Neues Rettungspaket für Reisekonzern Tui
(dpa) - Der Tui-Konzern bekommt weitere Staatshilfen gegen einen möglichen finanziellen Absturz in der CoronaKrise. Wie der weltgrößte Reiseanbieter aus Hannover am Mittwoch mitteilte, einigte sich Tui mit dem Bund sowie privaten Investoren und Banken auf ein Finanzierungspaket von insgesamt 1,8 Milliarden Euro. Vor allem der Bund ist daran beteiligt. In letzter Konsequenz könnte der Bund über sogenannte stille Einlagen, die teilweise in Unternehmensanteile umgewandelt werden könnten, künftig direkt an dem Konzern beteiligt sein. Nötig ist nun noch die Zustimmung der EU-Kommission, die prüfen muss, ob der Part des Bundes eine zulässige staatliche Beihilfe ist.
Die Tourismusbranche ist neben Luftverkehr und Gastronomie besonders stark vom Nachfragerückgang in der Pandemie betroffen. Auch die Lufthansa erhielt im Sommer das Go dafür, mit deutscher Staatshilfe weiterzufliegen. Die Aktionäre stimmten damals einer 20prozentigen Kapitalbeteiligung der Bundesrepublik zu, die Wettbewerbshüter der Europäischen Union genehmigten die deutschen Rettungsmaßnahmen. Das LufthansaRettungspaket hatte ein Volumen von neun Milliarden Euro.
- Weihnachtszeit ist Reisezeit: Viele Menschen werden sich auch in der Corona-Krise nicht davon abhalten lassen, über die Feiertage mit dem Zug zu ihrer Familie zu fahren. Damit erhöht sich jedoch gleichzeitig die Angst vor vollen Zügen und einem höheren Ansteckungsrisiko.
Die Deutsche Bahn will diese Bedenken zerstreuen. Am Mittwoch stellte sie ihren Plan vor, wie sie das Passagieraufkommen an den Weihnachtstagen entzerren will. Demnach plant die Deutsche Bahn während dieser Tage 100 zusätzliche Fahrten vor allem auf den Hauptstrecken zwischen den großen Städten. „Das sind doppelt so viele Sonderzüge wie normalerweise an Weihnachten gefahren werden“, sagte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber am Mittwoch in Berlin.
Die zusätzlichen Fahrten vom 18. bis 27. Dezember sollen den Fernverkehr entlasten und für mehr Platz in den Zügen sorgen. „Das ist sicherlich nicht sehr viel“, sagte Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Verglichen mit den 20 000 monatlich angebotenen Fahrten im Fernverkehr muten die 100 Sonderzüge in zehn Tagen wenig an. „Aber das ist dann genau abgepasst auf die besonders ausgelasteten Züge“, sagte Naumann.
Ohnehin wächst das Angebot. 15 neue ICE-4-Züge kommen in diesen Tagen planmäßig aufs Gleis, das erhöht die tägliche Sitzplatzkapazität im Fernverkehr um 13 000 – derzeit liegt sie nach Unternehmensangaben bei 150 000. Hinzu kommen die Sonderzüge. „Wir fahren an diesem Weihnachten so viel Kapazität wie noch nie“, sagte Huber.
Ein Teil der Sonderzüge ist bereits buchbar, wie die Bahn mitteilte. Die übrigen werden demnach schrittweise in die Buchungssysteme eingearbeitet; sie seien voraussichtlich ab dem 8. Dezember buchbar.
Schon vergangene Woche, kurz nach den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern, hatte der Konzern auch sein Reservierungssystem umgestellt. Seither lassen sich nur noch Fensterplätze reservieren. Wer ohne Reservierung in den Zug steigt, soll ebenfalls einen eigenen Fensterplatz zugewiesen bekommen.
Prinzipiell ist es aber weiterhin möglich, dass zwei fremde Menschen in einer Sitzgruppe nebeneinander sitzen. Mit dem zusätzlichen Zugangebot soll das aber so selten passieren wie möglich.
Zum Weihnachtsfest werden außerdem die Hygienemaßnahmen an den Bahnhöfen verstärkt. An großen
Stationen kommen beispielsweise desinfizierende UV-Strahlen zum Einsatz, um Rolltreppen von eventuell daran haftenden Viren zu befreien. Mit Speziallack gegen Viren und Bakterien behandelt die Bahn Handläufe oder Bedienungsknöpfe. Zudem sind nach Angaben von Bahnvorstand
Ronald Pofalla rund 2000 Reinigungskräfte unterwegs, um die Stationen laufend zu reinigen.
Mit all diesen Maßnahmen will die Bahn das Reisen zu Weihnachten also sicher machen. Dabei ist die Auslastung der Züge zumindest im Durchschnitt momentan nicht sehr hoch und nicht vergleichbar mit dem Vorjahreszeitraum.
Laut Huber liegt die momentane Auslastung nur bei 20 bis 25 Prozent. Am eigentlich verkehrsreichen vergangenen Sonntag waren von den 800 Zügen 795 nicht einmal zur Hälfte besetzt. Auch für die Feiertage erwartet Huber ein deutlich geringeres Passagieraufkommen als gewohnt. Der Einsatz der Sonderzüge soll also vor allem beitragen, dass die Fahrgäste untereinander mehr Abstand halten können.
Eine Reservierungspflicht lehnt die Bahn weiterhin ab. Auch die Eisenbahnund Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie der Fahrgastverband Pro Bahn sind dagegen. Während die EVG vor allem auf die Mehrbelastung verweist, die eine solche Pflicht für die Zugbegleiter bedeute, will die Bahn vermeiden, dass Pendler ohne Reservierung auf den Regionalverkehr umsteigen und diesen zusätzlich belasten.
Dafür wird aber die Maskenpflicht verstärkt kontrolliert. In bis zu 50 Prozent der Fernverkehrszüge kontrollieren sogenannte Sicherheitsteams an Bord die Einhaltung der Maskenpflicht. 4000 Sicherheitskräfte der Bahn und 5000 Bundespolizisten seien zu diesem Zweck im Einsatz.
Ob die Maßnahmen des bundeseigenen Konzerns am Ende ausreichen, bleibt abzuwarten. „Das Problem ist, dass keiner genau weiß, wie viele Menschen am Ende fahren werden“, sagte Naumann von Pro Bahn.
Sicher ist nur: Das zusätzliche Angebot wird den finanziell ohnehin angeschlagenen Konzern weiter belasten. Zwar sei es aufgrund der hohen Fixkosten im Fernverkehr immer besser, Züge mit niedriger Auslastung fahren zu lassen als gar nicht, sagte Huber. Aber die Kosten würden mit der geringen Nachfrage nicht gedeckt.
Schon im Mai wurde ein CoronaSchaden von gut acht Milliarden Euro befürchtet. Nun dürften es nach Medienberichten 9,6 Milliarden Euro werden, vielleicht sogar elf Milliarden Euro – je nachdem wie schnell sich im Frühjahr die Fahrgastzahlen erholen. Die Bahn äußerte sich dazu nicht.
Hatte das Management schon vor der Krise um den Gewinn gefürchtet, muss es dem Aufsichtsrat nächste Woche nun tiefrote Zahlen erklären. Nach 44 Milliarden Euro Umsatz 2019 werden es dieses Jahr wohl sechs Milliarden Euro weniger sein, wie in Konzernkreisen zu hören ist.
Weil die meisten Züge auch ohne Fahrgäste weiterfuhren und das Gütergeschäft weiter schwächelt, kommt demnach allein bei der Eisenbahn in Deutschland ein Minus von 3,3 Milliarden Euro zusammen. Hinzu kommt eine Sonderabschreibung von 1,4 Milliarden Euro bei der Auslandstochter Arriva und weitere Negativposten. Unterm Strich dürfte ein Verlust von 5,6 Milliarden Euro stehen, hieß es. Staatliche Hilfen sollen kommen. Doch die Genehmigung der EU-Kommission steht noch aus.