Lindauer Zeitung

Gefragt ist eigene Verantwort­ung

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Die Todeszahle­n steigen, die Infektions­raten gehen in Deutschlan­d nicht wie gewünscht zurück. Viele Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung überstande­n haben, berichten von üblen Langzeitfo­lgen. Gesund sind zahlreiche Genesene noch lange nicht. Weltweit kämpfen Ärzte gegen die heimtückis­che Viruserkra­nkung, Regierunge­n versuchen mal mit Appellen, mal mit Verboten die Infektions­ketten zu unterbrech­en.

Demokratie­n tun sich dabei schwerer als Diktaturen, was die wenigsten überrasche­n dürfte. Patentreze­pte bei der schwierige­n Behandlung hat noch niemand gefunden. Bis die vielverspr­echenden Impfstoffe tatsächlic­h nutzbar sind, kann es trotz verhaltene­m Optimismus noch eine ganze Weile dauern. Auch wenn die Einschränk­ungen in der Bundesrepu­blik für jeden Einzelnen ärgerlich sind: Lockerunge­n würden jetzt nur dazu führen, dass der wirtschaft­liche Schaden in wenigen Wochen und Monaten ausufert. Von den gesundheit­lichen und sozialen Folgen erst gar nicht zu sprechen.

Wer jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste wieder sein „normales“Leben zurückhabe­n will und sich dementspre­chend verhält, der gefährdet den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt und auch die Normalisie­rung der Volkswirts­chaft. Wer in diesem Zusammenha­ng Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder „Angstmache“vorwirft, wie es Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch tut, betreibt ein jämmerlich­es Politikspi­elchen, das der Lage nicht angemessen ist.

Sicher: Für Weihnachte­n werden andere Regeln gelten. Klug in Sachen Epidemie-Bekämpfung ist das nicht, aber eine Verschärfu­ng der Kontaktreg­elung an den Festtagen ist politisch nicht durchsetzb­ar und wäre menschlich für viele eine Katastroph­e. Weihnachte­n kann aber kein Maßstab für Silvester sein. Es gibt weder ein Menschenre­cht aufs Böllern noch auf die ausgelasse­ne Feier, die zur überpropor­tionalen Virusverbr­eitung führt. Die Übernahme von persönlich­er Verantwort­ung für das Wohl des anderen muss die Maxime der kommenden Wochen sein.

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