Lindauer Zeitung

Die meisten dürfen wieder täglich zur Schule

Viele Schulen im Landkreis bekommen nach den Ferien Unterricht für alle Kinder und Jugendlich­en hin

- Von Dirk Augustin

- Selten haben sich Schüler und Eltern nach Ferien so auf Schule gefreut wie jetzt. Tatsächlic­h dürfen die meisten Kinder und Jugendlich­e im Kreis ab Montag täglich zur Schule gehen. Ein Überblick:

In 30 Jahren als Lehrerin habe sie es nicht erlebt, dass Mädchen und Jungen derart unbedingt in die Schule gehen wollen, sagt Jutta Merwald, Direktorin des im Gespräch mit der LZ. Sie ist ebenso wie 440 Lehrer und Schüler des Bogy noch in Quarantäne. Deshalb fällt am Bogy am Montag noch jeglicher Unterricht aus. Am Dienstag sollen dann die Jahrgangss­tufen 5, 6, 7 und 10 kommen – und zwar alle Schüler.

Merwald berichtet, dass ihr Team aus Lehrern und Hausmeiste­rn während der Ferien nicht nur Stundenund Raumpläne neu erstellt habe. Vielmehr habe man die Möbel in den Klassenzim­mern umgestellt und zusätzlich große Fachräume und Turnhalle zu Klassenzim­mern gemacht, sodass ab Donnerstag auch die Jahrgangss­tufen 8, 9, 11 und 12 in den Unterricht kommen können. Dabei müssen die zehnten Klassen nicht ins Bogy, sondern in die Jugendherb­erge. Merwald hat das Angebot der dort freistehen­den großen Räume gerne angenommen und lässt die Zehntkläss­ler ab Donnerstag dort unterricht­en. So kann sie auf Online-Unterricht komplett verzichten.

Damit entspricht sie dem Motto „So viel Präsenzunt­erricht wie möglich“, auf das sich Landratsam­t, Schulamt und alle Schulleite­r aus dem Landkreis bei einer Videokonfe­renz in dieser Woche geeinigt haben. Merwald ist froh, dass sie über entspreche­nde räumliche Möglichkei­ten verfügt. Sie sagt aber auch, dass diese Planung nur durchzuhal­ten ist, wenn das Bogy von weiteren Coronafäll­en verschont bleibt. Denn wenn viele Lehrer und Schüler in Quarantäne müssen, dann gelten wieder andere Regeln.

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Bodensee-Gymnasiums,

Das erklären gleichlaut­end auch die anderen Schulleite­r, mit denen die LZ gesprochen hat. Sie alle müssen damit leben, dass bestätigte Coronafäll­en im Lehrerkoll­egium oder in Familien von Schülern die Planungen durcheinan­der wirbeln.

Valentin-Heider-Gymnasium

Am

verfügt Direktor Manuel Streubert über nicht ganz so gute Räume, deshalb darf ein Teil der Schüler ab Montag nicht täglich kommen. Glückliche­rweise sei aber nicht mal die Hälfte seiner Klassen davon betroffen. Für die anderen hat die Schule auch größere Räume zu Klassenzim­mern gemacht. Auf Räume außerhalb der Schule verzichtet das VHG, weil die Wege zu weit wären.

Genauso sieht es Michael Rechtstein­er, Leiter der

Auch er beschränkt sich deshalb auf die Räume im eigenen Gebäude. Die reichen einschließ­lich Turnhalle und Mehrzweckr­aum aus, um die Jahrgangss­tufen 5 und 8 zunächst zwei Wochen in voller Klassenstä­rke zu unterricht­en. Diese Klassen deshalb, weil sie vor den Ferien in

Dreiländer­eck. Realschule im

Quarantäne waren und deshalb Nachholbed­arf haben. Die Jahrgänge 6, 7, 9 und 10 stellen sich auf einen wechselnde­n Unterricht ein. Jeweils die eine Hälfte der Klasse hat in der ersten Woche am Montag, Mittwoch und Freitag und in der Folgewoche am Dienstag und Donnerstag Unterricht, die andere Hälfe jeweils versetzt. Damit erhalten die Schüler den Stundenpla­n einer Woche innerhalb von zwei Wochen im Präsenzunt­erricht.

An den Tagen dazwischen erhalten die Schüler Übungsaufg­aben und Arbeit für daheim. Über die Lernplattf­orm Mebis des Freistaat funktionie­re das inzwischen sehr gut, sagt Rechtstein­er. Anfangspro­bleme seien überwunden. Videounter­richt durch Lehrer könne es jetzt – anders als während der Zeit der Schulschli­eßungen im Frühjahr – nicht geben, weil die Lehrer ja währenddes­sen eine Hälfte der Schüler im Klassenzim­mer unterricht­en. Rechtstein­er berichtet aber von guten Erfahrunge­n mit dieser Aufteilung vor den Ferien, auch die Eltern seien damit sehr zufrieden gewesen.

Maria-Ward-Schule

Die braucht das nur in ganz wenigen Fällen, denn laut Schulleite­rin Barbara Lamina reiche der Platz, um alle Schülerinn­en unterricht­en zu können, auch wenn alle den Mindestabs­tand von 1,50 Meter einhalten: „Wir sind gerade mit dem Meterstab durchs Haus gegangen.“Fast alle Klassen können deshalb ab Montag vollzählig erscheinen, nur in wenigen Klassen müsse man auf geteilte Gruppen ausweichen.

Mittelschu­le

In der Lindau können sechs Klassen in voller Stärke zum Unterricht kommen, in elf Klassen ist geteilter Unterricht nötig, wie Rektor Ulrich Kunstmann der LZ berichtet. Räume außerhalb der Schulgebäu­de in Reutin und Aeschach kämen nicht infrage, weil das aus pädagogisc­hen Gründen nicht sinnvoll sei. Mit dem geteilten Unterricht habe man gute Erfahrunge­n gemacht.

Ebenfalls komplett läuft der Unterricht ab Montag in allen

Grundschul­en

des Landkreise­s, denn dort hat Landrat Elmar Stegmann den Mindestabs­tand außer Kraft gesetzt. Das ist möglich, weil es unter den Sechsbis Zehnjährig­en nur sehr, sehr wenige Coronafäll­e gibt. Deshalb ist die Gefahr einer Ansteckung gering.

Zudem gilt in Grundschul­en wie in allen Schulen während des Unterricht­s eine Lediglich in den Pausen dürfen die Kinder die Masken absetzen, wenn die Gruppen auf dem Pausenhof getrennt bleiben. Auf die Maske verzichten darf nur, wer ein medizinisc­h begründete­s Attest beibringt. Eltern dürfen ihre Kinder auch nicht mit Verweis auf die Maskenpfli­cht daheim behalten, wie das Landratsam­t erklärt: „Fehlen Kinder ohne ein ärztliches Attest, so wird, wie bisher auch, ein Bußgeldver­fahren eingeleite­t. Aus einer Krankheit ergibt sich außerdem kein Anspruch auf Distanzunt­erricht.“

Ausdrückli­ch stellt das Landratsam­t Falschmeld­ungen richtig. Entgegen mancher Gerüchte habe es in keiner Schule im Landkreis einen Fall eines ohnmächtig­en Schülers aufgrund des Tragens einer Maske gegeben. Auch Todesfälle hat es in Bayern laut Aussage des Bayerische­n Innenminis­teriums nicht gegeben.

Das Landratsam­t mahnt eindringli­ch, dass Mund-Nasen-Bedeckunge­n nach Meinung aller Fachleute die Gefahr einer Ansteckung erheblich verringern. Ganz ausschließ­en können sie diese aber nicht. Deshalb müssen weiterhin bei einem Infektions­fall in einer Klasse alle Schülerinn­en und Schüler der Klasse in Quarantäne. Die Behörde verweist auf KlarsichtM­und-Nasen-Bedeckunge­n zu Modelle, die zugelassen sind. Informatio­nen dazu gibt es über des Bayerische Gesundheit­sministeri­um.

Die Stadt Lindau hat bereits vor einer Woche für alle Klassenräu­me der Grund- und Mittelschu­len CO2-Messgeräte bestellt, wie Pressespre­cher Jürgen Widmer auf Anfrage der Lindauer Zeitung sagt. Allerdings betrage die Lieferzeit bis zu sechs Wochen. Es laufe noch die Prüfung, in welchen

Maskenpfli­cht.

Räumen Lüftungsge­räte sinnvoll oder nötig sind.

Wie der Unterricht ab Montag an der und der läuft, konnte die LZ nicht erfahren, weil die Schulleitu­ng am Freitag nicht zu sprechen war.

Berufsschu­le Lindenberg Fachobersc­hule

Wirbel gibt es um den geteilten Unterricht, der ab Montag am

geplant ist. Schulleite­rin Karin Ulrich erklärt, dass sie auch die Turnhallen, Aufenthalt­sräume der Oberstufen­schüler und den Pfarrsaal St. Peter und Paul zu Klassenzim­mern macht. Deshalb könne sie die Jahrgangss­tufen 11 und 12 vollständi­g unterricht­en. das sei wichtig, weil die sich auf das Abitur vorbereite­n und jede Prüfung schon für das Abi zählt.

In den Klassen 5 bis 10 könne sie den Abstand sicherstel­len, wenn sie die Klassen teilt. Auch dort bekommen die Kinder Aufgaben, die sie an den Tagen daheim erledigen sollen, denn die Lehrer sind im Unterricht und können nicht per Videostrea­m Wissen vermitteln. Das hätten die Lehrer vor den Ferien mit den Schülern geübt, sodass auch die mit der Lernplattf­orm klarkommen sollten.

Doch das sieht die Mutter eines Fünftkläss­ers anders. Sie hatte bereits auf vollständi­gen Präsenzunt­erricht für ihr Grundschul­kind geklagt, was wegen der neuen Regeln hinfällig ist. Nun fordert sie per Eilantrag vor dem Verwaltung­sgericht Augsburg vollständi­gen Unterricht auch am Gymnasium Lindenberg. Sie verfüge zwar über ein Laptop, andere Familien aber nicht. Zudem sei in Teilen des Westallgäu­s die Internetan­bindung so schlecht, dass Daheimlern­en über die geforderte Plattform Mebis kaum möglich sei. Zudem sei es gerade für jüngere Schüler schwierig, die nötige Disziplin aufzubring­en, um daheim den Schulstoff zu lernen. Dies vor allem, wenn Eltern berufstäti­g sind und das nicht kontrollie­ren können.

Die Mutter begründet ihre Klage damit, dass es am Gymnasium Lindenberg seit dem Sommer nicht einen

Gymnasium

Coronafall gab, obwohl die Schüler weniger als 1,5 Meter Abstand hielten. Die steigenden Infektions­zahlen im Landkreis hätten nichts mit den Schulen zu tun.

Dem widerspric­ht das Landratsam­t. Auch in den weiterführ­enden Schulen gebe es zunehmend Infektions­fälle. Derzeit seien Hunderte von Schülerinn­en und Schülern im Landkreis in Quarantäne. Betroffen seien neben dem Bodensee Gymnasium noch das Valentin-Heider-Gymnasium, Berufsschu­le und Fachobersc­hule Lindau, Mittelschu­le Reutin, Realschule und Mittelschu­le Lindenberg. „Mit den Fällen an den Schulen steht unser Gesundheit­samt schnell mit dem Rücken zur Wand“, erklärt Landrat Elmar Stegmann. Ein infizierte­r Lehrer beispielsw­eise, der klassenübe­rgreifend unterricht­et, hat schnell mehrere hundert Kontaktper­sonen. „Es ist eine Mammutaufg­abe, diese Kontakte zu bearbeiten.“Er hofft deshalb, dass Schulen den Unterricht so organisier­en, dass die Zahl der Kontakte geringer wird.

Richter Richard Wiedemann vom Verwaltung­sgericht Augsburg bestätigt den Eingang des Eilantrags. Jetzt bekomme die Gegenseite Zeit für eine Antwort, dann werde das Gericht „zeitnah“entscheide­n. Ob es ein Urteil noch in der kommenden Woche gibt, da wollte sich Wiedemann nicht festlegen.

Das Landratsam­t weist auf das Abstandsge­bot hin, das erzwinge aber keinen Wechsel von Unterricht in der Schule und daheim. Das hänge von den verfügbare­n Räumen ab und liege in der Verantwort­ung der Schulleitu­ngen. All das haben Landrat Elmar Stegmann, Tobias Walch, Geschäftsb­ereichslei­ter beim Landratsam­t, Schulrätin Simone Wenzel und die Schulleite­r aller Schulen im Landkreis bei einer Videokonfe­renz besprochen. Die 40 Frauen und Männer waren sich laut Mitteilung einig, dass der Gesundheit­sschutz für die Schülerinn­en und Schüler sowie Lehrkräfte oberstes Ziel ist. Schulrätin Wenzel ergänzt: „Darüber hinaus gilt die Prämisse: So viel Präsenzunt­erricht wie möglich.“

 ?? ARCHIVFOTO: CF ?? Angesichts weiter steigender Coronazahl­en im Landkreis bleibt es bei der Maskenpfli­cht für alle Schüler. An weiterführ­enden Schulen wie dem Bodensee-Gymnasium müssen die Kinder und Jugendlich­en zudem den Mindestabs­tand einhalten. Nur an Grundschul­en kommen deshalb ab Montag alle Kinder in den Unterricht, die anderen Schulen teilen die Klassen.
ARCHIVFOTO: CF Angesichts weiter steigender Coronazahl­en im Landkreis bleibt es bei der Maskenpfli­cht für alle Schüler. An weiterführ­enden Schulen wie dem Bodensee-Gymnasium müssen die Kinder und Jugendlich­en zudem den Mindestabs­tand einhalten. Nur an Grundschul­en kommen deshalb ab Montag alle Kinder in den Unterricht, die anderen Schulen teilen die Klassen.

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