Lindauer Zeitung

GPS-Sender schädigen Augenlicht der Waldrappe

Von den rund 110 Vögeln des Ansiedlung­sprojekts sind insgesamt 27 betroffen – Erste Fälle bereits 2016

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(dpa) - GPS-Sender sollen den am Bodensee bei Überlingen wieder angesiedel­ten Waldrappen das Augenlicht getrübt haben. Dass die elektronis­chen Geräte dafür verantwort­lich seien, sei den Verantwort­lichen erst nach langer Untersuchu­ng klar geworden, sagte Projektlei­ter Johannes Fritz am Donnerstag.

2016 war den Beteiligte­n des Projekts erstmals eine Trübung des Augenlicht­s der seltenen Vögel aufgefalle­n. Inzwischen sei klar, dass GPSSender am oberen Rücken der Tiere dafür verantwort­lich waren. Da die Vögel im Schlaf den Kopf auf den Rücken legen, kamen sie dem Sender sehr nah und die Augen nahmen Schaden. Die „Bild“hatte zuerst darüber berichtet.

Von 50 mittlerwei­le in Überlingen angesiedel­ten Vögeln seien sieben von Augentrübu­ngen betroffen, zwölf der Vögel waren zuletzt aus ihrem Winterquar­tier an den Bodensee zurückgeke­hrt. Ein im bayerische­n Burghausen angesiedel­ter Vogel sei auf dem linken Auge gar erblindet, sagte Fritz. Von den rund 110 Vögeln des Ansiedlung­sprojekts seien insgesamt 27 von Augentrübu­ngen betroffen.

Um Schäden an den Augen der Waldrappe vorzubeuge­n, würden

TRAUERANZE­IGEN die GPS-Sender nun ausschließ­lich am unteren Rücken der Vögel angebracht. Dort erhielten die solarbetri­ebenen Geräte zwar weniger Sonne, es sei jedoch nicht mit gesundheit­lichen Folgen für die Vögel zu rechnen. Im Frühjahr 2017 hatten Mitarbeite­r des Waldrapp-Projekts erstmals Jungvögel in eine Art Trainingsc­amp nach Überlingen gebracht. Im darauffolg­enden Sommer wurden die Zugvögel mit einem Leichtflug­zeug und Gleitschir­m über die Alpen in ihr Winterquar­tier, die Toskana, geführt. Im bayerische­n

Burghausen, bei Salzburg und in Kärnten wurden ebenfalls Waldrappe angesiedel­t.

Einige Waldrappe der Überlinger Kolonie sind selbststän­dig zu ihrem Brutgebiet an den Bodensee geflogen. Nun fliegen sie – erstmals ohne die Begleitung ihrer menschlich­en Ziehmütter – wieder zurück in ihr Wintergebi­et in der Toskana. Die GPSDaten der jungen Brutkoloni­e in Überlingen liefern dem Waldrappte­am allen Grund zur Freude. Alle zwölf Vögel haben das Brutgebiet verlassen. Während zwei Vögel zurzeit noch in Vorarlberg sind, hat der Rest von ihnen bereits Italien erreicht. Sechs Überlinger Waldrappe sind sogar schon an ihrem Ziel in der Toskana angekommen. Auf welchem Weg und wann die nächsten Waldrappe das Wintergebi­et erreichen, lässt sich mit der kostenlose­n App „Animal Tracker“des Max-PlanckInst­ituts verfolgen. (bbb)

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FOTO: FREDRIK VON ERICHSEN/DPA Ein Waldrapp ist durch den GPS-Sender sogar erblindet.

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