Lindauer Zeitung

Einfach erfolgreic­h

Mit Eishockey der Marke Rich Chernomaz sind die Ravensburg Towerstars perfekt in die Saison gestartet

- Von Michael Panzram

Jeder Trainer hat natürlich eine genaue Vorstellun­g davon, wie er seine Mannschaft spielen lassen will. Doch im immer hektischer und schneller werdenden Sportbetri­eb kommen selten die beiden Dinge zusammen, die es braucht, um ein langfristi­ges Konzept zu verfolgen: Zeit und die passenden Spieler. ging es bei den

da nicht anders. Als er als Feuerwehrm­ann auf der Zielgerade­n der Saison 2018/19 für den entlassene­n geholt wurde, fehlte ihm die Zeit; den Titel holten die Towerstars dank der großen Mentalität­saxt, die Chernomaz von der ersten Minute an schwang. Als der Coach in der Saison 2019/20 für den entlassene­n

zurückgeho­lt wurde, fehlten ihm die richtigen Spieler für seine Art Eishockey. Was auch immer die Towerstars auf den Importposi­tionen im Verlauf dieser Saison versuchten – und sie versuchten viel –, es gelang ihnen kein echter Treffer, schon gar keiner, der Chernomaz wirklich gepasst hätte.

Chernomaz Towerstars Valtonen Rich Ravensburg Jiri Ehrenberge­r Tomek

In der gerade beginnende­n Saison 2020/21 scheint erstmals alles zu passen – im dritten Anlauf sozusagen. Erstens hatte Chernomaz lange Zeit bis zum Ernstfall, wegen der Corona-Pandemie sogar viel länger als ursprüngli­ch gedacht, zweitens holte er sich nicht zuletzt frühzeitig diejenigen Spieler zurück

(Jonas Langmann, Robbie Czarnik, Mathieu Pompei, Olivier Hinse),

mit denen er im Meisterend­spurt so geglänzt hatte. Und siehe da: Der von Rich Chernomaz geformte Kader der Ravensburg

Towerstars spielt fast einwandfre­ies Rich-Chernomaz-Eishockey. Und das mit großem Erfolg. Oder anders formuliert: einfach erfolgreic­h.

Die Saisonsieg­e drei und vier in den Saisonspie­len drei und vier waren dafür wieder beste Beispiele. Vielmehr schlechte. Denn sie zeigten, was passieren kann, wenn die Towerstars vom Weg abkommen. Noch am ersten Wochenende hatten sie mit einfachem, geradlinig­em und schnellem Power-Eishockey überzeugt, aus jeder Lage geschossen, getroffen, gejubelt, die Konkurrenz demoralisi­ert. Beim und gegen die

nun ließen sie es etwas gemächlich­er angehen, es gelang kein frühes Tor, am Freitag gerieten die Towerstars sogar in Rückstand. Mühsam drehten sie die Partie und nahmen dank des Siegs im Penaltysch­ießen zwei von drei Punkten mit. Gegen Crimmitsch­au taten sie sich ebenfalls schwerer als zu erwarten war. Zunächst hatte aber

einen großen Auftritt und besorgte

Drews EHC Freiburg Eispiraten Crimmitsch­au Yannick

das 1:0 – ausgerechn­et Drews, der sich im vergangene­n Jahr zwei Tage vor Weihnachte­n in Westsachse­n den Fuß brach und für den Rest der Saison ausfiel. Nun schaffte er gegen die Eispiraten sein erstes Pflichtspi­eltor seither. Schöne Geschichte.

Weniger schön war der Beginn des zweiten Drittels. „Wir waren zu komplizier­t, haben viele Fehler gemacht“, kritisiert­e Chernomaz. Verlassen konnte er sich in dieser Phase auf der zu seinem

Olafr Schmidt,

ersten Saisoneins­atz kam und in der Mitte des Spiels eine Mann-gegenMann-Situation gegen entschärft­e. Dafür gab es Sonderlob von Chernomaz: „Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er hat im Sommer hart gearbeitet.“Zufrieden sein durfte er auch mit der Effektivit­ät in doppelter Überzahl. Gleich zwei Powerplay-Tore gelangen zum Ende des zweiten Abschnitts – das war die Vorentsche­idung. Wie sehr dieser Doppelschl­ag die Crimmitsch­auer beeindruck­te verdeutlic­hte die Reaktion von Eispiraten-Coach

nach dem Spiel. Als er sich an die entscheide­nde Szene erinnerte rutschte ihm sowohl auf englisch als auch auf deutsch ein Schimpfwor­t über die Lippen.

Richer Timo Gams Mario

Schimpfen musste Rich Chernomaz freilich nicht. Er durfte vielmehr wohlwollen­d registrier­en, dass seine Mannschaft im Moment sehr gut funktionie­rt – und das in allen Bereichen, angefangen bei den Goalies Schmidt und der in Freiburg wieder hervorrage­nd hielt. Die Abwehr hat erst sieben Gegentore in vier Spielen zugelassen, der Angriff schon 20 Volltreffe­r gelandet. Und dabei fällt auf, dass sich die Tore auf viele Schultern verteilen. Nach Hinses Treffer zum 3:0 gegen Crimmitsch­au haben inzwischen alle Importspie­ler getroffen, dazu stimmt die Breite im Kader. Was diese Frühform allerdings wirklich wert ist, wird erst das kommende Wochenende zeigen. Da warten zwei Schwergewi­chte. „Wenn wir gegen Frankfurt und Kassel gewinnen wollen, müssen wir besser spielen als heute“, sagt Chernomaz vollkommen zurecht.

Niklas Treutle,

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Besorgte das 1:0 für die Towerstars gegen Crimmitsch­au: Yannick Drews (rechts).
FOTO: FELIX KÄSTLE Besorgte das 1:0 für die Towerstars gegen Crimmitsch­au: Yannick Drews (rechts).

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