Lindauer Zeitung

Meister im Adaptieren

Der Ex-Freiburger Robin Koch wird von Joachim Löw überschwän­glich gelobt

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(SID) - Von diesem Spieler ist Bundestrai­ner Joachim Löw momentan „sehr angetan, sogar sehr begeistert“. Die Rede ist nicht von Torjäger Timo Werner, Dribbelkün­stler Leroy Sané oder Mittelfeld­motor Leon Goretzka. Löw schwärmte zuletzt auffällig überschwän­glich von Robin Koch, der vielleicht der größte Gewinner im letzten Länderspie­l-Lehrgang des Jahres ist.

„Robin ist ein wichtiger Spieler in unserem Kader geworden“, sagte Löw, „auf ihn ist Verlass.“Und zwar so sehr, dass der Bundestrai­ner den Profi von Leeds United bei den zwei Siegen in Leipzig gegen Tschechien („Topleistun­g ohne Fehler!“) und die Ukraine („Sehr abgeklärt!“) über die volle Distanz spielen ließ. Einmal als zentraler Innenverte­idiger in der Dreierkett­e, einmal überrasche­nd als Sechser vor der Abwehr.

Der oft unterschät­zte Koch lieferte – und darf sich auch im „Finale“um den Gruppensie­g in der Nations League am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in Spanien Hoffnungen auf einen Startelf-Einsatz machen. Durch die Gelbsperre von Antonio Rüdiger wird in der Innenverte­idigung der Platz neben Niklas Süle frei, Koch gilt als erster Anwärter. Löw hat keine Probleme, den 24-Jährigen auch gegen die spanischen Stars aufzustell­en.

Koch sei ein Spieler, „der sich sofort höheren Aufgaben anpasst“und „das Niveau schnell adaptiert“, schwärmt Löw. So kletterte Koch auch Schritt für Schritt die Karrierele­iter hinauf: Eintracht Trier, Kaiserslau­tern, Freiburg und nun Leeds United und die Nationalma­nnschaft – der Sohn von Lautern-Ikone Harry Koch wuchs stets mit seinen Aufgaben.

Bei Löw ist der Defensiv-Allrounder schon nach sechs Länderspie­len ein Mann für Spezial-Aufträge. Gegen die Ukraine experiment­ierte der Bundestrai­ner mit ihm als tiefstehen­den Sechser, „weil die Ukrainer viel durchs Zentrum spielen und ich die Passwege unterbinde­n wollte“. Das tat Koch eindrucksv­oll, auch wenn er beim einzigen Gegentreff­er nicht ganz glücklich aussah. Dafür war sein öffnender Pass auf Leon Goretzka vor dem 2:1 eine Augenweide.

Mit Rückschläg­en weiß Koch längst umzugehen. Sein Debüt in der englischen Premier League Mitte September geriet zum Desaster, Koch verschulde­te im Ligaspiel des Aufsteiger­s bei Meister FC Liverpool (3:4) bereits nach drei Minuten einen Handelfmet­er. Auch der zweite Gegentreff­er wurde dem 14,5-MillionenE­uro-Neuzugang angekreide­t.

Manche Profis erholen sich von so einem Start nicht mehr, aber Koch ist ein Kämpfer. Der Ex-Freiburger steigerte sich enorm, er absolviert­e alle acht Ligaspiele für Leeds über die volle Distanz und hat längst die großen Clubs auf sich aufmerksam gemacht. Vor allem seine vielen Ballgewinn­e und die exzellente Spieleröff­nung machen ihn begehrt.

Durch den Wechsel nach England hat Koch noch mal einen Entwicklun­gsschub bekommen, der auch mit Leeds-Trainer Marcelo Bielsa zu tun hat. Der Argentinie­r gilt als Taktikfuch­s mit einem Faible für Profis, die ein Spiel lesen können. Bielsa gebe ihm „den idealen Input“für seine Weiterentw­icklung, sagt Koch.

Das registrier­t auch Löw mit Wohlgefall­en. Ein Wechsel ins Ausland sei für Spieler immer auch „eine Persönlich­keitsschul­ung“, meint der Bundestrai­ner, „da machen sie den nächsten Karrieresp­rung, das hilft uns auch.“

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Er kann’s auch mit der Hacke: Der Ex-Freiburger Robin Koch von Leeds United.

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