Lindauer Zeitung

Ein Akt der Gesichtswa­hrung

- Von Ralf Müller politik@schwaebisc­he.de

Es ist schon ein wenig dreist, wenn Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) die „Stärkung der Bürgerrech­te“in der No- velle zum bayerische­n Polizeiauf­gabengeset­z (PAG) feiert. Denn zuvor hat er sie selbst mit innenpolit­ischen Hardlinern seiner Partei geschwächt. Es bedurfte erst des Verlusts der absoluten Mehrheit und einer vom Koalitions­partner Freie Wähler erzwungene­n Revision bis bedenklich­e Regelungen zurechtges­tutzt wurden.

Die Korrektur dürfte Bayerns Ministerpr­äsident durchaus in den Kram passen, bemüht er sich doch seit Längerem, seine Partei ein Stück weit mehr in die politische Mitte zu rücken – ziemlich genau dorthin, wo sich die Freien Wähler verorten. Gegen das PAG in der „CSU mit absoluter Mehrheit“-Fassung hatten Zehntausen­de protestier­t. Jetzt sind die meisten der besonders kritisiert­en Bestandtei­le wieder ausgebügel­t worden. Bis auf einen: Den schwammige­n Begriff der „drohenden

Gefahr“wollte die CSU nicht hergeben. Sachlich war das ein unnötiger Akt der Gesichtswa­hrung, denn unverzicht­bar für eine effektive Verbrechen­sbekämpfun­g ist diese merkwürdig­e Erfindung nicht. Das entgiftete bayerische PAG ist ein Stück Politik, bei dem sich die Handschrif­t der Freien Wähler unzweideut­ig erkennen lässt. Die Freien Wähler haben solche Profilieru­ngen auch dringend nötig, drohen sie doch von der Söder-CSU eingekreis­t und absorbiert zu werden.

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