Mehr Windräder und Sonnenenergie
Grüne fordern massiven Ausbau – Bayern bleibt auf Stromimporte angewiesen
- Photovoltaik und Windkraft müssen in den nächsten Jahren nach Ansicht der Grünen im bayerischen Landtag massiv ausgebaut werden, wenn die Versorgungssicherheit gewährleistet und die Kohlendioxid-Emissionen reduziert werden sollen. Es sei falsch, nur auf die Ausweitung der Photovoltaik zu setzen wie das Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) tue, sagte der energiepolitische Sprecher der Grünen-Fraktion Martin Stümpfig am Montag in München. Aiwanger vergesse, dass diese Anlagen in der Nacht keinen und im Winter wenig Strom lieferten.
Im Auftrag der Landtagsgrünen hat das Freiburger Öko-Institut verschiedene Szenarien für die Energieversorgung Bayerns bis 2035 erstellt. In allen Varianten bleibt Bayern auf Stromimporte angewiesen, sagte Studienverfasser Christof Timpe. Das sei auch sinnvoll. Wolle der Freistaat beim Strom völlig autark werden, wäre dies nur mit unvertretbar hohen Investitionen zu erreichen: „Das macht überhaupt keinen Sinn.“Daher sei der Ausbau der Stromnetze sehr wichtig.
Bei dem vom Öko-Institut für 2035 entworfenen Szenario müsste Bayern im Jahresdurchschnitt etwa 40 Prozent seines Strombedarfs von dann 100 Terawattstunden (Twh) importieren. Wenn die Staatsregierung weiterhin nur die Photovoltaik, nicht aber die Windenergie fördere, könnte der Importbedarf im Winter auf 80 Prozent und mehr steigen, sagte Stümpfig: „Das ist uns zu unsicher.“Deshalb müsse Bayern mehr auf die Stromproduktion im eigenen Land auch mit Windkraft setzen. In der Nacht und im Winter könne auf Windenergie nicht verzichtet werden. Wenn man nur auf Photovoltaik setze, müsse man „sehr sehr große Speicherkapazitäten“einrichten, sagte Timpe.
Die aus der Photovoltaik gewonnene Strommenge müsste somit bis 2035 vervierfacht, die aus Windenergie verdreifacht werden. Das bedeute zusätzlich zu den Anlagen auf den
Dächern eine Überdeckung von 0,3 bis 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Bayerns sowie 1000 bis 2000 zusätzliche Windräder, je nachdem, welche Leistungsklasse gewählt wird. Jeder Landkreis Bayerns müsste zehn Jahre lang drei bis vier Windräder pro Jahr aufstellen, rechnete Stümpfig vor. Der Grünen-Abgeordnete hält das für darstellbar.
Natürlich müsste dafür die bayerische 10H-Abstandsregel fallen. Gaskraftwerke sind in der bayerischen Energielandschaft der Zukunft wie sie sich die Grünen vorstellen durchaus vorgesehen, allerdings nur als „Feuerwehr“, betonte Stümpfig. Weil sie Kohlendioxid produzieren, sollen sie nur in Zeiten höchsten Stromverbrauchs angeworfen werden. Abschied nehmen die Grünen von dem System der Kraft-Wärme-Kopplung. Sofern diese Anlagen mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, müssten sie im Interesse der CO2-Reduzierung ersetzt werden, meinte Stümpfig.
Wirtschaftsminister Aiwanger und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ließen alle Antworten auf die Frage vermissen, wie die bayerische Stromversorgung mittel- und langfristig aussehen solle, kritisierte Stümpfig. Außerdem unterschlage die bayerische Staatsregierung stets, dass der Freistaat seit 2018 auf Stromimporte angewiesen sei und sich dieser Trend noch verstärken werde.