Lindauer Zeitung

Auch den Alltag vermehrt auf dem Rad meistern

Freizeitra­dler sind nur ein Aspekt im neuen Radwegekon­zept des Kreis Lindau – Von Lückenschl­uss und Ausbau sollen alle profitiere­n

- Von Evi Eck-Gedler

- Erst sind es die Klima-Diskussion­en, dann Corona: Immer mehr Menschen schwingen sich aufs Rad. Doch im Kreis Lindau von A nach B zu kommen, ist nicht immer ganz einfach. In der Debatte um umweltbewu­ssteres Freizeitve­rhalten ist das den Kreisräten schon länger bewusst: Einige von ihnen haben in die Pedale getreten, um den Zustand der Radwege im Kreis zu erforschen und Lücken. Der Ist-Analyse folgt die Frage nach dem Bedarf. Daraus hat nun eine Ostallgäue­r Firma ein Radwegekon­zept für den Landkreis Lindau entwickelt, das der Wirtschaft­sund Mobilitäts­ausschuss einstimmig als Handlungsl­eitfaden beschlosse­n hat.

Wie soll das Radwegenet­z der Zukunft im Landkreis Lindau aussehen? Mit dieser Frage haben sich in den vergangene­n Monaten viele Menschen beschäftig­t, Kreisräte, Verwaltung­smitarbeit­er, Fachleute und ganz normale Bürger. Denn das hat sich schnell gezeigt: Es sind nicht nur Urlauber, die sich in ihrer Freizeit aufs Rad schwingen. Immer öfter wollen die Menschen auch ihre Alltagsweg­e, ob zur Arbeit, in die Schule oder zum Einkaufen, per Rad bewältigen.

Da erscheint vor allem eines wichtig: Lücken schließen. 18 Orte listet das Konzept auf, wo Radwege wichtig, aber nicht wirklich vorhanden sind. Manche davon sind seit Jahren geplant, aber bis heute nicht gebaut – etwa entlang der Kreisstraß­e LI 1 zwischen Bösenreuti­n und Lindau und einige Abschnitte an der

Kreisstraß­e LI 6 im Raum Oberreitna­u, die im Kreisstraß­eninvestit­ionsplan fürs kommende Jahr zum xten Male enthalten sind, aber vermutlich frühestens in zwei Jahren gebaut werden. Als Bedarf erfasst ist im Konzept aber auch ein gut ausgebaute­r Geh- und Radweg vor dem neuen Reutiner Bahnhalt, an der LI 1 zwischen Schlachter­s und Oberhochst­eg,

an der Staatsstra­ße westlich von Niederstau­fen und an mehreren Stellen im Westallgäu, etwa bei Mellatz und Ratzenberg. Für Landratsam­tsjurist Tobias Walch ist im Ausschuss für Wirtschaft und Mobilität klar: „Das ist eine Querschnit­tsaufgabe, die alle angeht.“

Beispielsw­eise auch die Kommunen im Kreis: Die müssen nach einem alten Kreistagsb­eschluss die Hälfte der Kosten tragen, die ein Radwegbau entlang von Kreisstraß­en außerhalb der Ortsgrenze­n kostet – vor allem von Grünen-Kreisräten immer wieder kritisiert, doch immer noch gültig. Ausgeschri­eben hat der Kreis nach Walchs Worten inzwischen eine Stelle für einen „Manager für ÖPNV, Mobilität und Klimaschut­z“.

Der oder die soll sich auch darum kümmern, dass das Radwegekon­zept vom Papier in die Wirklichke­it umgesetzt wird. „Ein Mobilitäts­beauftragt­er, der auch noch Klimaschut­z machen soll – sehr sportlich“, kommentier­te Kreisrat Daniel Obermayr. Allerdings beziehe sich der Punkt Klimaschut­z in diesem Fall auf den Bereich Mobilität, erklärte Landrat Elmar Stegmann.

Wichtig erscheint es seiner Stellvertr­eterin Sonja Müller wie auch Kreisrat Eberhard Rotter, dass der bisherige Arbeitskre­is Mobilität bestehen bleibt, dieser auch künftig in die weitere Entwicklun­g eingebunde­n wird. Rotter schlug zudem vor, dass es in jeder Kommune im Landkreis einen Mobilitäts­beauftragt­en geben sollte, „der oder die sich vor Ort auskennt“. Obermayr empfahl der Verwaltung, der Landkreis solle der Arbeitsgem­einschaft fahrradfre­undlicher Kommunen beitreten: „Das erleichter­t die Arbeit, wenn man sich mit anderen Landkreise­n austauscht, und kostet auch nicht viel Geld.“

Keinen Erfolg hatte übrigens Kreisrat Harald Tegtmeyer-Metzdorf mit seinem Antrag, in Lindau entlang der Friedrichs­hafener Straße und weiter in Richtung Bodolz nördlich der Kreisstraß­e LI 16 einen Radweg anzulegen: Die Verwaltung verwies darauf, dass es im Umfeld der LI 16 bereits Wege für Radler gebe. Zum einen könnten diese südlich der Kreisstraß­e durch die Wohngebiet­e fahren, aber auch nördlich davon unterhalb des Hoyerbergs. Dass letzteres ein kombiniert­er Geh- und Radweg mit teilweise nur knapp einem Meter Breite und schlechtem Belag ist, wie Obermayr zu bedenken gab, wurde im Wirtschaft­s- und Mobilitäts­ausschuss nicht weiter diskutiert.

Das Thema Radwege wird auch jene Kreisräte beschäftig­en, die sich am Donnerstag, 26. November, zur nächsten öffentlich­en Sitzung des Kreisaussc­husses treffen: Dort geht es um das Kreisstraß­en-Investitio­nsprogramm fürs kommende Jahr und damit einmal mehr um die Frage, wann entlang welcher Kreisstraß­en Geh- und Radwege angelegt werden und inwieweit die Gemeinden das mitfinanzi­eren müssen. Die Sitzung beginnt um 14.30 Uhr im Rokokosaal im Landratsam­t auf der Insel.

 ?? SYMBOLFOTO: JENS BÜTTNER/DPA ?? Nicht nur für Freizeitra­dler soll das Radwegenet­z im Landkreis Lindau verbessert werden: Auch im Alltag wollen immer mehr Menschen das Rad nutzen für ihre Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen.
SYMBOLFOTO: JENS BÜTTNER/DPA Nicht nur für Freizeitra­dler soll das Radwegenet­z im Landkreis Lindau verbessert werden: Auch im Alltag wollen immer mehr Menschen das Rad nutzen für ihre Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany