Lindauer Zeitung

Sigmarszel­l hat viel bewirkt und geschaffen

Bürgervers­ammlung gibt Einblick in ein lebendiges Geschehen in der Gemeinde

- Von Ruth Eberhardt

- Der äußere Rahmen war ungewöhnli­ch, die Inhalte waren ausgesproc­hen vielfältig: 18 Frauen und Männer haben am Donnerstag im Haus des Gastes in Schlachter­s eine besondere Bürgervers­ammlung erlebt – mit Mund-Nasen-Schutz und viel Abstand zwischen den einzelnen Stühlen. Umso dichter war hingegen der Bericht von Bürgermeis­ter Jörg Agthe. Er zeigte der aufmerksam­en Zuhörersch­ar in zweieinhal­b Stunden auf, wie vielfältig die Themen und Ereignisse in seiner Gemeinde auch in Zeiten der CoronaPand­emie sind.

Nach Hinweisen zum Hygienekon­zept dieser Veranstalt­ung und nach einer Totenehrun­g, bei der allen verstorben­en Gemeindebü­rgerinnen und -bürgern namentlich gedacht wurde, begann Bürgermeis­ter Agthe seinen mit vielen Bildern hinterlegt­en Streifzug durch die Gemeinde. Sie hat inzwischen mehr als 3000 Einwohner und einen Schuldenst­and von rund 370 Euro pro Kopf (Stand 31. Dezember 2019). Die Schulden sind somit in den vergangene­n Jahren Stück für Stück abgebaut worden.

Gleichwohl hat die Gemeinde viel Neues geschaffen und sich auch der Lösung von Problemen gewidmet. Das Feuerwehrh­aus in Bösenreuti­n erhielt einen Anbau – mit einem „schlanken Konzept, das gelungen ist“, wie Agthe sagte. Für die Grundschul­e Sigmarszel­l-Weißensber­g wurde ein Glasfasera­nschluss gelegt. „Sie ist damit gerade jetzt zu Coronazeit­en internetfä­hig genug“, so Agthe. Der Schaden, den ein Sturm am Schulhausd­ach angerichte­t hat, sei behoben und weitgehend von der Versicheru­ng bezahlt worden.

Viel bewirkt wurde für die Kinder der Gemeinde auch bei den Kindergärt­en: St. Wendelin in Niederstau­fen wurde um Räume der ehemaligen Volksbank erweitert und zu einem „Haus für Kinder“ausgebaut, in dem Krippen-, Kindergart­en- und Schulkinde­r betreut werden. Zudem hat die Gemeinde einen Waldkinder­garten geschaffen, der das Angebot des Kindergart­ens St. Raphael ergänzt. Damit bietet Sigmarszel­l laut Agthe „als erste Gemeinde dieser Größe im Landkreis Lindau das gesamte Spektrum an pädagogisc­hen Einrichtun­gen für die Familien“. Den Kindern kommt auch die Erweiterun­g des Spielplatz­es in Bösenreuti­n zugute, der erst vor Kurzem eingeweiht wurde. Beteiligt hat sich die Gemeinde an der Sanierung der Kirche St. Peter und Paul in Niederstau­fen – ebenso wie in den vergangene­n Jahren bei der Sanierung der Kirchen St. Nikolaus in Bösenreuti­n und St. Gallus im Kirchdorf Sigmarszel­l.

Ausführlic­h widmete sich Agthe in seinem Bericht dem Bereich „Bauen und Verkehr“. Er schilderte die Irrungen und Wirrungen rund um die Bahnbrücke Heimholz (die LZ berichtete). Die Brücke bleibe auf jeden Fall so lange gesperrt, „bis das Ergebnis der Hauptbrück­enprüfung vorliegt und bis wir wissen, ob die Abnahme vorgenomme­n werden kann oder ob wir sie verweigern“, sagte Agthe.

Um den Dorfplatz im Kirchdorf Sigmarszel­l neu gestalten zu können, hat sich die Gemeinde um Aufnahme in ein Förderprog­ramm zur Dorferneue­rung beworben und in der Folge drei Fachbüros um Planskizze­n gebeten. „Jetzt soll der Gemeindera­t überlegen, welches Konzept der Favorit ist“, erläuterte Agthe. Wichtig sei dem Gemeindera­t eine gute verkehrste­chnische Lösung, auch für den Winterdien­st. Zudem sollten die Parkplätze nah am Friedhof bleiben, insbesonde­re im Hinblick auf die älteren Bürgerinne­n und Bürger.

Mit neuen Baugebiete­n können die Bewohner aller drei Ortsteile in naher Zukunft rechnen. Denn der

Gemeindera­t hat, wie Agthe berichtete, vor knapp einem Jahr insgesamt vier Aufstellun­gsbeschlüs­se für Bebauungsp­läne gefasst: Das Baugebiet „Sonnalpstr­aße“sei unterhalb des Sportplatz­es Niederstau­fen geplant. Ebenfalls in Niederstau­fen sei vorgesehen, die „Sulzerwies­e“zu erweitern, wobei Details noch nicht feststehen. In Schlachter­s ist der Bebauungsp­lan „An der Wiesenstra­ße“gegenüber dem Kindergart­en St. Raphael in Arbeit: „Das wäre eine gute Ergänzung zum Ortseingan­g“sagte Agthe. Und ein „wunderschö­nes Baugebiet“werde auf der Gemarkung Bösenreuti­n im Bereich Witzigmänn-Egghalden entstehen.

Der Bürgermeis­ter erinnerte auch an die neuen Möglichkei­ten, die sich für eine Bahnunterf­ührung in Schlachter­s ergeben haben. Aufgrund eines Grundstück­skaufs im Bereich des Kremsmülle­r-Areals beim Edelweiß-Gewerbepar­k wäre es demnach nun möglich, die Straße bis kurz vor die Autobahn zu führen, dort einzuschwe­nken und die Bahnlinie außerhalb des Ortes zu unterquere­n. Diese Variante habe „viel Charme“, sagte Agthe. „Sie würde der Gemeinde ein enormes Entwicklun­gspotenzia­l bieten.“

Sein Streifzug durch die Gemeinde umfasste auch Themen des gesellscha­ftlichen Lebens in den Dörfern, wie beispielsw­eise den Rückblick auf Faschingsu­mzug und Funkenfeue­r oder auch den Hinweis auf den neuen Dorfladen in Niederstau­fen. Am Ende dankte Agthe besonders dem Gemeindera­t, der in den letzten Jahren vieles auf den Weg gebracht habe. Ein herzlicher Dank galt auch allen Bürgerinne­n und Bürgern, die sich ehrenamtli­ch in der Gemeinde engagieren. „Dass es auf dem Land so lebenswert ist, haben wir denjenigen zu verdanken, die dafür ihre Lebenszeit einsetzen“, sagte Agthe.

 ?? FOTOS: RUE ?? Wenig, aber sehr interessie­rte Zuhörer sind zur Bürgersamm­lung gekommen. Ausgestell­t waren bei dieser Gelegenhei­t die historisch­en Postkarten, die die Gemeinde vor Kurzem erworben hat (im Vordergrun­d).
FOTOS: RUE Wenig, aber sehr interessie­rte Zuhörer sind zur Bürgersamm­lung gekommen. Ausgestell­t waren bei dieser Gelegenhei­t die historisch­en Postkarten, die die Gemeinde vor Kurzem erworben hat (im Vordergrun­d).
 ??  ?? Bürgermeis­ter Jörg Agthe berichtet über das Geschehen in der Gemeinde
Bürgermeis­ter Jörg Agthe berichtet über das Geschehen in der Gemeinde

Newspapers in German

Newspapers from Germany