Lindauer Zeitung

Ein Hubschraub­er fliegt einen Pool in eine Villa

Bauherr und Stadt Lindau streiten sich über die Vorgeschic­hte

- Von Christian Flemming und Dirk Augustin

- Ein Hubschraub­er hat der Götzger-Villa am Kleinen See in Lindau einen Swimmingpo­ol gebracht. Bauherr und Stadt Lindau streiten sich nun darüber, wer für die spektakulä­re Aktion zu verantwort­en hat.

Es hätte alles sehr einfach sein können: Ein Bagger hebt die Grube für den Pool aus, verlädt den Aushub über den Zaun auf einen Lastwagen. Ein Autokran hätte den dort auf einem Sattelzug angeliefer­ten Pool über den Zaun in die Grube gehoben. Solange hätte man den Rad-/Fußweg sperren müssen. Doch da wurden sich Bauherr und Stadtverwa­ltung nicht einig.

Eigentümer Joachim Zimmermann sagt, die Verwaltung habe es abgelehnt, den an dieser Stelle etwa sechs Meter breiten Weg auch nur teilweise zu sperren, da der sehr befahren sei. Dabei wäre es insgesamt nur um einige Stunden gegangen. Doch für die Sperrung an dieser Stelle zwischen Villa und Kleinem See hätte er eine Umleitung ausschilde­rn sollen, weil die Stadt eine weiträumig­e Umleitung forderte. Das hätte ihn rund 7000 Euro gekostet, sagte Zimmermann am Freitag der LZ. Er verstehe die Welt nicht, denn zu dieser Jahreszeit herrsche dort kaum Verkehr. Am Donnerstag habe er dort ganze drei Radfahrer gezählt, die um die fragliche Zeit diese Stelle passiert hätten.

Dieser Darstellun­g widerspric­ht Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer auf Anfrage der LZ. Denn Zimmermann habe den Pool ursprüngli­ch bereits im Sommer einbauen lassen wollen, wie aus einem Mitte Juli eingereich­ten Antrag hervorgehe. Damals habe eine Firma in seinem Auftrag beantragt, den Weg für die

Baustelle drei Tage lang abzusperre­n. Das habe die Stadt nach Rücksprach­e mit der Polizei abgelehnt, weil in diesem Sommer besonders viel Verkehr auf dem Bodenseera­dweg unterwegs war. Später habe die beauftragt­e Firma auf Anfrage der Verwaltung erklärt, dass sie den Auftrag zurückgege­ben habe.

Mitte September sei eine andere Firma mit dem Antrag gekommen, den Radweg für vier Tage im Oktober zu sperren. Das hätte die Stadt genehmigt, wenn der Weg vollständi­g gesperrt und eine Umleitung eingericht­et und beschilder­t worden wäre. Ein Vorbeifahr­en über den Rasen an der Baustelle wäre für manchen sicher möglich, für Menschen mit Rollator oder Rollstuhl aber sicher nicht, ergänzt Widmer. Deshalb habe die Verwaltung das abgelehnt. Daraufhin sei Zimmermann auf die Idee mit dem Hubschraub­er gekommen.

Denn für den sei es wesentlich preisgünst­iger, den zwölf Meter langen und knapp vier Meter breiten Pool mit einem Helikopter einzuheben, „auch wenn die Aktion eigentlich völlig verrückt ist“, wie Zimmermann gerne zugibt. Aber das koste ihn weniger als ein Drittel als die von der Stadt geforderte Umleitung.

So kam denn das Becken mit Tieflader auf den Karl-Bever-Platz, aus Vorarlberg flog der Helikopter an und hob den Pool kurz auf die Wiese, wo das bis dahin auf der Seite lagernde Becken gedreht wurde. Anschließe­nd konnte der Pool an der langen Leine über die Villa und einem kurzen Schwenk über dem Kleinen See passgenau direkt vor die Fassade der altehrwürd­igen Villa eingepasst werden – mit dem Nebeneffek­t, dass auf Teilen des Parkplatze­s und des Uferweges das herumliege­nde Laub weitgehend weggeblase­n wurde. Natürlich

musste auch hier der Uferweg aus Sicherheit­sgründen kurzfristi­g für ein paar Minuten gesperrt werden, das aber ging reibungslo­s, die wenigen Radler und Passanten genossen das Spektakel, das sich nicht alle Tage bietet.

Und Glück hatten alle, Aktive wie Passive, denn es herrschte am Freitagmor­gen prächtiges Wetter, kein Windhauch und kein Nebel trübte die Aussicht auf diese fliegende Kombinatio­n.

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Ein Hubschraub­er hebt einen Swimming-Pool vor die Götzger-Villa ein. Der Pilot braucht eine ruhige Hand.
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Der Transport verlangt von den Arbeitern eine gute Übersicht.
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