auf der Bank saß. Letztlich blieb das Spiel taktisch geprägt. Die Borussia verzeichnete erst in der 45. Minute ihren ersten Schuss aufs Tor. Alassane Plea traf zwar ins Netz, der Franzose stand aber klar im Abseits.
Plea hatte auch die nächste Chance (49.), insgesamt war das Rose-Team nun zielstrebiger. RB attackierte mit dem 18 Jahre alten Startelf-Debütanten Lazar Samardzic nun früher, die Folge war mehr Raum für beide Teams. Den nutzte Wolf, der nach schönem Zuspiel von Patrick Herrmann den Ball souverän im rechten Eck unterbrachte. Plea traf noch das Lattenreuz (67.), am Ende warf Leipzig alles nach vorne – vergebens.