Ein Hubschrauber fliegt einen Pool in eine Villa
Bauherr und Stadt Lindau streiten sich über die Vorgeschichte
- Ein Hubschrauber hat der Götzger-Villa am Kleinen See in Lindau einen Swimmingpool gebracht. Bauherr und Stadt Lindau streiten sich nun darüber, wer für die spektakuläre Aktion zu verantworten hat.
Es hätte alles sehr einfach sein können: Ein Bagger hebt die Grube für den Pool aus, verlädt den Aushub über den Zaun auf einen Lastwagen. Ein Autokran hätte den dort auf einem Sattelzug angelieferten Pool über den Zaun in die Grube gehoben. Solange hätte man den Rad-/Fußweg sperren müssen. Doch da wurden sich Bauherr und Stadtverwaltung nicht einig.
Eigentümer Joachim Zimmermann sagt, die Verwaltung habe es abgelehnt, den an dieser Stelle etwa sechs Meter breiten Weg auch nur teilweise zu sperren, da der sehr befahren sei. Dabei wäre es insgesamt nur um einige Stunden gegangen. Doch für die Sperrung an dieser Stelle zwischen Villa und Kleinem See hätte er eine Umleitung ausschildern sollen, weil die Stadt eine weiträumige Umleitung forderte. Das hätte ihn rund 7000 Euro gekostet, sagte Zimmermann am Freitag der LZ. Er verstehe die Welt nicht, denn zu dieser Jahreszeit herrsche dort kaum Verkehr. Am Donnerstag habe er dort ganze drei Radfahrer gezählt, die um die fragliche Zeit diese Stelle passiert hätten.
Dieser Darstellung widerspricht Lindaus Pressesprecher Jürgen Widmer auf Anfrage der LZ. Denn Zimmermann habe den Pool ursprünglich bereits im Sommer einbauen lassen wollen, wie aus einem Mitte Juli eingereichten Antrag hervorgehe. Damals habe eine Firma in seinem Auftrag beantragt, den Weg für die
Baustelle drei Tage lang abzusperren. Das habe die Stadt nach Rücksprache mit der Polizei abgelehnt, weil in diesem Sommer besonders viel Verkehr auf dem Bodenseeradweg unterwegs war. Später habe die beauftragte Firma auf Anfrage der Verwaltung erklärt, dass sie den Auftrag zurückgegeben habe.
Mitte September sei eine andere Firma mit dem Antrag gekommen, den Radweg für vier Tage im Oktober zu sperren. Das hätte die Stadt genehmigt, wenn der Weg vollständig gesperrt und eine Umleitung eingerichtet und beschildert worden wäre. Ein Vorbeifahren über den Rasen an der Baustelle wäre für manchen sicher möglich, für Menschen mit Rollator oder Rollstuhl aber sicher nicht, ergänzt Widmer. Deshalb habe die Verwaltung das abgelehnt. Daraufhin sei Zimmermann auf die Idee mit dem Hubschrauber gekommen.
Denn für den sei es wesentlich preisgünstiger, den zwölf Meter langen und knapp vier Meter breiten Pool mit einem Helikopter einzuheben, „auch wenn die Aktion eigentlich völlig verrückt ist“, wie Zimmermann gerne zugibt. Aber das koste ihn weniger als ein Drittel als die von der Stadt geforderte Umleitung.
So kam denn das Becken mit Tieflader auf den Karl-Bever-Platz, aus Vorarlberg flog der Helikopter an und hob den Pool kurz auf die Wiese, wo das bis dahin auf der Seite lagernde Becken gedreht wurde. Anschließend konnte der Pool an der langen Leine über die Villa und einem kurzen Schwenk über dem Kleinen See passgenau direkt vor die Fassade der altehrwürdigen Villa eingepasst werden – mit dem Nebeneffekt, dass auf Teilen des Parkplatzes und des Uferweges das herumliegende Laub weitgehend weggeblasen wurde. Natürlich
musste auch hier der Uferweg aus Sicherheitsgründen kurzfristig für ein paar Minuten gesperrt werden, das aber ging reibungslos, die wenigen Radler und Passanten genossen das Spektakel, das sich nicht alle Tage bietet.
Und Glück hatten alle, Aktive wie Passive, denn es herrschte am Freitagmorgen prächtiges Wetter, kein Windhauch und kein Nebel trübte die Aussicht auf diese fliegende Kombination.