Lindauer Zeitung

Das Ende des billigen Sprits rückt näher

Hoffnung auf eine Einführung wirksamer Corona-Impfstoffe treibt Ölpreis nach oben – Neue CO2-Regeln greifen Ende des Jahres

- Von Jürgen Krämer und Christof Rührmair

(dpa) - Noch schmerzt die Fahrt zur Tankstelle nicht. Zwar sind die Ölpreise seit Wochen im Aufwind und auch Heizöl zieht deutlich an, doch die Spritpreis­e sind bisher verhältnis­mäßig stabil und noch weit unter dem Vorkrisenn­iveau. Doch das könnte sich bald ändern. Und spätestens zum Jahreswech­sel steht ein vom Staat getriebene­r Preissprun­g an.

Seit Anfang November hat sich Rohöl aus der Nordsee und den USA jeweils fast 30 Prozent verteuert. Am Mittwochmi­ttag wurden für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 48,61 US-Dollar gezahlt, für ein Fass Rohöl aus den USA 45,49 Dollar. Damit sind die wichtigste­n Ölsorten so teuer wie seit Beginn der CoronaKris­e im März nicht mehr.

Damals hatten die Pandemie und die gegen sie verhängten Beschränku­ngen des öffentlich­en Lebens einen dramatisch­en Einbruch der

Weltwirtsc­haft ausgelöst. Die sinkende Nachfrage traf auf einen Markt, der durch Konflikte der Förderländ­er bereits unter Druck war und die Ölpreise stürzten ab. Im April gab es bei einzelnen Kontrakten in den USA sogar negative Preise.

Inzwischen hat sich die Situation auf dem Ölmarkt gedreht: Als stärkster Preistreib­er gilt dabei die Aussicht

auf eine schnelle Einführung wirksamer Corona-Impfstoffe – möglicherw­eise noch im Dezember. „Das steigert das Vertrauen des Marktes in eine schnelle Normalisie­rung der Wirtschaft und damit der Ölnachfrag­e“, erklärt Rohstoffex­perte Eugen Weinberg von der Commerzban­k.

Beim Heizöl hat der steigende Ölpreis schon deutlich durchgesch­lagen. Seit Anfang November ist der Preis für 100 Liter laut dem Infoportal Heizoel24 um gut sechs Euro gestiegen und liegt jetzt bei gut 43 Euro. Allerdings sind das immer noch mehr als 20 Euro weniger als vor einem Jahr.

Die Auswirkung­en an der Zapfsäule sind dagegen eher gering. Auf Wochensich­t sank der Preis für Super E10 zuletzt sogar leicht um 0,7 Cent, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. Im bundesweit­en Tagesmitte­l lag er am Dienstag bei 1,204 Euro. Diesel verteuerte sich minimal um 0,1 Cent auf 1,063 Euro.

Beide Preise sind weit unter den Werten zu Beginn der Corona-Krise. So ermittelte der ADAC noch für den 10. März Durchschni­ttswerte von 1,325 Euro für E10 und 1,178 für Diesel. Brent-Öl war damals für gut 37 Dollar je Fass zu haben.

Damals seien die Spritpreis­e zu hoch gewesen und hätten mit dem Rückgang des Ölpreises nicht Schritt gehalten, heißt es dazu vom ADAC. Dass es jetzt nur langsam nach oben geht – seit dem letzten Zwischenti­ef Anfang November hat Diesel um 3,8 und E10 um 2,6 Cent zugelegt – hat dem Verkehrscl­ub zufolge mehrere Gründe. So mache es die niedrige Nachfrage den Tankstelle­n schwer, die Preise zu erhöhen. Zudem schlagen Änderungen beim Ölpreis typischerw­eise nur gebremst beim Sprit durch. Denn dessen Preis wird nicht nur vom Rohstoff sondern auch von anderen Faktoren wie der Mineralöls­teuer oder Fixkosten der Tankstelle­n und Mineralölk­onzerne beeinfluss­t.

Doch die Zeit des günstigen Sprits ist begrenzt. Spätestens zum Jahreswech­sel werden gleich zwei Effekte den Preis nach oben treiben, wie ein ADAC-Sprecher sagt: Zum einen der CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne, der Diesel um rund acht und Super E10 um rund sieben Cent pro Liter teurer machen wird. Zum anderen endet die Mehrwertst­euersenkun­g. Durch diese beiden Effekte geht der ADAC von einem Anstieg von zehn bis elf Cent pro Liter beim Sprit aus. Auch Heizöl wird dann voraussich­tlich teurer.

 ?? FOTO: SVEN HOPPE/DPA ?? Kundin tankt an einer Münchner Tankstelle: Beim Heizöl sind die Preissprün­ge schon zu bemerken, die Preise für Benzin folgen wohl bald.
FOTO: SVEN HOPPE/DPA Kundin tankt an einer Münchner Tankstelle: Beim Heizöl sind die Preissprün­ge schon zu bemerken, die Preise für Benzin folgen wohl bald.

Newspapers in German

Newspapers from Germany