Lindauer Zeitung

Bayerns Teststrate­gie auf dem Prüfstand

Ärzte und Labore kommen an ihre Grenzen

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(lby) - Angesichts von Engpässen in Laboren prüft Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) die landesweit­e Teststrate­gie. „Wir müssen jetzt sehen, ob bei steigendem Testaufkom­men die Kapazitäte­n weiter ausreichen“, sagte er dem „Spiegel“. In Bayern kann sich anders als in anderen Bundesländ­ern jeder ohne Anlass kostenlos testen lassen – allerdings meldeten Labore und Ärzte zuletzt Engpässe.

Bayern sei ein Transitlan­d, daher sei die offensive Teststrate­gie nützlich gewesen. „Der Staat mutet den Bürgern viel zu, daher ist der kostenlose Test ein Service für die Bürger. Besorgte Menschen in Bayern haben das Angebot gern angenommen. Aber wir werden sehen, wie sich die Kapazitäte­n in den kommenden Wochen entwickeln“, so Söder. „Jetzt müssen wir sehen, wie wir die nationale Teststrate­gie weiterentw­ickeln.“Wichtig sei, dass Deutschlan­d gemeinsam handle. Wie das konkret aussehen soll, sagte Söder nicht. Ein Regierungs­sprecher betonte, dass Tests in jedem Fall in Bayern weiterhin kostenlos bleiben werden.

Gesundheit­sstaatssek­retär Klaus Holetschek (CSU) kennt die Kapazitäts­probleme. „Ich bin über Videokonfe­renzen ständig im Austausch mit den Laboren. 79 private und klinische Labore in Bayern melden uns zudem ihre Zahlen. Es stimmt, dass einige tatsächlic­h an ihrer Kapazitäts­grenze angelangt sind“, sagte er. „Es gibt aber in Bayern auch Labore, die noch Kapazitäte­n frei haben.“

Diesen Montag beginnt wieder die Schule nach den Herbstferi­en. Mittlerwei­le ist Bayern im „Lockdown light“– was bedeutet das für den Schulstart? Ein Überblick:

Keine automatisc­hen Schließung­en: Ungeachtet der drastisch gestiegene­n Corona-Zahlen in den meisten bayerische­n Landkreise­n und Städten soll es keine automatisc­hen Klassentei­lungen oder gar Schulschli­eßungen geben.

Warnstufen: Eigentlich sollten bisher ab einem Wert von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen Klassen geteilt werden. Entscheide­nd ist aber nun nur, ob es an einer Schule ein Infektions­geschehen gibt oder nicht. Damit ist der vorher geltende „Stufenplan“, der sich an den Inzidenzwe­rten orientiert hatte, praktisch vom Tisch.

Maske ja oder nein? Grundsätzl­ich gilt, von begründete­n

Man wolle erst einmal an den Tests festhalten. „Wir werden diesen Weg jetzt weitergehe­n. Gleichzeit­ig schreiben wir unsere Teststrate­gie aber auch ständig fort und bleiben natürlich auch im Austausch mit den

Ausnahmen abgesehen, nach den Herbstferi­en eine Maskenpfli­cht im Unterricht für alle Schüler. Und das unabhängig von der Zahl der Neuinfekti­onen. Aber: Die lokalen Behörden können – wie bisher – in begründete­n Einzelfäll­en auch Ausnahmen zulassen.

Weiterkomm­en: Ministerpr­äsident Markus Söder fordert, den Leistungsd­ruck an den Schulen angesichts der Corona-Krise nicht unnötig zu erhöhen und etwa im Eiltempo Proben schreiben zu lassen. Es dürfe „kein Durchhetze­n von Noten und Klausuren“geben, forderte er.

Quarantäne: Eine Klasse, in der ein positiver Fall nachgewies­en wird, muss 14 Tage in Quarantäne. Die Schüler müssen sofort in häusliche Quarantäne und werden getestet. Auch ein negatives Testergebn­is beendet die Quarantäne nicht. (dpa)

Laboren“, sagte Holetschek. „Für Corona gibt es keine Blaupause. Wir sind in einem Prozess, in dem wir flexibel reagieren müssen.“

Die Frage ist auch, wann der neue Teil-Lockdown Früchte trägt und die Infektions­zahlen zurückgehe­n. Derzeit liegen die meisten Landkreise und Städte in Bayern über dem dunkelrote­n Warnwert von 100 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Den höchsten Wert hatte am Samstag laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it mit mehr als 300 die Stadt Augsburg. In Ochsenfurt bei Würzburg starb eine zweite infizierte Bewohnerin in einem Altenheim

Bayern will den Einsatz neuer Antigen-Schnelltes­ts stark ausweiten. Sämtliche 96 Landkreise und kreisfreie­n Städte Bayerns sollen mit den Schnelltes­ts beliefert werden, die innerhalb von circa 15 Minuten ein weitgehend verlässlic­hes Ergebnis liefern sollen.

Söder zeigte sich zuversicht­lich, dass die derzeitige­n Maßnahmen Wirkung zeigen. „Der Lockdown light wird wirken. Die Medizin ist bitter, aber notwendig. Ich hoffe, die Dosis reicht“, sagte der CSU-Chef. Geduld sei allerdings nötig. „Wir brauchen mindestens zwei Wochen, um den Erfolg der Maßnahmen bewerten zu können.“

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