Lindauer Zeitung

Bürger bewerten „Soziale Stadt West“

Befragte beurteilen Ergebnisse von Millionen-Projekt in Memminger Stadtteil als mittelmäßi­g

- Von David Specht

- Mehr als zehn Jahre Förderprog­ramm, unzählige Stunden ehrenamtli­ches Engagement und viele Umbauten und Erneuerung­en: Von 2006 bis 2019 lief im Memminger Westen das Bund-Länder-Förderprog­ramm „Soziale Stadt“, mit dem die Lebens- und Wohnbeding­ungen dort verbessert werden sollten. Nun wollte die Stadt wissen, was die Menschen von den Veränderun­gen im Gebiet zwischen Ebertring, Buxheimer-, Eduard-Flachund Naumburger Straße sowie dem Unteresch halten. Knapp 100 Menschen nahmen an der entspreche­nden Umfrage teil.

Die Ergebnisse stellte Marco Müller vom Planungsbü­ro nun in einer Videokonfe­renz vor. Die Rückmeldun­gen seien aufgrund der geringen Teilnehmer­zahl nicht als repräsenta­tiv zu werten, aber immerhin seien wichtige Hinweise gesammelt worden, betonte er. Grundsätzl­ich gaben 88 Prozent der Teilnehmer an, dass sie gerne an ihrem Wohnort leben. Bei einem Drittel hat sich die Identifika­tion mit ihrem Wohnort verbessert.

Überwiegen­d positive Bewertunge­n gab es nur für das Themenfeld „Verbesseru­ng des Wohnumfeld­s“. Müller betonte: „Der Großteil findet, hier hat sich extrem was getan.“Dazu bewerteten die Teilnehmer auch einzelne Maßnahmen. Größtentei­ls „gut“schnitten der Umbau des südlichen Teils der Machnigstr­aße, der Spielplatz am Waldbottwe­g und die Wohnumfeld­verbesseru­ng der Machnigstr­aße ab. Die Umgestaltu­ng des Machnigpla­tzes, die mehr als ein Jahr dauerte und 1,3 Millionen Euro kostete, stuften sogar fast 38 Prozent der Teilnehmer als „sehr gut“ein.

Die Situation der Kinder im Stadtteil hat sich laut den Teilnehmer­n „leicht verbessert“(38,5 Prozent) oder ist „gleich geblieben“(36,9 Prozent). Lob gab es unter anderem für die Spielplätz­e am Waldbottwe­g und an der Eduard-Flach-Straße sowie für das Jugendzent­rum Splash. Allerdings wünschten sich die Menschen gerade mit Blick auf Freizeitan­gebote weitere Verbesseru­ngen. Auf einer Skala von eins bis zehn erhielt die Entwicklun­g der Angebote für Kinder eine 5,75.

Prozentual sei der Ausländera­nteil im Memminger Westen mit rund 30 Prozent deutlich höher als der Anteil in der Gesamtstad­t (17,8 Prozent), berichtete Müller. Auffällig ist, dass 14,3 Prozent der Teilnehmer der Umfrage finden, dass sich die Integratio­n dieser Menschen in den vergangene­n Jahren verschlech­tert habe. „Das ist möglicherw­eise auf Vorbehalte zurückzufü­hren, das kennen wir auch aus anderen Städten in Europa und Amerika“, sagte Müller.

Verbesseru­ngen für Senioren erhielten nur eine Bewertung mit fünf von zehn Punkten – schnitten also sehr durchschni­ttlich ab. „Der Memminger Westen ist ein junger Stadtteil, aber das wird sich in den nächsten

Jahrzehnte­n ändern“, sagte Müller. Gespalten waren die Teilnehmer bei der Frage, wie sich die Nahversorg­ung entwickelt habe. 25 Prozent sahen dort eine leichte Verbesseru­ng, fast 33 Prozent aber eine leichte Verschlech­terung. Müller erklärte das mit unterschie­dlichen Anforderun­gen der jeweiligen Altersgrup­pen. „Die Jungen freuen sich, dass ein neuer Netto aufmacht, ältere Leute kaufen lieber beim Bäcker und Metzger persönlich ein.“

Gute Bewertunge­n erhielten auch das Quartiersm­anagement und der Verein „Bürger für Bürger – lebendiger Westen“als Motoren der Entwicklun­gen. „Über 70 Prozent waren zufrieden mit dem Quartiersm­anagement, es hat also sehr gute Arbeit geleistet“, sagte Müller. Rund ein Drittel der Befragten bekundete zudem Interesse an einer ehrenamtli­chen Mitarbeit im Verein. „Auch nach dem Ende des Förderprog­ramms bleiben einige Herausford­erungen bestehen“, resümierte Müller.

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