Corona-Helfer-Gruppe wieder für die Lindauer da
Viele Menschen engagieren sich auch beim zweiten Teil-Lockdown – Doch diesmal ist etwas anders
- Vielerorts haben sich während des Corona-Lockdowns im März Nachbarschaftshilfen gebildet, um denen zu helfen, die in der Krise benachteiligt sind. Eine der ersten dieser Gruppen gab es in Lindau. Gegründet hatte sie Simon Gries. Gemeinsam mit Freunden eröffnete er die Facebook-Gruppe „We Care Lindau“. Schnell gab es Nachahmer in anderen Städten, wie Meckenbeuren, Isny oder sogar an der Nordsee. In Lindau ist ein großes und offensichtlich stabiles Helfer-Netzwerk entstanden – das viele auch durch den zweiten Teil-Lockdown bringt.
Simon Gries ist nach wie vor hoch motiviert. Wie auch schon beim ersten Corona-Lockdown will er älteren Menschen helfen. „Wir als junge Leute, die weniger betroffen sind von der Situation, können so Solidarität zeigen“, sagt der 23-Jährige. „Sobald wir nur einer Person helfen können, hat es sich gelohnt.“Seit März waren es allerdings weit mehr, denen geholfen werden konnte. Es waren so viele, dass Simon Gries den Überblick verloren
ANZEIGEN hat. „Ich weiß nur, dass ich pro Tag oft zehn Anrufe bekommen habe“, sagt er. Und das sind längst nicht alle. Per Telefon, über Facebook oder über eine Webseite hatten sich Menschen gemeldet.
Über die Sommerzeit sei das abgeflacht, sagt Gries. Jetzt, wo die Corona-Infektionszahlen
steigen und die Lindauer umso mehr aufgefordert sind, zu Hause zu bleiben, gibt es wieder Anfragen – bisher aber noch verhalten: In den vergangenen zwei Wochen haben sich vier Leute bei Simon Gries gemeldet. „Das zeigt, dass sich mittlerweile ein richtiges Netzwerk aufgebaut hat“, sagt Simon Gries. Er wisse von vielen, die jetzt immer noch beispielsweise regelmäßig für andere einkaufen gehen. So wie auch er selbst: Bevor er im August für einen Vollzeitjob nach München gezogen ist, ging er einmal pro Woche für eine ältere Frau einkaufen. „Jetzt macht das eine Bekannte von mir“, sagt er.
Dass jetzt nicht mehr so viele Anfragen ankommen wie im Sommer, dafür sieht Simon Gries aber auch noch einen anderen Grund: „Die Situation ist mittlerweile bekannt. Die Leute haben gelernt, wie man mit der Situation umgehen kann.“
Und auch die anderen fünf aus dem Organisationsteam vom Frühling sind aktuell nicht am Bodensee. Abiturienten haben ein Studium angefangen, andere sind zurück in ihre Unistädte. „Mittlerweile sind wir über Deutschland, Österreich und die Schweiz verteilt und zeitlich eingespannter“, sagt Simon Gries. Da sei die Organisation nicht mehr ganz so einfach. „Wenn es mehr Anfragen werden, sprechen wir uns noch mal ab und schauen, wie wir weitermachen“, sagt der Lindauer. Dass die Anfragen ansteigen, davon geht er aus. Deshalb sucht er nach Leuten, die in Lindau sind und beim Vermitteln helfen können. Sprich: Anfragen annehmen und über die FacebookGruppe nach jemandem suchen, der den Job übernimmt.
1300 Menschen sind dort mittlerweile Mitglied – die meisten von ihnen sind Helfer. Wie groß die Solidarität ist, zeigt sich daran, dass Minuten nachdem eine Anfrage gestellt wird, sich schon jemand findet, der den Job übernimmt. „Meistens geht es darum einzukaufen oder Gassi zu gehen“, sagt Simon Gries.
Weiterhin aktiv bleiben möchte die Gruppe auf jeden Fall, wenn auch vielleicht eher auf informeller Ebene. Um Flyer zu verteilen beispielsweise, ist aktuell keine Zeit, sagt Simon Gries: „Wir finden es auch super, wenn die Leute sich über unsere Seite selbst verbinden.“
Wer Hilfe braucht kann sich telefonisch melden unter 0171 / 549 97 70. Oder über die Facebook-Gruppe „We Care Lindau“oder auch über die Webseite: https://forms.gle/ uiYsvMooyHbSWsPm9
Die Gruppe sucht außerdem Leute, die vor Ort in Lindau sind und bei der Organisation helfen können.