Ausbildungsmarkt bleibt trotz Corona noch stabil
IHK, Handwerk und Berufsberatung ziehen Bilanz: Pandemie führt nur zu leichtem Lehrstellen-Rückgang
- Der Arbeitsmarkt im Kreis Lindau und der Region wird seit Monaten von Corona geprägt: Die Arbeitslosenzahlen sind spürbar gestiegen, zeitweise ist nahezu jeder dritte Beschäftigte in Kurzarbeit. Nur ein Bereich scheint von der Corona-Pandemie bisher verschont zu bleiben: der Ausbildungsmarkt. Diese Bilanz zieht die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Kempten-Memmingen Maria Amtmann zusammen mit den Verantwortlichen von IHK und Handwerk. Bis Ende Oktober wurden 315 neue Ausbildungsverträge unterschrieben. Das sind zwar weniger als vor einem Jahr – sei jedoch in erster Linie der sinkenden Zahl von Schulabgängern geschuldet.
Während schwabenweit die Zahl der Lehrverträge um fast zwölf Prozent gesunken ist, beträgt der Rückgang im Landkreis Lindau bisher nur knapp acht Prozent. Damit schneidet Lindau im Vergleich mit den anderen Regionen im Allgäu am besten ab. Insgesamt haben sich nach den Unterlagen der Agentur im Kreis Lindau in diesem Jahr 424 junge Leute auf der Suche nach einem betrieblichen Ausbildungsplatz an die Berufsberatung gewandt. Das sind nur 14 weniger als im Herbst 2019.
Wenn die IHK Schwaben schreibt, dass „trotz Corona-Krise die Unternehmen aus Handel, Produktion und Dienstleistungen auch in diesem Jahr zu ihrer Verantwortung für den Fachkräftenachwuchs stehen“, dann untermauert sie das mit der Zahl 588: So viele Ausbildungsplätze hätten in diesem Herbst zwischen Nonnenhorn, Scheidegg und Maierhöfen besetzt werden können. Damit suchen die Betriebe sogar 44 Azubis mehr als noch vor einem Jahr.
„Trotz Corona sind die Perspektiven für Bewerber auch in diesem Jahr sehr gut“, stellt dazu Wolfgang Haschner fest, bei der IHK Schwaben verantwortlich für den Bereich berufliche Bildung. Das zeige sich unter anderem daran, dass rechnerisch jeder der 93 noch unversorgten Bewerber zwischen See und Allgäu derzeit unter zehn Lehrstellen auswählen könne – bei aktuell noch 909 unbesetzten Ausbildungsplätzen in der Region Kempten-Memmingen. Im Kreis Lindau sind es nach Aussage der hiesigen Agenturleiterin Susanne Müller-Koberstein sogar nur
„eine gute Handvoll“junger Leute, die noch nicht ihre Wunsch-Lehrstelle gefunden haben. Zu Beginn des Ausbildungsjahres Anfang September waren in Lindau noch gut 80 Schulabgänger ohne Vertrag gewesen.
Weitgehend zufrieden zeigt sich auch die Handwerkskammer Schwaben. Für deren Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner ist es „bemerkenswert“, dass trotz der Corona-Pandemie „viele Betriebe in dieser extremen Situation das erste Mal oder zumindest nach längerer Zeit wieder ausbilden“. Dabei dürfte auch das
Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“eine Rolle spielen: Bilden Betriebe wie bisher aus, erhalten sie für jeden abgeschlossenen Lehrvertrag 2000 Euro Prämie, schaffen sie zusätzliche Ausbildungsplätze, dann gibt es sogar 3000 Euro.
In der Übersicht der noch unbesetzten Ausbildungsplätze in der Region fällt auf, dass diese Liste gar nicht vom Koch-Beruf angeführt wird, der ja seit Jahren in den Augen Jugendlicher als unattraktiv gilt. Vielmehr sind es die Ausbildungsberufe Verkäufer und Einzelhandelskaufleute,
in denen zusammen noch gut 150 Lehrstellen vergeben werden könnten. Erst dann folgen die Köche, Hotel- und Restaurantfachleute sowie das Maurerhandwerk.
Bei einer Umfrage unter ihren Kammer-Mitgliedern hat die IHK übrigens erfahren, dass trotz Corona-Pandemie in neun von zehn Betrieben die duale Ausbildung derzeit ganz normal weiterlaufe. Was Geschäftsführerin Maria Amtmann in ihrer Ansicht bestärkt: „Der Ausbildungsmarkt blieb in diesem Jahr in weiten Teilen unbeeinflusst von der Corona-Pandemie.“