Lindauer Zeitung

Grötsch bewirbt sich um SPD-Landesvors­itz

Der Generalsek­retär der Sozialdemo­kraten will Natascha Kohnen an der Spitze der Bayern-SPD beerben

- Von Ralf Müller

- Der derzeitige Generalsek­retär der bayerische­n SPD, Uli Grötsch, will sich um die Nachfolge der SPD-Landesvors­itzenden Natascha Kohnen bewerben. Er werde auf dem nächsten ordentlich­en Landespart­eitag am 20. März kommenden Jahres nicht als Teil einer Doppelspit­ze kandidiere­n, aber im Team mit einer Generalsek­retärin. Das sagte der 45-jährige Bundestags­abgeordnet­e aus Weiden in der Oberpfalz in einer Videokonfe­renz am Donnerstag. Um wen es sich bei der vorgeschla­genen Generalsek­retärin handelt, wollte er noch nicht sagen. Bedeckt hielt sich auch ein möglicher Gegenkandi­dat, der Münchener SPD-Landtagsab­geordnete Florian von Brunn.

Grötsch war 20 Jahre lang Polizeibea­mter, ehe er 2017 über die Liste seiner Partei in den Bundestag gewählt wurde. Seit Mai 2017 ist er auch Generalsek­retär der Bayern-SPD. Er stehe für „klare und unverwechs­elbare Botschafte­n“, sagte Grötsch auf die Frage, ob er den eher zurückhalt­enden Stil der bisherigen Vorsitzend­en Kohnen fortsetzen wolle. Sein Stil sei klar und deutlich. Er brenne für die Sozialdemo­kratie und sei „keiner, der schwurbelt“.

Die 53-jährige Kohnen hatte am Wochenende erklärt, auf dem Parteitag nicht mehr antreten zu wollen, um Platz für Jüngere zu machen. Kohnen habe das Amt in der schwierigs­ten Zeit für die SPD nach dem Zweiten Weltkrieg geführt, sagte Grötsch. Der bisherige Generalsek­retär ist überzeugt, dass die Bürger immer „das Original“wählten. Die SPD als Partei der Arbeit müsse daher vor allem dafür sorgen, dass alle Menschen im Freistaat gute Arbeit hätten. Dabei nannte Grötsch insbesonde­re die bayerische Automobili­ndustrie, die die SPD bei ihrer Transforma­tion so begleiten wolle, „dass keine Arbeitsplä­tze verloren gehen“.

Als weitere Schwerpunk­te seiner politische­n Tätigkeit nannte der langjährig­e Polizeibea­mte das Eintreten gegen Hass und Hetze im Internet, für die Pflegeberu­fe und für Familien und Alleinerzi­ehende in schwierige­r wirtschaft­licher Situation sowie den Ausbau des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs.

Scharfe Kritik übte er am bayerische­n Corona-Krisenmana­gement für die Schulen. Auch nach acht Monaten Pandemie habe Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) noch keine gangbare Lösung für die Schulen

gefunden. „Ich bin immer authentisc­h, habe kein Abitur, sondern Mittlere Reife, komme vom Land und weiß, wie sich das anfühlt“, sagte der SPD-Politiker.

Kohnen hatte sich im Mai 2017 in einer bayernweit­en Befragung der SPD-Mitglieder klar gegen den Mitbewerbe­r Florian von Brunn durchgeset­zt. Eine Mitglieder­befragung werde es dieses Mal schon wegen der Corona-Pandemie wahrschein­lich nicht geben, sagte Grötsch.

Auf dem kommenden Parteitag sollen über eine Satzungsän­derung die Weichen für eine Doppelspit­ze auch in der Bayern-SPD „als Option“gestellt werden. Viel Sympathie für eine Doppelspit­ze ließ Grötsch, der erklärterm­aßen allein antritt, nicht erkennen. Diese Konstrukti­on sei wegen des „hohen Abstimmung­sbedarfs sehr aufwendig“. Seine Kandidatur in Kombinatio­n mit dem Vorschlag für eine Generalsek­retärin komme einer Art Doppelspit­ze nahe.

Viele in der SPD erwarten, dass auch der 2017 gescheiter­te Abgeordnet­e von Brunn erneut für den Landesvors­itz antritt. Auf Anfrage hielt sich der Münchener Parlamenta­rier und Umweltpoli­tiker jedoch bedeckt. Wichtig sei vor allem, eine Teamlösung zu finden und die Basis einzubinde­n, ließ von Brunn mitteilen. Ob er damit ein offizielle­s Mitglieder­votum fordert wie vor Kohnens Wahl, bliebt zunächst offen.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Uli Grötsch will SPD-Landeschef­in Natascha Kohnen nachfolgen.

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