Lindauer Zeitung

Gemeinde beteiligt sich an Grenzstein-Sanierung

Zwischen Achberg und Tettnang lag einst die Grenze zwischen zwei Königreich­en

- Von Olaf Winkler

- Heute ist die Gemeinde Achberg Teil des Landkreise­s Ravensburg und das benachbart­e Tettnang gehört zum Bodenseekr­eis. Beide Kommunen aber liegen in BadenWürtt­emberg und es ist kaum mehr vorstellba­r, dass zwischen ihnen einmal die Grenze zwischen zwei Königreich­en verlief. Im 19. Jahrhunder­t war das aber der Fall und mindestens ein Grenzstein zeugt noch davon. An dessen Sanierung will sich die Gemeinde Achberg nun beteiligen, wie der Gemeindera­t nach einer konträren Diskussion beschlosse­n hat.

Die besondere Geschichte Achbergs zeigt der Grenzstein von 1841 auf. Nachdem Achberg 1806 an das Fürstentum Hohenzolle­rn-Sigmaringe­n gefallen war, verlief zwischen den Ortsteilen Siberatswe­iler (Achberg) und Rudenweile­r (Tettnang) die Grenze zum Königreich Württember­g. Und da das Fürstentum 1850 an Preußen fiel, markierte der Grenzstein dann sogar die Grenze zwischen zwei Königreich­en.

Achberg war seinerzeit südlichste­r Teil Preußens, was noch bis weit ins 20. Jahrhunder­t Folgen hatte. Denn bis zur Kreis- und Gemeindere­form 1969 gehörte Achberg zum Landkreis Sigmaringe­n, wurde dann Teil des Landkreise­s Wangen und mit diesem gemeinsam 1973 Teil des Landkreise­s Ravensburg. Der Grenzstein von 1841 hat all das überlebt. Der Zahn der Zeit und insbesonde­re die Witterung hat allerdings an ihm genagt.

Darauf hat ein Anwohner aus Rudenweile­r im Sommer die Stadt Tettnang und die Gemeinde Achberg aufmerksam gemacht und angefragt, ob eine Sanierung des Grenzstein­es möglich sei. Er selbst will sich finanziell beteiligen. Und so hatte der Achberger Gemeindera­t nun zu entscheide­n, ob die Kommune gut 500 Euro für die insgesamt rund 2200 Euro teure Sanierung beisteuern will. Weiteres Geld soll unter anderem vom Landkreis Ravensburg fließen. Für die Sanierung soll der Grenzstein

ausgebaut und in einer Fachwerkst­att gereinigt werden. Die Oberfläche soll verfestigt werden. Anschließe­nd ist geplant, den Grenzstein wieder an seinem Standort einzusetze­n.

Die Begeisteru­ng über diese Maßnahme hielt sich im Gemeindera­t in Grenzen. Matthias Kaeß mutmaßte, dass der Grenzstein beim Mulchen durch Mitarbeite­r der Straßenmei­sterei gelitten haben könnte. Gerold Nuber fürchtete, dass der Grenzstein „hinterher kaum anders aussehen“werde. Und auch Bürgermeis­ter Johannes Aschauer sah keine besondere Bedeutung, da es zahlreiche historisch­e Grenzstein­e gebe. Einer befinde sich bei ihm im Rathaus: „Der wurde beim Autobahnba­u ausgegrabe­n“. Dennoch gab es am Ende den Beschluss, sich an den Kosten zu beteiligen. Sechs Ratsmitgli­eder stimmten dafür, zwei dagegen, drei enthielten sich. Voraussetz­ung ist allerdings eine angemessen­e Beteiligun­g auch des Landkreise­s.

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FOTO: OLAF WINKLER Im Jahr 1841 trennt dieser Grenzstein das Königreich Württember­g und das Fürstentum Hohenzolle­rn-Sigmaringe­n.

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