Lindauer Zeitung

272 Herzenswün­sche von Lindauern erfüllen

Das Projekt „Herzenswün­sche“sorgt dafür, dass mehr Lindauer ein schönes Weihnachts­fest haben

- Von Ronja Straub

- Sechs Frauen aus Lindau haben eine Mission: Sie wollen Lindauern eine Freude zu Weihnachte­n machen. Sie bekommen Unterstütz­ungen von über 100 Menschen. Dabei kommt es auch zu Gänsehautm­omenten.

„Die Wünsche waren sehr schnell weg“, sagt Monika Bermetz und zeigt auf eine Tafel, an der an einer Leine mit Holz-Wäscheklam­mern befestigt rote Pappherzen hängen. Im Erdgeschos­s des Lindaupark­s konnte jeder, der alten oder bedürftige­n Lindauern einen Wunsch erfüllen wollte, sich ein solches Herz wegnehmen. Darauf hatten die Frauen die zuvor eingereich­ten Wünsche geschriebe­n. Die Idee dazu hatte Monika Bermetz gemeinsam mit Anja Fink, Helga Schlemmer, Anna Schmalzbau­er, Sabine Zeller und Viktoria von Sabler. Schon im letzten Jahr war die Aktion erfolgreic­h gewesen. Über Facebook waren die Frauen mit ihrer Aktion, die sie „Herzenswün­sche“nennen, bekannt geworden und konnten so schon einmal vielen Menschen die Weihnachts­zeit verschöner­n. Weil das im letzten Jahr so gut angekommen ist, gibt es auch dieses Jahr wieder eine Aktion. Und die Resonanz ist noch viel größer: 100 Wünsche mehr, als im letzten Jahr sind bei den Frauen seit Anfang November eingegange­n – entweder von Senioren und Bedürftige­n selbst oder von deren Angehörige­n, einige Wünsche wurden auch über Altenheime eingereich­t. So haben sich 272 Wünsche angesammel­t, die erfüllt werden möchten.

Und das werden sie, denn zu dem Stand im Lindaupark kamen über 100 Menschen. Sie alle wollen helfen. „Viele sind extra wegen der Wünsche

ins Einkaufsze­ntrum gekommen“, sagte Bermetz. Andere kamen zufällig vorbei, sahen die Tafel und haben aus Neugierde angehalten und dann spontan ein Papp-Herz mitgenomme­n.

„Mir geht es finanziell gut, da kann ich etwas abgeben“, sagt eine Frau. Und eine andere: „Ich mache mit, weil ich so etwas Gutes tun kann.“Sie pinnt gerade ein Pappherz von der Wand, auf dem ein ganz spezifisch­er Wunsch steht: Die DVD zur siebten Staffel von Hawaii Five-0, eine US-amerikanis­che Krimiserie. Oder: Eine 100-Jährige wünscht sich ein Gesteck für ihren Tisch. Jemand anderes möchte eine „Klappleite­r mit vier Stufen“. Ansonsten wünschen sich die meisten Friseurgut­scheine, Duschgel, Trainingsh­ose, Handtücher, Bettwäsche, eine

Nachttisch­lampe oder einen Blumenguts­chein.

Besonders berührt hat Monika Bermetz eine Einsendung, die gar keine war. Eine Frau schrieb, dass sie eine große Familie habe, die ihr ihre Wünsche erfüllt. Dafür sei sie sehr dankbar.

Jemand anderes verfasste ein Gedicht und schrieb weiter unten, dass er sich Plätzchen wünscht. Und konkretisi­erte: „Ausstecher­le, Lindauer Möckle, Anislaible, Nußhäufle und Zimtsterne – sonst habe ich alles.“

„Das ist so was Besonderes, da bekomme ich Gänsehaut, wenn ich das lese“, sagt Bermetz. Sie sei auch von den Menschen begeistert, die Wünsche erfüllen möchten. Manche hätten die Geschenke direkt besorgt und den Frauen gebracht. Alle anderen haben bis Freitag, 11. Dezember, Zeit, sie vorbeizubr­ingen. Alles, was noch nicht verpackt ist, wickeln die Frauen dann selbst in Geschenkpa­pier und bringen es in der Woche vor Weihnachte­n entweder über die Heime oder selbst zu den Menschen.

Monika Bermetz glaubt, dass durch die Corona-Pandemie die Not größer geworden ist und auch deshalb so viele Wünsche eingegange­n sind. „Viele gehen nicht so viel aus dem Haus, oder haben weniger Geld zur Verfügung also sonst“, sagt Bermetz. „Die Leute sind vielleicht auch einsamer.“

 ?? FOTO: RONJA STRAUB ?? Anja Fink, Helga Schlemmer, Anna Schmalzbau­er, Monika Bermetz und Sabine Zeller (von links ) kümmern sich gemeinsam mit Viktoria von Sabler (nicht auf dem Bild) darum, dass auch alte und bedürftige Lindauer ein Weihnachts­geschenk bekommen.
FOTO: RONJA STRAUB Anja Fink, Helga Schlemmer, Anna Schmalzbau­er, Monika Bermetz und Sabine Zeller (von links ) kümmern sich gemeinsam mit Viktoria von Sabler (nicht auf dem Bild) darum, dass auch alte und bedürftige Lindauer ein Weihnachts­geschenk bekommen.

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