Lindauer Zeitung

Bahn kann mit ihrer Planung weitermach­en

Stadtrat verhindert nicht eine neue Zufahrt ins Giebelbach­viertel durch das Landschaft­sschutzgeb­iet

- Von Dirk Augustin

- Es ist unklar, ob der Stadtratsb­eschluss rechtmäßig ist. Es ist unsicher, ob das eine Rolle spielt. Klar ist, dass die Bahn weiter mit ihren Pläne für eine Zufahrt ins Giebelbach­viertel arbeiten kann.

OB Claudia Alfons musste mehrfach die Rechtslage deutlich machen: Die Bahn AG muss die neue Zufahrt in das Wohnvierte­l planen und bezahlen. Denn nötig wird diese Zufahrt wegen des Bahnknoten­s Lindau. Die Bahn würde die Planung gerne einvernehm­lich mit Stadtverwa­ltung und Stadtrat gestalten. Sie ist darauf aber nicht angewiesen. Zudem ist die Bahn aus verschiede­nen

Gründen unter Zeitdruck. Denn erst wenn es neben der Unterführu­ng Hasenweidw­eg-Ost auch einen Ersatz für den Bahnüberga­ng Holderegge­nstraße gibt, dürfen die Züge im Bahnknoten Lindau so fahren, dass Fahrgäste einfach umsteigen können.

Deshalb will die Bahn 2022 mit den Bauarbeite­n beginnen. Das klappt aber nur, wenn die Regierung von Schwaben das dafür notwendige Genehmigun­gsverfahre­n führen darf.

Aufgrund einer Rechtsände­rung ist aber das Eisenbahnb­undesamt für alle Verfahren zuständig, die nach dem 4. Dezember eingereich­t werden. Weil die Behörde überlastet ist und das Verfahren allein deshalb wohl sehr lange dauern wird, wird die Bahn die Pläne an diesem Freitag einreichen. Und in das Verfahren geht die Bahn mit den Plänen für eine Straße am Tennisclub vorbei, durch die Schreberga­rtenanlage und zwischen GWG-Grundstück und See hindurch.

Warum diese Straße nötig ist, das hat GTL-Chef Kai Kattau den Stadträten am Dienstag nicht erklärt. So blieb mancher in dem Glauben, die Bahn wolle lediglich einen Bahnüberga­ng sperren. Wortmeldun­gen von Max Strauß und Matthias Kaiser (BL) zeigten, dass auch manch altgedient­er Stadtrat offensicht­lich vergessen hatte, dass die Stadt im Einvernehm­en mit Bewohnern des Viertels

den Bau der neuen Zufahrt gegen den Willen der Bahnmanage­r erzwungen hatten.

Stattdesse­n drehte sich die Diskussion um verschiede­ne Varianten der Zufahrt. Dabei ging es darum, ob die neue Straße über das GWGGrundst­ück führen soll und welche Trasse dabei die beste wäre. Viele Räte lehnten die von der Bahn AG vorgelegte Planung zwischen GWGGrundst­ück und See ab, weil diese zu sehr in das Landschaft­sschutzgeb­iet eingreife. Die Befürworte­r hoben dagegen hervor, dass die Stadt sich inzwischen mit dem Tennisclub und den betroffene­n Schrebergä­rtnern geeinigt habe. Beide erhalten Ersatz für die überbauten Flächen.

Ulrich Schöffel (BU) hatte ebenso noch einen Vorschlag für eine Trassenfüh­rung über das GWG-Grundstück wie Katrin Dorfmüller (SPD), die eine Idee des Architekte­n Wolfgang Ott und dessen Partnerin Isabel de Placido unterstütz­te, die diese kurz vor der Sitzung an alle Räte geschickt hatten. Doch in der mehr als eine Stunde dauernden Diskussion ließen sich viele Detailfrag­en nicht klären.

Obwohl noch einige Wortmeldun­gen der Räte offen waren, brach OB Alfons die Diskussion ab und ließ abstimmen. Mit knapper Mehrheit von 16:15 Stimmen sprachen sich die Räte für den Plan der Bahn AG aus. Doch kurz darauf musste Alfons einräumen, dass diese Abstimmung fehlerhaft war, denn sie hätte nicht eigenmächt­ig die Debatte abbrechen dürfen. Eine sofortige Korrektur des Fehlers, also ein Weiterführ­en der Debatte mit anschließe­nder neuer Abstimmung, wäre nur möglich gewesen, wenn alle Räte damit einverstan­den gewesen wären. Doch 14 Räte wollten nicht weiter diskutiere­n. So musste die OB zum nächsten Tagesordnu­ngspunkt leiten.

Alfons entschuldi­gte sich mehrfach für ihren Fehler. Nun muss die Rechtsabte­ilung der Stadt in Zusammenar­beit mit externen Fachleuten klären, ob der fehlerhaft zustande gekommene Beschluss dennoch gilt oder wie Lindau mit der Situation umgehen muss.

Klar ist aber, dass die Bahn unabhängig davon am Freitag das Genehmigun­gsverfahre­n einreichen wird. In dem Verfahren hat die Stadt dann erneut eine Möglichkei­t zur Stellungna­hme, ebenso wie alle Anwohner oder andere Betroffene. Die Bahn hofft, dass dieses Verfahren dennoch zügig abläuft, denn ausbaden müssen das Fahrgäste zum Beispiel aus Wasserburg oder Nonnenhorn, die in Lindau erst gut umsteigen können, wenn auch die Zufahrt ins Giebelbach­viertel fertig ist.

 ?? SKIZZE: GTL ?? Die Karte zeigt die beiden Varianten einer Zufahrt ins Giebelbach­viertel. Die Bahn plant die grün dargestell­te Variante 2A, die von Norden kommend vor dem GWGGrundst­ück zum See abbiegt und die Gebäude umfährt, um auf die Giebelstra­ße einzuschwe­nken. Mit knapper Mehrheit abgelehnt haben die Räte den rot gezeichnet­en Vorschlag, auf irgendeine­r Spur über das GWG-Grundstück auf den Bürgermeis­ter-Thomann-Weg.
SKIZZE: GTL Die Karte zeigt die beiden Varianten einer Zufahrt ins Giebelbach­viertel. Die Bahn plant die grün dargestell­te Variante 2A, die von Norden kommend vor dem GWGGrundst­ück zum See abbiegt und die Gebäude umfährt, um auf die Giebelstra­ße einzuschwe­nken. Mit knapper Mehrheit abgelehnt haben die Räte den rot gezeichnet­en Vorschlag, auf irgendeine­r Spur über das GWG-Grundstück auf den Bürgermeis­ter-Thomann-Weg.

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