Bürger bewerten „Soziale Stadt West“
Befragte beurteilen Ergebnisse von Millionen-Projekt in Memminger Stadtteil als mittelmäßig
- Mehr als zehn Jahre Förderprogramm, unzählige Stunden ehrenamtliches Engagement und viele Umbauten und Erneuerungen: Von 2006 bis 2019 lief im Memminger Westen das Bund-Länder-Förderprogramm „Soziale Stadt“, mit dem die Lebens- und Wohnbedingungen dort verbessert werden sollten. Nun wollte die Stadt wissen, was die Menschen von den Veränderungen im Gebiet zwischen Ebertring, Buxheimer-, Eduard-Flachund Naumburger Straße sowie dem Unteresch halten. Knapp 100 Menschen nahmen an der entsprechenden Umfrage teil.
Die Ergebnisse stellte Marco Müller vom Planungsbüro nun in einer Videokonferenz vor. Die Rückmeldungen seien aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht als repräsentativ zu werten, aber immerhin seien wichtige Hinweise gesammelt worden, betonte er. Grundsätzlich gaben 88 Prozent der Teilnehmer an, dass sie gerne an ihrem Wohnort leben. Bei einem Drittel hat sich die Identifikation mit ihrem Wohnort verbessert.
Überwiegend positive Bewertungen gab es nur für das Themenfeld „Verbesserung des Wohnumfelds“. Müller betonte: „Der Großteil findet, hier hat sich extrem was getan.“Dazu bewerteten die Teilnehmer auch einzelne Maßnahmen. Größtenteils „gut“schnitten der Umbau des südlichen Teils der Machnigstraße, der Spielplatz am Waldbottweg und die Wohnumfeldverbesserung der Machnigstraße ab. Die Umgestaltung des Machnigplatzes, die mehr als ein Jahr dauerte und 1,3 Millionen Euro kostete, stuften sogar fast 38 Prozent der Teilnehmer als „sehr gut“ein.
Die Situation der Kinder im Stadtteil hat sich laut den Teilnehmern „leicht verbessert“(38,5 Prozent) oder ist „gleich geblieben“(36,9 Prozent). Lob gab es unter anderem für die Spielplätze am Waldbottweg und an der Eduard-Flach-Straße sowie für das Jugendzentrum Splash. Allerdings wünschten sich die Menschen gerade mit Blick auf Freizeitangebote weitere Verbesserungen. Auf einer Skala von eins bis zehn erhielt die Entwicklung der Angebote für Kinder eine 5,75.
Prozentual sei der Ausländeranteil im Memminger Westen mit rund 30 Prozent deutlich höher als der Anteil in der Gesamtstadt (17,8 Prozent), berichtete Müller. Auffällig ist, dass 14,3 Prozent der Teilnehmer der Umfrage finden, dass sich die Integration dieser Menschen in den vergangenen Jahren verschlechtert habe. „Das ist möglicherweise auf Vorbehalte zurückzuführen, das kennen wir auch aus anderen Städten in Europa und Amerika“, sagte Müller.
Verbesserungen für Senioren erhielten nur eine Bewertung mit fünf von zehn Punkten – schnitten also sehr durchschnittlich ab. „Der Memminger Westen ist ein junger Stadtteil, aber das wird sich in den nächsten
Jahrzehnten ändern“, sagte Müller. Gespalten waren die Teilnehmer bei der Frage, wie sich die Nahversorgung entwickelt habe. 25 Prozent sahen dort eine leichte Verbesserung, fast 33 Prozent aber eine leichte Verschlechterung. Müller erklärte das mit unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Altersgruppen. „Die Jungen freuen sich, dass ein neuer Netto aufmacht, ältere Leute kaufen lieber beim Bäcker und Metzger persönlich ein.“
Gute Bewertungen erhielten auch das Quartiersmanagement und der Verein „Bürger für Bürger – lebendiger Westen“als Motoren der Entwicklungen. „Über 70 Prozent waren zufrieden mit dem Quartiersmanagement, es hat also sehr gute Arbeit geleistet“, sagte Müller. Rund ein Drittel der Befragten bekundete zudem Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit im Verein. „Auch nach dem Ende des Förderprogramms bleiben einige Herausforderungen bestehen“, resümierte Müller.