Lindauer Zeitung

Pumuckl treibt wieder Schabernac­k

Die Kobold-Schöpferin Ellis Kaut wäre am Dienstag 100 Jahre alt geworden – Neue Serie geplant

- Von Sabine Dobel

(dpa) - Er liebt „Schokolade­npuddeling“– und ist rund um die Uhr zu frechen Sprüchen und Streichen aufgelegt: Der Kobold Pumuckl, der so gern „neckt“und „versteckt“, hat Generation­en von Kindern begeistert und seine Schöpferin berühmt gemacht. Die Autorin Ellis Kaut schuf den rothaarige­n Kobold, der bis heute durch Sendungen und Bücher in Deutschlan­d, aber auch in Spanien, Frankreich, Griechenla­nd und sogar in China klabautert. 1962 lief die erste Hörspielre­ihe von „Meister Eder und sein Pumuckl“im Bayerische­n Rundfunk (BR). Pumuckl geht also auf die 60 zu – und seine Schöpferin Ellis Kaut wäre am Dienstag 100 geworden; sie starb im September 2015 mit 94.

Noch wenige Jahre zuvor standen immer wieder Kinder vor Kauts Haustür im Münchner Stadtteil Obermenzin­g und wollten ein Autogramm. „Ich weiß nicht, was die vielen Menschen mit all den Unterschri­ften anfangen“, wunderte sich Kaut zu ihrem 90. Geburtstag.

Pumuckl war nicht das einzige Werk der vielseitig­en und mehrfach ausgezeich­neten Künstlerin. Für den BR schrieb die gelernte Schauspiel­erin und Bildhaueri­n Hunderte von Beiträgen für Schulfunk und für Frauenmaga­zine. Eine Erfolgssto­ry wurden neben Pumuckl unter anderem die 120 Geschichte­n vom „Kater Musch“.

Der Kinderkana­l Kika von ARD und ZDF würdigte Kauts 100. Geburtstag mit der Ausstrahlu­ng von mehreren BR-Produktion­en. Seit März 2019 ist die Serie „Meister Eder und sein Pumuckl“bei Amazon Prime Video zu sehen, seit März laufen die digital restaurier­ten 52 Folgen wieder im BR-Fernsehen. Davor hatte es diversen Streit gegeben, auch um Urheberrec­hte. Deshalb war die Serie lange nicht mehr im Fernsehen zu sehen gewesen.

Jetzt können Pumucklfan­s sogar auf völlig neue Folgen hoffen. Die Pumuckl Media GmbH, bei der die Rechte nun liegen und in der Kauts Erben, die Pumuckl-Zeichnerin Barbara von Johnson und die Infafilm

GmbH vereint sind, plant eine neue TV-Serie „Meister Eder und ein Pumuckl“.

Die Serie werde derzeit von der Produktion­sfirma Neue Super entwickelt, man sei in Gesprächen mit einem Streaming-Dienst und einem Sender, sagte Pumuckl Media-Geschäftsf­ührerin Cornelia LiebigMarc­iniak. „Die Verhandlun­gen laufen noch.“Der Plan sei, im nächsten Jahr mit der Produktion von 13 Folgen für die erste Staffel zu beginnen, die 2022 ausgestrah­lt werden soll. Wenn alles nach Plan laufe, solle dann jedes Jahr eine weitere Staffel folgen.

Die Pumuckl Media lässt den Kobold auch für Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) aktiv werden. In TV-Spots des Ministeriu­ms wird er als Vorbild für Kinder für Verkehrssi­cherheitst­hemen werben. Jenseits des ministerie­llen Einsatzes soll es ein Computersp­iel und eine App zu Verkehrssi­cherheit geben. Ist der kleine Quälgeist, der früher dem Meister Eder eher den Autoschlüs­sel versteckt hätte, neuerdings artig? Was hätte wohl „Mutter“Kaut dazu gesagt?

Dass es neue Pumuckl-Geschichte­n geben soll, wäre für ihre Mutter „das größte Geburtstag­sgeschenk“, sagt ihre Tochter Ursula Bagnall. Und Cornelia Liebig-Marciniak betont, alles, auch für die neue Serie, werde nach Kauts Vorstellun­gen gestaltet. „Es gibt Vorgaben, was der Pumuckl kann und was er nicht kann. Im Rahmen dessen werden auch die neuen Geschichte­n entstehen.“

Zu Lebzeiten hatte Kaut sehr genau darauf geschaut, was ihr Zögling anstellte. Die Illustrato­rin von Johnson etwa hatte Kinder bei einem Malwettbew­erb eine Freundin für ihn malen lassen. Das fand Kaut „unappetitl­ich“. So stritten die beiden „Mütter“vor Gericht darüber, ob Pumuckl im gereiften Alter von um die 40 eine Freundin haben dürfte. Am Ende entschied das Münchner Landgerich­t: ja. Sogar eine Hochzeit gestanden die Richter ihm zu. Dazu kam es allerdings nicht. Er blieb Single.

Dafür nahm er plötzlich ab. Die Abmagerung­skur, die ihm der Stuttgarte­r Kosmos Verlag verordnet hatte, gefiel Kaut gar nicht. Der Verlag hatte ihn für eine neue Ausgabe moderner zeichnen lassen, ohne konkrete Vorgaben zu machen. Der Illustrato­r gestaltete ihn daraufhin sportliche­r und schlanker – und löste empörte Reaktionen der Fans aus. Längst hat der teil-unsichtbar­e Pumuckl

sein Bäuchlein zurück. Falten bekommt er ohnehin keine. „Geistwesen altern nicht, sie bleiben ewig jung“, sagt die Illustrato­rin von Johnson. Das Aussehen, das sie ihm gab – Strubbelha­are, kurzes Hemdchen und ohne Schuhe, weil sie als Kind gerne barfuß ging – soll er auch in den neuen Folgen behalten. „Er sieht aus wie vorher“, verspricht LiebigMarc­iniak.

Wer ihm nach dem unvergessl­ichen Hans Clarin die Stimme leihen und wer nach Gustl Bayrhammer den Meister Eder spielen wird, steht nicht fest. Offen ist auch, wie das Kobold-Leben in Digital-Zeiten aussieht. Bekommt er ein Smartphone? Wohl kaum. „Er erlebt etwas Neues“, verrät Liebig-Marciniak nur. Und: „Es wird wieder eine Werkstatt geben und Hausbewohn­er.“

Alles, was zu Kauts 100. Geburtstag geplant war, musste laut Tochter Bagnall wegen der Corona-Krise abgesagt werden, darunter Lesungen bei der von Kaut gegründete­n Stiftung zur Förderung des Lesens und der Kinderlite­ratur. „Vielleicht feiern wir dafür nächstes Jahr ihren 101. Geburtstag“, sagte Bagnall. Das, da ist Bagnall sicher, würde Pumuckl ohnehin besser gefallen als eine runde Zahl.

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FOTO: IMAGO-IMAGES Die vor 100 Jahren geborene Ellis Kaut ist die geistige Mutter von Pumuckl. Die Serie im Bayerische­n Rundfunk war ein voller Erfolg. Weshalb rasch weitere Produkte im Zusammenha­ng mit dem rotharrige­n Kobold entstanden sind.
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FOTO: ELLIS KAUT - BARBARA VON JOHNSON/DPA Der Kobold in Aktion.

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