So bekommen Lindauer Wünsche erfüllt
In einer Hauruckaktion ist die Idee vergangenes Jahr entstanden – Auch in diesem Jahr gibt es wieder Geschenke
- Weihnachtswünsche erfüllen und älteren Lindauern eine Freude machen – das wollen sechs Frauen aus Lindau. 180 Menschen konnten sie mit der Aktion „Herzenswünsche“im vergangenen Jahr glücklich machen. In diesem Jahr könnten es noch mehr werden.
Eine Bohrmaschine – das war der wohl ausgefallenste Wunsch, der an Monika Bermetz vor einem Jahr herangetragen wurde. Geäußert hatte ihn eine 75-Jährige, die es sich nicht leisten konnte, ständig Handwerker zu bezahlen und außerdem handwerklich geschickt ist. Der Wunsch wurde ihr erfüllt. „Sie konnte schon vieles mit der Bohrmaschine erledigen“, sagt Monika Bermetz und lacht. „Noch bis heute habe ich Kontakt zu ihr.“
Wenn Bermetz von der Hilfsaktion erzählt, spürt man ihre Begeisterung. „Mir geht es dabei auch um das Zwischenmenschliche und darum, dass die Leute sich wertgeschätzt fühlen“, fügt sie hinzu. Gemeinsam mit Helga Schlemmer, Sabine Zeller und Viktoria von Sabler hat sie vor einem Jahr eine Verbindungsstelle in Lindau geschaffen – und zwar zwischen denen, die Wünsche haben, und denen, die sie erfüllen möchten. Dieses Jahr hat sich das Team vergrößert: Es helfen auch Anja Fink und Anna Schmalzbauer mit.
Die Idee hinter der Aktion ist einfach: Einrichtungen, Institutionen, aber auch Privatpersonen können Wünsche von Senioren und Rentnern melden – oder diese melden sich selbst. „Wir erfüllen auch Wünsche für Alleinstehende oder all jene, die nicht so ein hohes Einkommen haben“, sagt Monika Bermetz. Die Frauen sammeln die Wünsche und ordnen ihnen Nummern zu. Ende November möchten sie einen Stand im Lindaupark aufbauen, an dem jeder, der einen Wunsch erfüllen möchte, sich diesen abholen kann. Wenn das coronabedingt nicht klappt, wird es eine Hotline geben.
Bis auf Geschlecht und Alter bleibt die Person hinter dem Wunsch anonym. „’Weiblich, 75, Schirm, blau’ würde dann zum Beispiel auf den Herzen stehen, die wir an dem Stand verteilen“, erklärt Monika Bermetz. Zu den Wünschenden gelangen die Geschenke über Bermetz und ihre Kolleginnen oder die Einrichtungen.
Der Frauen-Trupp macht das Ganze ehrenamtlich. Telefonate annehmen, Wünsche auflisten, die Organisation mit den Einrichtungen, die
Wünsche verteilen und dann die Geschenke zustellen – das alles bedeutet viele Stunden Arbeit. Aber es lohnt sich: „Wenn man beim Zustellen der Geschenke die glänzenden Augen der Leute sieht, ist alle Anstrengung wieder vergessen“, sagt Sabine Zeller. Bisher sind 24 Wünsche bei Monika Bermetz eingegangen. Ihre Mitstreiterinnen haben auch schon einige notiert: ein gutes Parfüm, ein Schlafanzug, Gutscheine bei der Apotheke oder dem Blumengeschäft. Die Wünsche sind vielfältig, besonders beliebt seien Kuscheldecken. „Klingt banal, aber viele haben
Monika Bermetz nicht die Möglichkeit, einfach loszugehen und sich eine zu kaufen“, sagt Monika Bermetz. Auf die Wunschliste schreiben könne man alles, es sollte nur nicht mehr als 50 Euro kosten. Nur einmal konnte ein Wunsch nicht erfüllt werden: Jemand wollte einen Fahrdienst. „Da wäre auch das Risiko, was Versicherung angeht, zu hoch“, sagt Bermetz.
Schon das letzte Jahr zeigte: Die Resonanz auf die Aktion ist hoch. Als die Frauen die Aktion Ende November 2019 ganz spontan ins Leben riefen, hatte die dazugehörige Facebook-Gruppe „Herzenswünsche Lindau“schnell 350 Mitglieder. Heute sind es schon über 450. „Viele können es gar nicht mehr erwarten, dass wir die Wünsche vorlegen“, sagt Bermetz. Im letzten Jahr erfüllten 100
Menschen 180 Wünsche. „Ich glaube, in diesem Jahr werden es noch mehr“, sagt Monika Bermetz. „Die Not wird größer, auch durch Corona.“
Beschenkt werden können nur Menschen aus der Stadt Lindau. Der ganze Landkreis, das wäre zu viel, sagt Bermetz. Die Schenkenden allerdings würden von verschiedenen Ortschaften aus dem Landkreis kommen, aber auch von weiter weg: Eine Frau aus Nordrhein-Westfalen, die mal in Lindau gewohnt hat, sei auch in diesem Jahr wieder dabei. „Sie besorgt bei sich das Geschenk und schickt es dann nach Lindau“, erklärt Bermetz. Ansonsten hätten von Jugendlichen bis hin zu Senioren verschiedenste Menschen mitgemacht. „Gerade für Kinder ist es toll zu erfahren, dass es Leute gibt, denen man etwas Gutes tun kann“, betont Bermetz. Und das sei es auch gewesen, was sie und die anderen Frauen vor einem Jahr dazu bewogen hatte, die Idee umzusetzen.
„Mir geht es dabei auch um das Zwischenmenschliche.“
Wer einen Wunsch hat, für jemanden wünschen oder jemanden vorschlagen möchte, kann sich bis zum 20. November unter folgenden Telefonnummern melden: 08382 / 227 27, 0174 / 893 26 35 oder 0152 / 21 99 64 84.
Falls es coronabedingt stattfinden kann, wird es am Freitag, 27. November, im Lindaupark einen Stand geben, an dem man sich Wünsche, die man erfüllen möchte, abholen kann.