Lindauer Zeitung

Strategie gegen Überlastun­g

Bayern schafft zentrales System zur Verteilung von Intensivbe­tten – Knapp ein Drittel der Plätze belegt

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(lby) - Bayern regelt die Belegung von Intensivbe­tten in den Krankenhäu­sern künftig über ein zentral koordinier­tes System von ärztlichen Leitern. Dazu sei eine Allgemeinv­erfügung erlassen worden, sagte Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) am Mittwoch. Damit soll gewährleis­tet werden, dass Überlastun­gsspitzen in einzelnen Krankenhäu­sern im Zuge der Corona-Pandemie abgefedert werden und die Verteilung der Patienten möglichst optimal gewährleis­tet wird. „Es geht darum, die Überlastun­g von Krankenhäu­sern mit Corona-Infizierte­n zu verhindern“, sagte Huml.

„Es ist wichtig, die Bettenbele­gung noch effiziente­r zu lenken und auch damit die Kliniken zu unterstütz­en“, sagte Huml. Die ärztlichen Leiter als Koordinato­ren werden bei den 26 Rettungsle­itstellen angesiedel­t. Ein ähnliches System war bereits während der ersten CoronaWell­e im Frühjahr auf anderer Rechtsgrun­dlage in Kraft. Wie damals soll das System vom Starnberge­r Klinikchef Thomas Weiler koordinier­t werden.

Nach Humls Darstellun­g werden in bayerische­n Kliniken derzeit 1698 mit dem Coronaviru­s infizierte Patienten behandelt, davon 302 auf einer Intensivst­ation. Die meisten Intensivpa­tienten würden auch beatmet. Das ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zum

Wochenbegi­nn. Die Zahl der freien Betten mit Beatmungsm­öglichkeit habe sich entspreche­nd auf 624 reduziert. Allein in den Städten München und Augsburg liegen derzeit zusammen 90 Intensivpa­tienten mit Covid-19.

Die Situation, dass Krankenhäu­ser angewiesen werden müssen, Intensivbe­tten frei zu halten und dafür auch nicht dringend notwendige Operatione­n zu verschiebe­n, sei noch nicht eingetrete­n, sagte Huml.

Dies werde bisher nur vereinzelt gemacht. Ein Beispiel ist der CoronaHots­pot Augsburg. Dort ist die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner mit 339 derzeit bayernweit bei Weitem am höchsten.

Der Chefarzt der III. Medizinisc­hen Klinik am Universitä­tsklinikum Augsburg, Professor Helmut Messmann, machte auf die steigenden Todeszahle­n im Zuge der Corona-Pandemie aufmerksam. Bundesweit würden in wenigen Wochen 200 Menschen pro Tag sterben. „Das ist, wie wenn täglich ein Flugzeug abstürzt“, sagte der Mediziner. Er kündigte an, dass Intensivpa­tienten aus Augsburg verlegt werden müssten, die Klinik sei dazu etwa mit Einrichtun­gen im benachbart­en badenwürtt­embergisch­en Ulm im Gespräch.

Der medizinisc­he Leiter der München Klinik in Schwabing, Clemens Wendtner, machte deutlich, dass die Engpässe auf den Intensivst­ationen für den Erfolg im Widerstand gegen die Pandemie von großer Bedeutung seien. „Der Kampf gegen Covid-19 wird auf der Intensivst­ation entschiede­n“, sagte er.

Thomas Weiler, der die landesweit 26 ärztlichen Leiter künftig koordinier­en wird, erklärte, Ziel müsse es weiter sein, die Zahl der Infizierte­n zu reduzieren. Ein gewisser Prozentsat­z der Infizierte­n lande unweigerli­ch auf der Intensivst­ation. „Nur wenn wir die Zahl der Infizierte­n bremsen, dann bremsen wir auch die Zahl derer, die auf der Intensivst­ation landen.“Er wies auf personelle Engpässe hin.

Allein von Dienstag auf Mittwoch war die Zahl der Infizierte­n in Bayern um mehr als 3500 gestiegen, wie Huml sagte. 21 neue Todesfälle kamen binnen Tagesfrist hinzu. Die meisten Regionen in Bayern melden inzwischen eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 Fällen pro 100 000 Einwohner.

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FOTO: SCIENCE PHOTO LIBRARY/IMAGO IMAGES In Bayern gibt es ein neues System für die Verteilung von Intensivpa­tienten im Land.

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