Lindaus Luftballonmann erfreut auch ohne Hafenweihnacht
Trotz Corona-Zeiten: Andreas Heinrich will mit glänzenden Motiven für leuchtende Kinderaugen sorgen
- „Es war einmal ein Luftballonmann. Der stand jedes Jahr mit seinem alten Schlitten und vielen wunderschönen bunten Luftballons auf der Hafenweihnacht. Wer ihn ansah, war sofort verzaubert und bekam nostalgische Gefühle, und die Augen der Kinder glänzten.“So könnte ein Märchen beginnen. Das würde dann so weitergehen: „Eines Tages kam ein bösartiges Virus über das Land und sorgte dafür, dass viele Menschen sehr krank wurden. Deshalb mussten die anderen Menschen vernünftig sein und auf Feste verzichten.“Und dann sind wir auch schon auf dem Boden der Tatsachen angelangt: Eine Hafenweihnacht gibt es zum großen Bedauern aller Beteiligten in diesem Jahr natürlich nicht.
Der Luftballonmann, das ist Andreas Heinrich. Er ist immer eine besondere Attraktion auf der Hafenweihnacht. Er sieht aus wie ein Zauberer. Geheimnisvoll. Wie aus einer fernen Zeit. Und er hat immer ein strahlendes, einladendes Lächeln im Gesicht. „Ich lebe vom Moment. Von den Eindrücken, den schönen, oft berührenden Gesprächen mit den Menschen und von den leuchtenden Kinderaugen. Da geht mir das Herz auf. Aber in diesem Jahr geht das nun mal alles nicht – und das ist auch richtig so. Wir sind alle aufgerufen, unseren Anteil zu leisten und uns gegenseitig zu schützen“, sagt Heinrich.
Natürlich fehle ihm die Hafenweihnacht dennoch sehr.
Und auch seine weiteren „Bühnen“– wie er das Lindauer Stadtfest, das Lindauer Kinderfest und die Lindauer Seglertage nennt – auf denen er in den Themen angepassten Kostümen steht, und die ebenso alle 2020 der Pandemie zum Opfer gefallen sind. Aber „ich darf auch froh sein. Denn das Schaustellen ist mein Hobby. Wenn ich davon leben müsste, wäre ich schon verhungert. Für den Broterwerb habe ich glücklicherweise einen festen Beruf.“Er ist sich bewusst, dass es ihm hier viel besser geht als den Kollegen, für die die Hafenweihnacht überlebenswichtiger Teil des Einkommens ist.
Begonnen hat Andreas Heinrich seine Laufbahn als Luftballonmann mit den Wünschen seiner eigenen Kinder, die natürlich die bunten und glänzenden Motiv-Aluluftballons am Jahrmarkt immer so schön fanden. Er fand sie dagegen zu teuer, richtete ein Kleingewerbe ein und begann, sie selber zu verkaufen. Dann „lief mir der Schlitten über den Weg“, erzählt er. Und weil der so schön alt ist – aus dem Jahr 1890 – überlegte er sich, dass auch sein Outfit dazu passen müsste, denn die „alten Zeiten“liegen dem Insulaner sowieso am Herzen. „Mein Stammbaum reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Ich bin fasziniert und fühle mich der Historie sehr verbunden“, bekennt er. So wurde die Geschichte immer runder, und jedes Jahr überrascht er mit neuen Dekorationsideen und einem noch märchenhafteren Stand. Seine Kinder sind längst groß.
Aber Andreas Heinrich ist so fasziniert von den Erlebnissen als Luftballonmann, dass er von seiner Rolle nicht mehr lassen möchte. Sie ist liebgewordenes Hobby. Und der Wunsch, Kindern sichtbar eine Freude zu bereiten, sei seine Triebfeder zu immer neuen Einfällen, schildert er. Wenn auch die Hafenweihnacht in diesem Jahr ausfällt: Auf den Luftballonmann und seine Luftballons müssen die Kinder trotzdem nicht komplett verzichten – und auch er nicht auf die leuchtenden Kinderaugen. Er ist ab sofort jeden Samstag bis Weihnachten ab 11 Uhr im Gewölbehof des spätbarocken Palais „Haus zum Baumgarten“am Marktplatz 4 zu finden.