Die meisten dürfen wieder täglich zur Schule
Viele Schulen im Landkreis bekommen nach den Ferien Unterricht für alle Kinder und Jugendlichen hin
- Selten haben sich Schüler und Eltern nach Ferien so auf Schule gefreut wie jetzt. Tatsächlich dürfen die meisten Kinder und Jugendliche im Kreis ab Montag täglich zur Schule gehen. Ein Überblick:
In 30 Jahren als Lehrerin habe sie es nicht erlebt, dass Mädchen und Jungen derart unbedingt in die Schule gehen wollen, sagt Jutta Merwald, Direktorin des im Gespräch mit der LZ. Sie ist ebenso wie 440 Lehrer und Schüler des Bogy noch in Quarantäne. Deshalb fällt am Bogy am Montag noch jeglicher Unterricht aus. Am Dienstag sollen dann die Jahrgangsstufen 5, 6, 7 und 10 kommen – und zwar alle Schüler.
Merwald berichtet, dass ihr Team aus Lehrern und Hausmeistern während der Ferien nicht nur Stundenund Raumpläne neu erstellt habe. Vielmehr habe man die Möbel in den Klassenzimmern umgestellt und zusätzlich große Fachräume und Turnhalle zu Klassenzimmern gemacht, sodass ab Donnerstag auch die Jahrgangsstufen 8, 9, 11 und 12 in den Unterricht kommen können. Dabei müssen die zehnten Klassen nicht ins Bogy, sondern in die Jugendherberge. Merwald hat das Angebot der dort freistehenden großen Räume gerne angenommen und lässt die Zehntklässler ab Donnerstag dort unterrichten. So kann sie auf Online-Unterricht komplett verzichten.
Damit entspricht sie dem Motto „So viel Präsenzunterricht wie möglich“, auf das sich Landratsamt, Schulamt und alle Schulleiter aus dem Landkreis bei einer Videokonferenz in dieser Woche geeinigt haben. Merwald ist froh, dass sie über entsprechende räumliche Möglichkeiten verfügt. Sie sagt aber auch, dass diese Planung nur durchzuhalten ist, wenn das Bogy von weiteren Coronafällen verschont bleibt. Denn wenn viele Lehrer und Schüler in Quarantäne müssen, dann gelten wieder andere Regeln.
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Bodensee-Gymnasiums,
Das erklären gleichlautend auch die anderen Schulleiter, mit denen die LZ gesprochen hat. Sie alle müssen damit leben, dass bestätigte Coronafällen im Lehrerkollegium oder in Familien von Schülern die Planungen durcheinander wirbeln.
Valentin-Heider-Gymnasium
Am
verfügt Direktor Manuel Streubert über nicht ganz so gute Räume, deshalb darf ein Teil der Schüler ab Montag nicht täglich kommen. Glücklicherweise sei aber nicht mal die Hälfte seiner Klassen davon betroffen. Für die anderen hat die Schule auch größere Räume zu Klassenzimmern gemacht. Auf Räume außerhalb der Schule verzichtet das VHG, weil die Wege zu weit wären.
Genauso sieht es Michael Rechtsteiner, Leiter der
Auch er beschränkt sich deshalb auf die Räume im eigenen Gebäude. Die reichen einschließlich Turnhalle und Mehrzweckraum aus, um die Jahrgangsstufen 5 und 8 zunächst zwei Wochen in voller Klassenstärke zu unterrichten. Diese Klassen deshalb, weil sie vor den Ferien in
Dreiländereck. Realschule im
Quarantäne waren und deshalb Nachholbedarf haben. Die Jahrgänge 6, 7, 9 und 10 stellen sich auf einen wechselnden Unterricht ein. Jeweils die eine Hälfte der Klasse hat in der ersten Woche am Montag, Mittwoch und Freitag und in der Folgewoche am Dienstag und Donnerstag Unterricht, die andere Hälfe jeweils versetzt. Damit erhalten die Schüler den Stundenplan einer Woche innerhalb von zwei Wochen im Präsenzunterricht.
An den Tagen dazwischen erhalten die Schüler Übungsaufgaben und Arbeit für daheim. Über die Lernplattform Mebis des Freistaat funktioniere das inzwischen sehr gut, sagt Rechtsteiner. Anfangsprobleme seien überwunden. Videounterricht durch Lehrer könne es jetzt – anders als während der Zeit der Schulschließungen im Frühjahr – nicht geben, weil die Lehrer ja währenddessen eine Hälfte der Schüler im Klassenzimmer unterrichten. Rechtsteiner berichtet aber von guten Erfahrungen mit dieser Aufteilung vor den Ferien, auch die Eltern seien damit sehr zufrieden gewesen.
Maria-Ward-Schule
Die braucht das nur in ganz wenigen Fällen, denn laut Schulleiterin Barbara Lamina reiche der Platz, um alle Schülerinnen unterrichten zu können, auch wenn alle den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten: „Wir sind gerade mit dem Meterstab durchs Haus gegangen.“Fast alle Klassen können deshalb ab Montag vollzählig erscheinen, nur in wenigen Klassen müsse man auf geteilte Gruppen ausweichen.
Mittelschule
In der Lindau können sechs Klassen in voller Stärke zum Unterricht kommen, in elf Klassen ist geteilter Unterricht nötig, wie Rektor Ulrich Kunstmann der LZ berichtet. Räume außerhalb der Schulgebäude in Reutin und Aeschach kämen nicht infrage, weil das aus pädagogischen Gründen nicht sinnvoll sei. Mit dem geteilten Unterricht habe man gute Erfahrungen gemacht.
Ebenfalls komplett läuft der Unterricht ab Montag in allen
Grundschulen
des Landkreises, denn dort hat Landrat Elmar Stegmann den Mindestabstand außer Kraft gesetzt. Das ist möglich, weil es unter den Sechsbis Zehnjährigen nur sehr, sehr wenige Coronafälle gibt. Deshalb ist die Gefahr einer Ansteckung gering.
Zudem gilt in Grundschulen wie in allen Schulen während des Unterrichts eine Lediglich in den Pausen dürfen die Kinder die Masken absetzen, wenn die Gruppen auf dem Pausenhof getrennt bleiben. Auf die Maske verzichten darf nur, wer ein medizinisch begründetes Attest beibringt. Eltern dürfen ihre Kinder auch nicht mit Verweis auf die Maskenpflicht daheim behalten, wie das Landratsamt erklärt: „Fehlen Kinder ohne ein ärztliches Attest, so wird, wie bisher auch, ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Aus einer Krankheit ergibt sich außerdem kein Anspruch auf Distanzunterricht.“
Ausdrücklich stellt das Landratsamt Falschmeldungen richtig. Entgegen mancher Gerüchte habe es in keiner Schule im Landkreis einen Fall eines ohnmächtigen Schülers aufgrund des Tragens einer Maske gegeben. Auch Todesfälle hat es in Bayern laut Aussage des Bayerischen Innenministeriums nicht gegeben.
Das Landratsamt mahnt eindringlich, dass Mund-Nasen-Bedeckungen nach Meinung aller Fachleute die Gefahr einer Ansteckung erheblich verringern. Ganz ausschließen können sie diese aber nicht. Deshalb müssen weiterhin bei einem Infektionsfall in einer Klasse alle Schülerinnen und Schüler der Klasse in Quarantäne. Die Behörde verweist auf KlarsichtMund-Nasen-Bedeckungen zu Modelle, die zugelassen sind. Informationen dazu gibt es über des Bayerische Gesundheitsministerium.
Die Stadt Lindau hat bereits vor einer Woche für alle Klassenräume der Grund- und Mittelschulen CO2-Messgeräte bestellt, wie Pressesprecher Jürgen Widmer auf Anfrage der Lindauer Zeitung sagt. Allerdings betrage die Lieferzeit bis zu sechs Wochen. Es laufe noch die Prüfung, in welchen
Maskenpflicht.
Räumen Lüftungsgeräte sinnvoll oder nötig sind.
Wie der Unterricht ab Montag an der und der läuft, konnte die LZ nicht erfahren, weil die Schulleitung am Freitag nicht zu sprechen war.
Berufsschule Lindenberg Fachoberschule
Wirbel gibt es um den geteilten Unterricht, der ab Montag am
geplant ist. Schulleiterin Karin Ulrich erklärt, dass sie auch die Turnhallen, Aufenthaltsräume der Oberstufenschüler und den Pfarrsaal St. Peter und Paul zu Klassenzimmern macht. Deshalb könne sie die Jahrgangsstufen 11 und 12 vollständig unterrichten. das sei wichtig, weil die sich auf das Abitur vorbereiten und jede Prüfung schon für das Abi zählt.
In den Klassen 5 bis 10 könne sie den Abstand sicherstellen, wenn sie die Klassen teilt. Auch dort bekommen die Kinder Aufgaben, die sie an den Tagen daheim erledigen sollen, denn die Lehrer sind im Unterricht und können nicht per Videostream Wissen vermitteln. Das hätten die Lehrer vor den Ferien mit den Schülern geübt, sodass auch die mit der Lernplattform klarkommen sollten.
Doch das sieht die Mutter eines Fünftklässers anders. Sie hatte bereits auf vollständigen Präsenzunterricht für ihr Grundschulkind geklagt, was wegen der neuen Regeln hinfällig ist. Nun fordert sie per Eilantrag vor dem Verwaltungsgericht Augsburg vollständigen Unterricht auch am Gymnasium Lindenberg. Sie verfüge zwar über ein Laptop, andere Familien aber nicht. Zudem sei in Teilen des Westallgäus die Internetanbindung so schlecht, dass Daheimlernen über die geforderte Plattform Mebis kaum möglich sei. Zudem sei es gerade für jüngere Schüler schwierig, die nötige Disziplin aufzubringen, um daheim den Schulstoff zu lernen. Dies vor allem, wenn Eltern berufstätig sind und das nicht kontrollieren können.
Die Mutter begründet ihre Klage damit, dass es am Gymnasium Lindenberg seit dem Sommer nicht einen
Gymnasium
Coronafall gab, obwohl die Schüler weniger als 1,5 Meter Abstand hielten. Die steigenden Infektionszahlen im Landkreis hätten nichts mit den Schulen zu tun.
Dem widerspricht das Landratsamt. Auch in den weiterführenden Schulen gebe es zunehmend Infektionsfälle. Derzeit seien Hunderte von Schülerinnen und Schülern im Landkreis in Quarantäne. Betroffen seien neben dem Bodensee Gymnasium noch das Valentin-Heider-Gymnasium, Berufsschule und Fachoberschule Lindau, Mittelschule Reutin, Realschule und Mittelschule Lindenberg. „Mit den Fällen an den Schulen steht unser Gesundheitsamt schnell mit dem Rücken zur Wand“, erklärt Landrat Elmar Stegmann. Ein infizierter Lehrer beispielsweise, der klassenübergreifend unterrichtet, hat schnell mehrere hundert Kontaktpersonen. „Es ist eine Mammutaufgabe, diese Kontakte zu bearbeiten.“Er hofft deshalb, dass Schulen den Unterricht so organisieren, dass die Zahl der Kontakte geringer wird.
Richter Richard Wiedemann vom Verwaltungsgericht Augsburg bestätigt den Eingang des Eilantrags. Jetzt bekomme die Gegenseite Zeit für eine Antwort, dann werde das Gericht „zeitnah“entscheiden. Ob es ein Urteil noch in der kommenden Woche gibt, da wollte sich Wiedemann nicht festlegen.
Das Landratsamt weist auf das Abstandsgebot hin, das erzwinge aber keinen Wechsel von Unterricht in der Schule und daheim. Das hänge von den verfügbaren Räumen ab und liege in der Verantwortung der Schulleitungen. All das haben Landrat Elmar Stegmann, Tobias Walch, Geschäftsbereichsleiter beim Landratsamt, Schulrätin Simone Wenzel und die Schulleiter aller Schulen im Landkreis bei einer Videokonferenz besprochen. Die 40 Frauen und Männer waren sich laut Mitteilung einig, dass der Gesundheitsschutz für die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte oberstes Ziel ist. Schulrätin Wenzel ergänzt: „Darüber hinaus gilt die Prämisse: So viel Präsenzunterricht wie möglich.“