Neuer Pächter für Sennerei in Grünenbach
Gebrüder Baldauf ziehen sich nach 48 Jahren zurück, Bernd Baur übernimmt
- Am vergangenen Samstag ist die Sennerei in Grünenbach zum letzten Mal geöffnet gewesen – um am kommenden Freitag, 4. Dezember, wieder zu öffnen. Die Gebrüder Baldauf GmbH & Co. KG, die seit 48 Jahren Pächter war, zieht sich aus der Argentalgemeinde zurück und verlagert die Produktion nach Lindenberg. Doch mit Bernd Baur übernimmt ein neuer Pächter den Betrieb.
Bernd Baur aus Stiefenhofen ist in der Westallgäuer Milchwirtschaft kein Unbekannter. Schon sein Vater Alfons war über 30 Jahre lang Betriebsleiter der Sennerei in Hopfen. Dort wuchs Bernd Baur auch auf und absolvierte einen großen Teil seiner Ausbildung zum Molkereifachmann. Später sammelte er Erfahrungen in Frankreich, der Schweiz sowie Ostdeutschland und arbeitete dann bis zum Jahr 2000 bei Omira in Neuravensburg.
Dann aber folgten 20 Jahre als Betriebsleiter der Sennerei in Rutzhofen. Die Sennerei in Grünenbach kannte er nur von kurzen Einsätzen während seiner Ausbildungszeit. Als er von den Plänen der Firma Baldauf hörte, den Betrieb hier aufzugeben, war sein Interesse geweckt, mit 52 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit zu schaffen. Zumal die nächste Generation die Familientradition fortsetzt: Sohn Ulrich hat seine Ausbildung zum Milchtechnologen bei Hochland begonnen, sein Bruder Fabian studiert gerade Lebensmitteltechnologie. Und mit Lucia absolviert die Tochter von Bernd Baur eine kaufmännische Ausbildung.
EntsprechendeKompetenzbringt nicht zuletzt Ehefrau Hildegard Baur ein: Sie ist Bilanzbuchhalterin und will sich künftig um die Büroarbeiten und das Geschäft kümmern. „Die ganze Familie zieht an einem
Strang“, freut sich Bernd Baur. Einen sechsstelligen Betrag investieren Bernd und Hildegard Baur in das Projekt. Das Gebäude pachten sie zwar von der seit 133 Jahren bestehenden Sennereigenossenschaft Grünenbach. Doch das vorhandene Inventar lösen sie bei Baldauf ab und ergänzen es mit zusätzlichen Maschinen.
Bislang war die Produktion in Grünenbach auf Käse konzentriert. Baur will hingegen ein komplettes Sortiment von Schnitt- und Kräuterkäse über handgeschöpften Quark bis hin zu Joghurt und Butter produzieren. Das Ladengeschäft will das Ehepaar Baur im Februar umbauen. Damit es dort vom ersten Verkaufstag an etwas gibt, kauft Baur zunächst Handelsware ein. Denn: „Ein guter Bergkäse braucht mindestens drei bis vier Monate.“
Reaktivieren will er zum Lagern und Reifen auch den Keller der Grünenbacher Sennerei. Trotz der großen Angebotspalette: Baur schätzt, dass er künftig 600 000 Liter Milch verarbeitet – bei Baldauf waren es rund vier Millionen Liter jährlich. Doch in der Produktion ist der 52-Jährige zunächst allein, das Lindenberger Traditionsunternehmen hatte in Grünenbach dagegen sechs Mitarbeiter beschäftigt.
Nicht nur über das Geschäft wollen Hildegard und Bernd Baur die Produkte verkaufen. Auch einen Onlineshop im Internet wollen sie starten. Und dann gilt es noch, einen speziellen Käse zu produzieren, der Teil eines „Käse-Döners“wird. Die Idee hatte Baur schon vor einiger Zeit und beliefert über eine eigens gegründete Firma aktuell 14 Verkaufsstellen in ganz Deutschland. „Das möchte ich gern ausbauen“, blickt er nach vorn.