Hamilton ganz dicht am Titel – Mercedes hat ihn schon
Team sichert sich siebte Konstrukteursweltmeisterschaft in Folge und stößt damit Ferrari endgültig vom Thron
(SID) - Der bald erfolgreichste Formel-1-Fahrer der Geschichte hob vor Freude erst seinen Boss Toto Wolff dreimal in die Höhe, dann dankte Lewis Hamilton in emotionalen Worten dem Mercedes-Team. „Es ist unglaublich, unglaublich. Wow, sieben Konstrukteurstitel. Das kann ich meinen Enkeln irgendwann erzählen“, sagte er nach seiner Triumphfahrt von Imola, die auch den Briten ganz nah an den letzten großen Schumacher-Rekord von sieben WM-Titeln heranbrachte. Die Mercedes-Crew kann sich über diese Marke bereits seit dem Großen Preis der Emilia-Romagna freuen – und zwar in Folge, was nicht einmal Ferrari in der Ära Schumacher mit sechs Titeln zwischen 1999 und 2004 gelungen war. Er sei „dankbar, Teil dieses Teams zu sein, solche Erfolge zu feiern und diese Bestmarken aufstellen zu dürfen“, erklärte Hamilton mit reichlich Pathos.
Mercedes-Motorsportchef Wolff dankte nach dem Doppelsieg durch Hamilton und Valtteri Bottas vor Renault-Pilot Daniel Ricciardo allen gut 800 Mitarbeitern, mit denen der Rennstall seit 2014 nach den Sternen greift. „Sieben Weltmeisterschaften! Wer hätte das gedacht, als wir dieses Projekt begonnen haben“, erklärte der Österreicher und schob eine Drohung an die abgeschlagene Konkurrenz hinterher: „Wir haben eine tolle Gruppe beisammen. Wir versuchen immer, die Latte weiter nach oben zu legen. Solange wir noch Energie haben, wollen wir immer weiter pushen.“
Enteilt ist auch Hamilton, der schon seit einer Woche alleiniger Rekordsieger vor Schumacher ist und in Imola, der Todesstätte seines Kindheitsidols Ayrton Senna, gleich Sieg Nummer 93 folgen ließ. Nun kann er bereits in zwei Wochen in der Türkei seinen siebten Fahrertitel aus eigener Kraft perfekt machen.
Haas-Teamchef Günther Steiner würde die deutsche MotorsportHoffnung Mick Schumacher liebend gern in einem seiner Rennwagen sehen. „Es wäre eine Ehre für uns“, sagte Steiner bei RTL.
Nach Angaben des Südtirolers sei man bei den Vertragsgesprächen mit den Piloten für 2021 „auf der Zielgeraden“. Haas trennt sich zum Saisonende von seiner langjährigen Fahrerpaarung Romain Grosjean/Kevin Magnussen. Eines der beiden Cockpits wird wohl an einen Fahrer der Ferrari-Nachwuchsakademie gehen, neben Formel-2Spitzenreiter Schumacher rechnen sich auch der Brite Callum Ilott und Robert Schwarzman aus Russland Chancen aus. Wer in der
Formel 2 „die Meisterschaft gewinnt, hat es auch verdient, in die Formel 1 aufzusteigen“, meinte Steiner. Für das zweite Cockpit ist der russische Milliardärssohn Nikita Masepin der Topfavorit. Noch vor Saisonende wolle man die künftigen Piloten verkünden, führte Steiner aus. Bei Haas würde Schumacher Teil eines Neuanfangs. „Nächstes Jahr haben wir nichts zu verlieren. Das gibt den Rookies die Möglichkeit, ohne viel Druck viel zu lernen und dann bereit zu sein für 2022“, so Steiner. Zuvor hatte Alfa Romeo überraschend angekündigt, dass Antonio Giovinazzi und Kimi Räikkönen auch 2021 für den Rennstall fahren werden. Zuletzt hatte viel darauf hingedeutet, dass Alfa – wie Haas Motorenkunde Ferraris – die erste Adresse für Schumacher sei. (SID)
Mit 85 Punkten Vorsprung auf Bottas reist Hamilton Mitte November nach Istanbul, nur noch 104 Zähler sind zu gewinnen – die Korken bei Mercedes werden bald erneut knallen, auch wenn Hamilton Spekulationen über seine Zukunft anheizte: „Ich würde gerne nächstes Jahr hier sein, aber dafür gibt es keine Garantie“, sagte der Brite: „Es gibt vieles, das mich da draußen reizt. Die Zeit wird es zeigen.“Das alles könnte allerdings auch ein cleverer Schachzug im Vertragspoker sein.
Solche hat der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel nicht nötig. Dessen Zukunft ist geklärt. Beim Imola-Comeback nach 14 Jahren, dem 100. Formel-1-Rennen auf italienischem Boden, verpasste er dennoch als Zwölfter zum siebten Mal in 13 Saisonrennen die Punkte. „Die Pace war nicht verkehrt, aber wir hatten keinen guten Stopp“, sagte Vettel: „Danach war ich wieder hinten.“
Hamilton hatte schon vor dem Start „ein eher langweiliges Rennen“erwartet, „nach der ersten Kurve könnte es eher eine Parade werden.“Der Weltmeister sollte in weiten Teilen recht behalten. Die Traditionsstrecke von Imola ist eine flüssige Berg- und Talbahn, auf der Überholen allerdings kaum möglich ist.
Und so schien der Zieleinlauf an der Spitze nach der ersten Kurve festzustehen. Pole-Setter Bottas kam am besten weg, Hamilton verlor seinen zweiten Platz an Red-Bull-Pilot Max Verstappen. In dieser Reihenfolge fuhr das Trio 19 Runden lang um den Kurs. Dann begann die Taktiererei: Verstappen kam als erster zum Reifenwechsel, eine Runde darauf Bottas. Hamilton hatte nun freie Fahrt und drehte eine schnellste Rennrunde nach der anderen. Als der Brite nach 30 Umläufen mit neuen Pneus wieder auf die Strecke fuhr, lag er vor Bottas und Verstappen und gab die Führung nicht mehr ab.